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 Bohrer

von Barcelona, Bernhard I.

männlich vor 802 - 844  (42 Jahre)


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  • Name von Barcelona, Bernhard 
    Suffix I. 
    Geburt vor 802  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status Barcelona [08001],Barcelona,Katalonien,Spanien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Graf von Barcelona 
    Titel/Amt/Status Septimanien,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Septimanien 
    Titel/Amt/Status Spanische Mark Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Markgraf der spanischen Mark 
    Tod 14 Feb 844  [1
    • hingerichtet
    Personen-Kennung I1236  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 24 Jan 2016 

    Vater von Aquitanien, Wilhelm I.   gest. 28 Mai 812, Saint-Guilhem-le-Désert [34150],Hérault,Languedoc-Roussillon,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Mutter Witberga   gest. vor 802 
    Familien-Kennung F502  Familienblatt  |  Familientafel

  • Ereignis-Karte
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  • Notizen 
    • Bernhard I. Graf von Barcelona
      Herzog von Septimanien
      Markgraf der spanischen Mark
      vor 802-14.2.844 hingerichtet
      Sohn des Grafen Wilhelm der Heilige von Toulouse aus seiner 2. Ehe mit der Witberga

      Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1985

      Bernhard, Graf von Barcelona
      + 844
      Er entstammt einer hochadligen Familie. Sein Vater war Wilhelm der Heilige von Gellone, Graf von Toulouse.

      Bernhard heiratete 824 Dhuoda. Er wurde 826 Graf von Barcelona und Herona, 828 Graf von Septimanien. Bernhard schlug 827/28 erfolgreich arabische Angriffe auf sein Gebiet zurück. Als Parteigänger der Judith berief ihn LUDWIG DER FROMME 829 als leitenden Staatsmann, bekleidete mit dem Amt des Kämmerers, an den Hof, um mit seiner Hilfe die Opposition der "Reichseinheitspartei" gegen den Bruch der ordinatio imperii durch die Ausstattung KARLS DES KAHLEN mit einem Reichsteil zurückzudrängen. Infolge eines Aufstandes der Gegenpartei mußte Bernhard 830 den Hof verlassen und sich in seine Grafschaften zurückziehen. Auf einem Reichstag in Diedenhofen reinigte sich Bernhard 831 durch Eid vom Vorwurf des Ehebruchs mit Judith, doch kehrte er nicht in seine frühere Stellung an den Hof zurück. Bernhard schloß sich Pippin I. an und widmete sich dem Ausbau seiner Machtposition. Obwohl er zeitweise abgesetzt wurde, behauptete er sich in Septimanien und eroberte 835/37 die Grafschaften Toulouse und Carcassonne. Er geriet in Konflikt mit der "gotischen" Bevölkerung seines Gebietes, die 838 bei LUDWIG DEM FROMMEN Übergriffe gegen ihr Recht und ihren Besitz beklagte. Bernhard kämpfte gegen LOTHAR I., der aus Rache zwei seiner Geschwister ermordete. Im Krieg der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN trat Bernhard für Pippin II. ein, mit dem er einen politischen Vertrag schloß. Schon 841 näherte er sich KARL DEM KAHLEN, doch wandte er sich erneut Pippin II. zu, als der Vertrag von Verdun seine Interessen verletzte. Bernhard wurde 844 bei Toulouse von KARL DEM KAHLEN gefangengenommen und hingerichtet.
      Er ist der typische Vertreter des rücksichtslos die eigene Macht mehrenden Hochadels in der Verfallszeit des KAROLINGER-Reiches.
      Bernhard war das Patenkind von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME. 828 wurde er mit dem Amt des Kämmerers betraut und stieg damit zum zweiten Mann nach dem Kaiser auf. Er führte die Aufsicht über KARL II. DEN KAHLEN und galt als der Geliebte der Kaiserin Judith. Beim Aufstand von 830 ergriff er die Flucht nach Barcelona, wurde aber 831 auf dem Reichstag zu Diedenhofen begnadigt und 832 abgesetzt. 833/34 erneut verjagt, wurde er völlig rehabilitiert. Er stützte jahrelang Pippin II. und förderte letztlich aber die kaiserlich-zentralistischen Bestrebungen LOTHARS I. und stellte sich damit gegen die separatistisch-gotischen Kräfte, die ihn hinrichteten.

