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Am fränkischen Hofe aufgewachsen, Schüler Alkuins, wurde A. Freund und Staatsmann Karls des Großen. Aus seinem Liebesbund mit Karls Tochter Bertha (Ursprung der Sage von Eginhard und Emma) gingen zwei Söhne hervor, der Historiker Nithard und Harnid. A. begleitete 782 Pippin, den zum König von Italien ernannten Sohn Karls. 792, 794 und 796 betraute Karl A. mit wichtigen Gesandtschaften an den Papst. A.s Name steht unter den Zeugen von Karls Verfügung über seinen Schatz zugunsten der Kirche (811). 790 übergab Karl A. als Laienabt das Kloster Centula (St. Riquier bei Amiens), das A. mit prachtvollen Neubauten und zahlreichen Handschriften ausstattete. Er lebte meist in Aachen, blieb eifriges Mitglied der Hofakademie, in der er wegen seiner von den Zeitgenossen bewunderten Gedichte Homer genannt wurde. Sie stehen nicht über dem Durchschnitt seiner Zeit, für das Leben am Hofe Karls sind sie sehr aufschlußreich. Ob A. das nur als Bruchstück erhaltene, unter dem Titel „Karolus Magnus et Leo papa“ herausgegebene Epos verfaßte, ist stark umstritten. Die Mönche seines Klosters verehrten ihn später als Heiligen, doch war der vornehm auftretende und prachtliebende Laienabt ein ausgesprochener Repräsentant der weltoffenen und weltfrohen Richtung in der Umgebung Karls des Großen.
Werke
Gedichte, in: J. P. Migne, Patrologiae cursus completus I, S. 306 ff. (vgl. L. Traube, O Roma nobilis, 1891, S. 326 ff.); De ecclesia Centulensi libellus, in: MGH SS XV, S. 174 ff. (Bericht über d. Verwaltung seines Klosters).
Literatur
ADB I; Vitae, in: AA SS OSB IV, 1, S. 108 bis 130; F. Lot, Hariulfe, Chronique de l'Abbaye de Saint-Riquier, Paris 1894; Wattenbach I, S. 191 ff.; Hauck II, S. 180 f.; Manitius I, S. 543 ff.; H. v. Schubert, Gesch. d. christl. Kirche im Früh-MA, 1921, S. 362, 753 u. ö.; E. Patzelt, Die Karoling. Renaissance, 1924; G. Schnürer, Kirche u. Kultur im MA I, 1924, S. 357, 362; P. Lehmann, Das lit. Bild Karls d. Gr. vornehml. im lat. Schrifttum d. MA, in: SB d. Bayer. Ak. d. Wiss. IX, 1934; K. Jakob, Qu.kde. d. dt. Gesch. im MA I, 41943, S. 101; O. Schumann, in: Vf.-Lex. d. MA I, 1933; LThK; Enc. Catt. I, 1949. [1]
Ökumenisches Heiligenlexikon - Angilibert von St-Riquier
auch: Engelbert
Gedenktag katholisch: 18. Februar
Übertragung der Gebeine: 4. November
Name bedeutet: wie ein Engel glänzend (latein. - althochdt.)
Laienabt in St-Riquier, Dichter
* um 750
† 18. Februar 814 in Centula, heute St-Riquier in der Picardie in Frankreich
Angilibert war Franke vornehmer Abstammung und an der Hofschule durch Petrus von Pisa, Paulinus von Aquileia und Alkuin unterrichtet worden. Er hatte Staatsämter bei Karl des Großen' Sohn Pippin, dem König von Italien, und war HofKaplan und -dichter bei Karl dem Großen; dessen Tochter Bertha war seine Geliebte, aus dieser Verbindung stammten die Söhne Nithard, der um 800 geboren wurde, und Hartnit.
790 wurde Angilibert - wohl als Kleriker mit unbekanntem Weihegrad - Abt im Benediktinerkloster Centula. Er vermehrte die Bibliothek auf 202 Bände und ließ die bedeutende Kirchenanlage errichten. Als Gesandter von König Karl besuchte er 792 Papst Hadrian I. zur Klärung der Fragen um den Adoptianismus und 794 zur Überreichung der Libri Carolini, der in Karls Auftrag verfassten Denkschrift zum Thema der Ikonenverehrung. 796 überbrachte er Papst Leo III. einen Teil der Beute aus dem Sieg über die Awaren und einen Brief Karls über die Gewaltenteilung zwischen Papst und Frankenkönig. In Gedichten pries er Karl und seinen Hof; er dichtete Inschriften, auch Grabinschriften, darunter seine eigene. Auf dem Totenbett bereute er seine Fehltritte mit Karls Tochter, worauf sein Leichnam jahrelang unverwest blieb.