      Dümmler Ernst: Band I Seite 53,57,59,60,66,68,71,93,97,110,144,163,233-235, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

      Judith erkor für diese Aufgabe den Markgrafen Bernhard von Barcelona, Herzog von Septimanien, einen Paten des Kaisers, vornehmer Herkunft, Sohn des für heilig gehaltenen, vielgefeierten Wilhelm von Toulouse und Vetter des kürzlich ernannten Grafen Odo von Orleans [Bernhard wurde nach der Absetzung Beras im Jahre 820 über die spanische Mark gesetzt.]. Bei demselben Aufstande in der spanischen Mark, durch welchen Hugo und Matfrid ihre Ämter verloren, hatte Bernhard sich durch die Umsicht und Verschlagenheit hervorgetan, mit der er die Ausbreitung desselben in seine Grafschaft verhütete. Seine oft erprobte Kühnheit und Tatkraft flößten der Kaiserin großes Zutrauen ein, daß sie ihren Gemahl veranlaßte, ihn mit unumschränkter Vollmacht als Schatzmeister oder Kämmerer an die Spitze des königlichen Hauswesens und der gesamten Verwaltung zu stellen, damit er, durch dessen Hand künftig alle Verleihungen gehen sollten, ihrem Sohne als eine feste und unüberwindliche Schutzwehr gegen seine Widersacher diente. Der Mann aber, den sie hierdurch zur rechten Hand des Kaisers, ja zu dessen Stellvertreter erhob, war ein frecher und gewalttätiger Krieger, ohne Scheu vor dem Heiligen und ohne Treue, dem jedes Mittel recht war, Macht zu erlangen oder sie zu behaupten.
      Es galt dieselbe in jeder Weise zu schüren, das allgemeine Mißvergnügen auf einen bestimmten Gegenstand, den frechen und anmaßlichen Herzog Bernhard zu lenken. Um endlich die gefährliche Gegnerin, die Kaiserin Judith selbst mit in den Sturz des Güstlings zu verwickeln, wurde die Mär ausgestreut und begierig geglaubt, Bernhard stehe mit seiner Gebieterin in einem unerlaubten, äußerst anstößigem Verhältnis.
      Bernhard wich mit LUDWIGS Zustimmung, von der Küste kommend, dem Sturme aus, indem er sich nach Barcelona zurückzog.
      Judith war unschädlich gemacht, Bernhard entwichen, sein Bruder Heribert mußte statt seiner büßen, indem er auf LOTHARS Befehl geblendet und nach Italien verbannt wurde; die letztere Strafe traf auch seinen Vetter Odo von Orleans.
      Bernhard, der seit seiner Flucht in der spanischen Mark gelebt, wagte auf der Versammlung in Ingelheim (831) jetzt auch seinen Anklägern kühn entgegenzutreten, indem er sie wegen seines angeblichen Ehebruches mit der Kaiserin zum Gottesurteil des Zweikampfes herausforderte. Als niemand sich meldete, wälzte er ebenfalls die Beschuldigung durch einen Reinigungseide von sich ab. Judith war klug genug, den früheren Einfluß, nach dem er trachtet, ihm nicht wieder einzuräumen: bald gehörte er zu den Unzufriedenen, die von jeder Veränderung Gewinn hofften und einen Umsturz herzuführen wünschten.
      Teils seine frühere Widersetzlichkeit, teils daß jetzt der in Ungnade gefallene Herzog Bernhard seine Gunst genoß, war Grund genug, Pippin seines Reiches zu berauben (832). Von Orleans rückte der Kaiser alsbald in Aquitanien ein, wo zu Anfang Oktober Pippin und Bernhard zu ihrer Verantwortung nach der Pfalz Joac im Limousin beschieden wurden. Dem Herzog Bernhard wurden wegen Untreue seine Lehen abgesprochen, obwohl kein Ankläger auftrat, der ihm dieselbe durch Zweikampf zu beweisen bereit wäre, Pippin dagegen sollte mit Weib und Kind nach Trier gebracht werden.
      In Burgund erhob sich 834 Bernhard, der gestürzte Kämmerer, der durch seine Verbindung mit Pippin das Herzogtum Septimanien eingebüßt, und der Graf Warin von Macon: durch lockende Verheißungen gewannen sie das Volk für die Sache des abgesetzten Kaisers und verpflichteten es durch Eide.
      Bis Boneuil im Pariser Becken drangen indessen auch die Grafen Warin und Bernhard vor und schickten von dort Gauzhelm, Bernhards Bruder und den Abt Adrebald von St. Germer de Flay gegen Ende Februar mit der Botschaft an LOTHAR, er möge seinem Vater die Freiheit wieder schenken, so wollten sie für ihn Fürbitter sein, daß ihm von seinen früheren Ehren nichts verkürzt würde.
      Nachdem LOTHAR die Umgegend verwüstet und die von seinen Gegnern in der Eile befestigte Stadt Chalon drei Tage hindurch gestürmt, ergab sich dieselbe endlich durch einen Vergleich. Unter wildem Zuruf des Heeres wurden von den tapferen Verteidigern die Grafen Gauzhelm von Roussillon, Bernhards Bruder, der Gote Sanila und der königliche Vasall Madalhelm mit dem Schwerte gerichtet, die Nonne Gerberga, eine Schwester Gauzhelms in ein Weinfaß gesteckt und als Giftmischerin in der Saone ersäuft.
      Insbesonderheit beschäftigten den Kaiser neben diesen allgemeinen Verfügungen noch die Angelegenheit der spanischen Mark und des Herzogtums Septimanien, um deren Besitz Bernhard mit dem Grafen Berengar von Toulouse haderte, der an seiner Statt im Jahre 832 mit der Verwaltung jener Länder betraut worden war. Durch seine neueren Verdienste um den Kaiser glaubte Bernhard sich jetzt berechtigt, seine frühere Stellung wieder zu fordern. Wahrscheinlich wurde der Streit durch eine Teilung geschlichtet, die nicht zum Vollzug kam, weil Berengar, ein Verwandter des Kaisers, auf dem Rückweg vom Reichstag starb (835) und seinem Nebenbuhler Platz nachte.
      Außer dem nördlichen Aquitanien besaß KARL fast nichts mehr sicher, zumal da auch der Markgraf Bernhard von Septimanien, sein einstiger Beschützer, über dessen freche Eingriffe in das Eigentum von Kirchen wie von Privatleuten noch unter dem alten Kaiser vielfache Klagen laut geworden [Vita Hludowici c. 59. Der Kaiser hatte zu Quierzy eine Untersuchung durch Sendboten angeordnet.], sich äußerst zweideutig benahm und heimlich den kecken Plan einer völligen Losreißung verfolgte.
      Nur wenige von Pippins Vasallen traten zu KARL über und auch der Herzog Bernhard von Septimanien, der der Bruderschlacht in geringer Entfernung als unbeteiligter Zuschauer begewohnt, verharrte in seiner zweideutigen Stellung und bei seinen alten Unabhängigkeitsgelüsten, indem er nur seinen ältesten Sohn Wilhelm dem König huldigen ließ, selbst aber zu kommen verschmähte.
      Nach Ablauf des Winters zog der König im Frühjahr 844 gegen Aquitanien, von dem sich nur etwa die Hälfte in seinen Händen befand, während der übrige Teil noch immer hartnäckigen Widerstand leistete. Zur Partei Pippins gehörte namentlich auch die Stadt Toulouse, die mächtigste des ganzen Landes, wiewohl der Erzbischof und Markgraf Humfrid von Toulouse auf KARLS Seite standen. Mit der Belagerung dieser Feste, einst des stärksten Bollwerkes gegen die Anfälle der Sarazenen eröffnete der König seinen Feldzug, indem er in dem benachbarten Kloster S. Saturnin sein Quartier nahm. Dort ward ihm endlich die längst ersehnte Gelegenheit eines furchtbaren Strafgerichst an einem der schuldbelastendsten Urheber des Bürgerkrieges zu vollstrecken. Der Markgraf Bernhard, einst zum Beschützer KARLS erkoren, hatte auch für die, welche ihn nicht aus persönlicher Feindschaft zu stürzen suchten, seine eigensüchtigen Absichten bereits bei Lebzeiten des alten Kaisers durch seinen Abfall zu Pippin verraten und seitdem waren seine vermessenen Pläne im er deutlicher hervorgetreten. Da er in der Schlacht bei Fontenat keines Königs Partei ergriff, sondern an der Spitze seiner Streitkräfte den Ausgang wohlgerüstet erwartete, zeigte sich klar, daß sein Vorhaben auf die Schwächung aller drei gestellt war, um unter den Trümmern des alten Herrscherhauses eine selbständige Herrschaft zu begründen. Durch die Huldigung, die auf sein Geheiß sein kaum erwachsener Sohn Wilhelm dem König KARL nachmals geleistet, hielt er selbst sich nicht gebunden; das spansiche Emirat in Cordoba mit dem schon früher einzelne Gegner des fränkischen Reiches aus diesen Gegenden in Verbindung getreten, andrerseits König Pippin, dem er durch angebliche Vermittlung nützlich gewesen, gewährten einen doppelten Rückhalt, um die Unabhängigkeit wider den westfränkischen Herrscher auch ferner zu behaupten. Wie KARL schon früher einmal versucht, sich seiner Person mit List zu bemächtigen, so schien bei der bedrängten Lage des Reiches dieser Weg auch jetzt der kürzeste und zweckmäßigste zum Ziele. Ohne Feindseliges zu ahnen, wurde Bernhard in das königliche Lager gelockt, dort plötzlich in Haft genommen, durch das Gericht der Franken als Hochverräter zum Tode verurteilt und schleunigst gerichtet. An zureichenden Gründen für dieses Verfahren konnte es nicht fehlen, da außer der fortgesetzten Auflehnung und Treulosigkeit, deren er sich schuldig gemacht, vielfache Gewalttätigkeiten und Räubereien, die er mit seinen Gesellen verübt ihm zahlreiche Widersacher erweckt hatten. Sein Verhalten, das kecke Trachten nach der Königskrone erregte Grausen unter den Zeitgenossen, weil es vereinzelt dastand als eine unerhörte Tat war.

      Riche Pierre: Seite 185-191,197,230, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

      Auch die Kaiserin Judith, die ausschließlich an die Ansprüche ihres kleinen Sohnes dachte, konnte ihrerseits einige Gefolgsleute um sich sammeln. Zu ihnen gehörte auch Markgraf Bernhard von Septimanien, ein Patenkind des Kaisers. Als Sohn jenes Wilhelm, der unter KARL DEM GROSSEN Graf von Toulouse war, war er LUDWIGS Vetter. Im Jahre 824 heiratete er in der Aachener Pfalzkapelle Dhuoda, die einer bedeutenden austrischen Familie entstammte. Wie sein Vater war auch Bernhard damit beauftragt, das südliche Aquitanien gegen Arabereinfälle zu schützen. Er erhielt die Gelegenheit, seine militärischen Fähigkeiten zu beweisen, als 827 Barcelona von den Truppen des Emir Abd al-Rahman II. belagert wurde. LUDWIG DER FROMME wollte Bernhard Verstärkungen schicken, aber weder der in den Quellen als besonders furchtsam geschilderte Graf Hugo von Tours noch Graf Matfrid von Orleans brachen rechtzeitig auf. So wurde Barcelona von Bernhard allein aus der Gefahr befreit. Hugo und Matfrid wurden des Verrats beschuldigt und zum Tod verurteilt. Zwar wurden sie auf Fürbitten Walas begnadigt, doch verloren sie ihre Grafschaften und Besitzungen. Bernhard aber, der Held des Tges, wurde Ratgeber LUDWIGS und Beschützer Judiths.
      Auf der Wormser Reichsversammlung 829 machte LUDWIG Bernhard zum Kämmerer und gab ihm damit eines der wichtigsten Ämter im Reich; zusätzlich beauftragte er ihn mit der Erziehung des kleinen KARL.
      Trotz seines Rückzugs nach Corbie wollte sich Wala nicht geschlagen geben und sammelte die Anhänger der Reichseinheit um sich. Da er einige Informanten am Hof behalten hatte, konnte er eine Verleumdungskampagne gegen Judith in Gang bringen. Glaubt man diesen Gerüchten, dann beging Judith mit ihrem Komplzen und Liebhaber Bernhard nicht nur Ehebruch, sondern beide machten sich auch der Zauberei und sogar eines Mordversuchs schuldig.
      Dazu berichtet Walas Biograph Paschasius Radbertus:
      "Oh, welcher Tag, der dem Erdenrund beinahe ewig währende Finsternis und höchste Gefahr gebracht hat, der das geeinte und befriedete Reich entzweite undin Stücke zerteilte, der die Bande der Brüderlichkeit und des Blutes auflöste, überall Feindschaften entstehen ließ, Landsleute trennte, Glaube und Liebe aufhören ließ, selbst den Kirchen Gewalt antat und überall Verderbnis herrief ... Oh, Unglückstag, dem eine noch unglücklichere Nacht folgt. Aber kein Tag war unglücklicher als der, an dem der Schurke Bernhard aus Spanien berufen wurde, jener Elende, der alle Ehrbarkeit verließ, in die er hineingeboren war, und sich stattdessen in seiner Torheit in allen Schmutzsuhlen wälzte. Gleich als er ankam, verwüstete er wie ein wilder Eber den Palast, vernichtete er die Ratsversammlung, beseitigte er alle Rechte der Vernunft, vertrieb und verschliß er alle himmlischen und menschlichen Ratgeber, besetzte er gar das Ehebett ... Der Palast wurde zum Freudenhaus, in dem die Ehebrecherin herrscht und der Ehebrecher regiert, in dem sich Verbrechen häufen, in dem besonders ruchlose und hexerische Zaubereien aller Art gebraucht werden ... Der Augustus ging wie ein unschuldiges Lamm zur Schlachtbank. Der große und sanftmütiger Kaiser ging in den Tod, getäuscht von der, vor der ihn Salomon gewarnt hatte, und noch mehr getäuscht von den Nachstellungen jenes Kupplers ..."
      Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen ist kaum mehr zu ermitteln. KARLS DES KAHLEN Vetter Nithard, der zweifellos gut unterrichtet war, schreibt einfach: "Anstatt pflichtgemäß das Reich zu festigen, richtete Bernhard es gänzlich zugrunde, da er unbesonnen Gebrauch von der Staatsgewalt machte."
      Bernhard war zwar verheiratet, hatte seine Gattin Dhuoda aber nach Uzes verwiesen. Der Vorwurf der Zauberei muß nicht erfunden sein, denn unheilvolle magische Praktiken gewannen damals nicht nur im Volk, sondern auch unter den Adligen zunehmend Anhänger.
      Ganz gleich wie es um den Wahrheitsgehalt stand, jedenfalls war Walas Kampagne erfolgreich. Der Aufstand brach aus, als LUDWIG im April 830 einen Feldzug gegen die Bretonen vorbereitete. Pippin von Aquitanien, die Grafen Hugo und Matfrid, dazu noch Ludwig der Deutsche waren entschlossen, den Kaiser aus der Macht Judiths und Bernhards zu "befreien". Der Kämmerer brachte sich nach Barcelona in Sicherheit, während sich Judith nach Laon in ein Kloster flüchtete. Bernhards Anhänger verloren ihre Positionen, sein Bruder Heribert wurde geblendet, Judith und ihre Brüder wurden in aquitanischen Klöster verwahrt.
      Markgraf Bernhard trieb Pippin zum Aufstand, mit dem Erfolg, daß Kaiser LUDWIG dessen Reichsteil einzog und zum Reichsteil von Judiths Sohn schlug.
      Der Bürgerkrieg brach wieder aus. Auf der einen Seite standen Pippin, unterstützt von Bernhard, der Rache an LOTHAR suchte, und LUDWIG DER FROMME, der sich bei Langres mit Ludwig dem Deutschen vereinigt hatte. Ihnen gegenüber stand LOTHAR mit seinen verbliebenen Anhängern, darunter Hugo und Matfrid sowie Graf Hugo von Nantes, der mit den Bretonen verbündet war. LOTHAR nahm Chalon und ließ einige Adlige hinrichten, darunter Graf Gauzhelm, Markgraf Bernhards Bruder, und seiner Schwester Gerberga, die er der Hexerei beschuldigte.
      Danach erlebten sie die Ankunft einiger Adliger, die auf den Ausgang der Schlacht gewartet hatten, bevor sie sich entschieden. Darunter war Markgraf Bernhard von Septimanien, der ein paar Kilometer von Fontenoy entfernt abgewartet hatte. Jetzt übergab er KARL seinen 16-jährigen Sohn Wilhelm, der zugleich Geisel und Gefolgsmann wurde. Zu dieser Übergabe verfaßte Dhuoda, die Gemahlin Bernhards und Wilhelms Mutter, für ihren Sohn den berühmten Liber manualis, in dem sie das Erziehungsprogramm für einen christlichen jungen Adligen entwirft.
      Die Parteigänger Pippins II. hatten die Bestimmungen des Vertrags von Verdun nicht anerkannt und widersetzten sich fast 20 Jahre lang der Herrschaft des westfränkischen Königs. Zu den Opponenten gehörte seit 844 Bernhard von Septimanien, der einmal mehr wortbrüchig geworden war und sich in Toulouse niedergelassen hatte. KARL zog 844 aus, um die Stadt zu belagern, konnte sie aber nicht bezwingen. Immerhin brachte er Bernhard in seine Hand und ließ ihn enthaupten

      Schieffer Rudolf: Seite 124,127-129,146, "Die Karolinger"

      Zwar konnte der Graf Bernhard von Barcelona, Sohn des unter KARL ruhmreichen Wilhelm von Toulouse, das Ärgste verhindern, aber das von den Grafen Hugo und Matfrid geführte fränkische Hauptheer rückte dann so schleppend heran, daß es den plündernden Feind gar nicht zu fassen bekam.
      Der Bruch war offenkundig, als LOTHAR, der am 11.9.829 die letzte gemeinsame Urkunde mit dem Vater ausstellte, im Herbst ins Teilreich Italien abgeordnet und auch Wala vom Hof in sein Kloster Corbie verwiesen wurde. Statt ihrer nahm nun Bernhard von Barcelona, der Rivale Hugos und Matfrids, als Kämmerer die Stellung eines "Zweiten in der Herrschaft" ein, getragen vom Vertrauen der Kaiserin Judith (was bald zu üblen Gerüchten Anlaß gab) und verhaßt bei den tonangebenden Kreisen, die sich über weitere personelle Veränderungen am Hof entrüsteten. Der Vorgang zeigt deutlich die faktischen Grenzen der kaiserlichen Entscheidungsfreiheit auf, denn die verbreitete Mißstimmung in der geistlichen und weltlichen Führungsschicht ließ sich nur den Winter 829/30 über noch unter Kontrolle halten. Als angeblich auf Betreiben Bernhards, der Aufmarsch zu einem neuen Feldzug gegen die Bretonen ausgerechnet auf den Gründonnerstag (14.4.) angesetzt wurde, gab dies das Fanal zum Umsturz.
      Zum Verständnis der weiteren Entwicklung ist wichtig, daß die aktive Opposition nicht von dem in Italien weilenden Kaiser LOTHAR und auch kaum von seinen königlichen Brüdern ausging, sondern von den um ihren Einfluß gebrachten Großen, die sich bei der Forderung nach Revision der jüngsten Maßnahmen einig in dem Ziel waren, Bernhard und Judith aus ihren Schlüsselpositionen zu verdrängen. LOTHAR wurde daher eilends über die Alpen herbeigeholt, nachdem sich das Heer statt gegen die Bretonen in den Pariser Raum gewandt und Bernhard sein Heil in der Flucht nach Barcelona gesucht hatte, während Judith in Klosterhaft nach Poitiers verbracht wurde.
      Beim Vorstoß nach Aquitanien konnte KARL DER KAHLE 844 den Grafen Bernhard von Septimanien, einst Favorit seiner Mutter Judith, mit List in seine Gewalt bringen und als Hochverräter hinrichten lassen.

      Werner Karl Ferdinand: Seite 427, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

      Als Graf Bernhard von Barcelona im Jahr 827 von einem mohammedanischen Heer belagert wurde, erhielten dire Grafen Hugo von Tours und Matfrid von Orleans vom Kaiser den Befehl, ihm Hilfe zu leisten. Sie verzögerten bewußt ihre Aktion (um Bernhard zu schaden) und wurden abgesetzt. Bernhard, der die gefährliche Lage überstehen konnte, wurde zum Kämmerer ernannt, erhielt also eines der wichtigsten Hofämter. Diese Entwicklung steigerte die Erbitterung seiner Gegner, die jetzt Bernhard und Judith sogar des Ehebruchs bezichtigten.

      Störmer Wilhelm: Band II Seite 468, "Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert."

      Betrachtet man die Kurzbiographien der Angehörigen Dhoudas, die J. Wollasch erstellt hat, so wird in politischer Hinsicht ein fortwährendes Auf und Ab von Wellenberg zu Wellental bei allen männlichen Vertretern dieser Adelsfamilie deutlich. Bernhard, der Gemahl Dhuodas, eine berühmte und berüchtigte Gestalt, war spätestens seit 827 Graf in Barcelona in der Spanischen Mark, hatte hier also eine Schlüsselstellung inne. Nach Thegan war Kaiser LUDWIG DER FROMME sein Pate; auch seine königliche Herkunft wird erwähnt. Wohl auf Grund dieser Beziehungen wurde er 829 zum Kämmerer ernannt und zum Tutor KARLS DES KAHLEN, wodurch er zum zweiten Mann im Reich aufstieg. Das aber schürte offensichtlich die Unzufriedenheit der großen Reichsvasallen, denen er unbeliebt war, so daß er schon ein Jahr später vor einer Verschwörung fliehen mußte. Bernhard begab sich in seine Grafschaft Barcelona und renigte sich von der gegen ihn erhobenen Anklage, schwor 832 dem Kaiser in Aachen wieder die Treue, bekam aber seine honores abgesprochen. 835 hatte Bernhard jedoch mit einem anderen Adeligen bereits wieder die Macht über ein großes Reichsgebiet, Burgund. 838 wurde er von den meisten Adeligen Septimaniens der Willkürherrschaft angeklagt. 844 wurde Bernhard, dessen politisches Spiel und Macht KARL DEM KAHLEN zu gefährlich wurde, von diesem hingerichtet oder ermordet. Mißbrauch seiner Herrschaftsstellung zu persönlicher Machtentfaltung, Überschreitung von Befugnissen, Raub von Kirchengut, persönliche Verrufenheit waren die Hauptangriffspunkte seiner Zeitgenossen gegen ihn.





      824 oo Dodana (Dhuoda) um 800/05- nach 843

      Kinder:
      - Wilhelm 29.11.825 - 850
      - Bernhard II. Plantevelue um 830-17.8.886
      - Regelinda
      oo Vulgrin I. Graf von Angouleme - 886
      Stammeltern des Hauses Angouleme

      Literatur:
      Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 45,53,57,60,68,71, 93,99,110,144,150,163,211,233-235,322 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-59 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 185-191, 197,230, 293 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 124, 127-129,146,168 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 52 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 51,79 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 427 - [1]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .