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 Bohrer

von Schwaben, Gisela

von Schwaben, Gisela

weiblich 989 - 1043  (53 Jahre)

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  • Name von Schwaben, Gisela 
    Geburt 13 Nov 989  [1
    Geschlecht weiblich 
    Titel/Amt/Status Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Deutsche Königin 
    Titel/Amt/Status Schwaben,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzogin von Schwaben 
    Titel/Amt/Status Römische Kaiserin  [1
    Tod 15 Feb 1043  Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Beerdigung Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Dom zu Speyer
    Personen-Kennung I960  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 25 Nov 2015 

    Vater von Schwaben, Hermann II.,   geb. 945/950   gest. 4 Mai 1003 (Alter 53 Jahre) 
    Mutter von Burgund, Gerberga,   geb. 965/966   gest. 7 Jul 1018/1019 (Alter 53 Jahre) 
    Familien-Kennung F370  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 von Braunschweig, Brun,   geb. um 975/980   gest. um 1010 (Alter 30 Jahre) 
    Eheschließung um 1002 
    Kinder 
     1. von Braunschweig, Liudolf,   geb. um 1003   gest. 23 Apr 1038 (Alter 35 Jahre)
     2. von Braunschweig, N
     3. von Braunschweig, Gisela,   geb. um 1005
    Familien-Kennung F398  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Nov 2015 

    Familie 2 von Schwaben, Ernst I.,   geb. 970   gest. 31 Mai 1015 (Alter 45 Jahre) 
    Eheschließung um 1010  [2
    Kinder 
     1. von Schwaben, Ernst II.,   geb. um 1010   gest. 17 Aug 1030, Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 20 Jahre)
     2. von Schwaben, Hermann IV.,   geb. 1015   gest. 28 Jul 1038 (Alter 23 Jahre)
    Familien-Kennung F399  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 26 Nov 2015 

    Familie 3 Konrad II.,   geb. um 990   gest. 4 Jun 1039, Utrecht [3500],Utrecht,Niederlande Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 49 Jahre) 
    Eheschließung 1016  [3
    Kinder 
     1. Heinrich III.,   geb. 28 Okt 1017   gest. 5 Okt 1056, Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 38 Jahre)
     2. Beatrix,   geb. um 1030   gest. um 1035 (Alter 5 Jahre)
     3. Mathilde,   geb. 1027   gest. Jan 1034 (Alter 7 Jahre)
    Familien-Kennung F400  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 29 Nov 2015 

  • Ereignis-Karte
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    Link zu Google MapsTod - 15 Feb 1043 - Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Fotos
    Gisela von Schwaben
    Gisela von Schwaben
    Ausschnitt Echternacher Perikopenbuch, 1039–1043. Bremen, Universitätsbibliothek b. 21, fol. 3r

    Dokumente
    Verwandtschaft Gisela zu Kaiser KONRAD II.
    Verwandtschaft Gisela zu Kaiser KONRAD II.

  • Notizen 
    • Kaiserin Gisela beim Eintritt in die Kirche. Echternacher Perikopenbuch, 1039-1043. Bremen, Universitätsbibliothek b. 21, folio 3r

      Gisela von Schwaben, Echternacher Perikopenbuch

    • Gisela von Schwaben
      Deutsche Königin
      Römische Kaiserin
      Herzogin von Schwaben
      13.11.989-15.2.1043 Goslar Begraben: Dom zu Speyer

      2. Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
      Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte König Rudolfs von Burgund

      Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1465

      Gisela, Deutsche Kaiserin
      * um 990, + 15. Februar 1043 Goslar
      Das anderslautende Geburtsjahr auf einer in ihrem Grab gefundenen Bleitafel ist offenkundig falsch.
      Begraben: Dom zu Speyer
      Eltern: Herzog Hermann II. von Schwaben und Gerberga, Tochter König Konrads I. von Burgund

      1. oo Bruno Graf von Braunschweig - 1013?
      2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben - 1015
      3. oo KONRAD II.

      Söhne:
      von 1.: Graf Liudolf
      von 2.: Ernst II. von Schwaben
      von 3.: HEINRICH III.

      Wegen der kanonisch anfechtbaren Verbindung mit dem SALIER KONRAD (gemeinsame Abstammung von HEINRICH I.) entzog Kaiser HEINRICH II. ihr die Verwaltung des Herzogtums Schwaben für ihren minderjährigen Sohn Ernst. Als ihr nach KONRADS Wahl zum deutschen König Erzbischof Aribo von Mainz aus nicht klar ersichtlichem Grund die Krönung verweigerte, wurde Gisela am 21. September 1024 vom Erzbischof Pilgrim von Köln zur Königin gekrönt. Damit wurde der Kölner Anspruch auf das Recht der Königskrönung bekräftigt. Am 26. März 1027 empfing Gisela zusammen mit KONRAD II. in Rom von Papst Johannes XIX. die Kaiserkrone.
      Nach Ausweis ihrer Interventionen in den Diplomen KONRADS II. nahm sie an der Reichspolitik lebhaften Anteil: Aufgrund ihrer Vermittlung übertrug ihr Oheim Rudolf III. von Burgund im Vertrag von Basel (August 1027) KONRAD II. die Nachfolge in seinem Reich. Dadurch fiel nach Rudolfs Tod (1032) das regnum Burgund an das deutsche Reich. Durch ihre Fürsprache kam 1033 zu Merseburg ein Friedensschluß mit Mieszko von Polen zustande. Wiederholt trat sie als Fürsprecherin ihres aufständischen Sohnes Ernst auf, sagte sich aber nach dessen Absetzung und Ächtung 1030 endgültig von ihm los. Gisela förderte die Kirche und nahm Einfluß auf die Besetzung von Bistümern und Reichsabteien. 1027 ließ sie sich zusammen mit dem Thronfolger HEINRICH III. in die Gebetsbrüderschaft des Klosters St. Gallen aufnehmen. Nach dem Herrschaftsantritt HEINRICHS III. (1039) ging ihr Einfluß auf die Reichspolitik jedoch infolge persönlicher Spannungen zurück.

      Quellen und Literatur:
      NDB VI, 413f. - MGH DD IV. 1909 [Nachdr. 1980] - RI III, I - H. Bresslau, JDG K. II, 1-2, 1879-1884 [Nachdr. 1967] - E. Steindorff, JDG H. III, I, 1874 [Nachdr. 1963] - E. Brandenburg, Probleme um die Ksn. G., BAL 80, 4, 1928 - N. Bischoff, Über die Chronologie der Ksn. G. und über die Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo von Mainz, MIÖG 58, 1950, 285-309 - H. J. Rieckenberg, Das Geburtsdatum der Ksn. G., DA 9, 1952, 535-538 - Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, 1954, bes. 40 - P. E. Schramm-F. Mütherich, Die dt. Ks. und Kg. in Bildern ihrer Zeit, 1983, 227 mit Abb. 142, 143,144 und 185.

      Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

      IX. Generation 19.

      Gisela
      * 990, + 1043 14. II.

      Gemahl:
      a) 1013/14 Ernst I. Herzog von Schwaben + 1015 3.V.
      b) 1015 Bruno Graf von Braunschweig + 19015/16
      c) Anfang 1017 Kaiser KONRAD II. * ca. 990, + 1039 4. VI.

      Anmerkungen: Seite 129
      IX. 19. Gisela

      siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 29f.; Bollnow, Grafen von Werl 89f., hat meine Ausführungen über ihre Geburtszeit und Ehen in einem besonderen Exkurs zu widerlegen versucht znd kommt auf die ältere Annahme zurück, daß Graf Bruno ihr erster Gemahl gewesen und das Datum ihrer Geburt in der in den Kaisergräbern zu Speyer gefundenen Grabinschrift unrichtig sei. Ich finde das Wesentliche meiner Beweisführung durch seine Einwendungen nicht erschüttert; einen stichhaltigen Grund für die Anzweifelung des urkundlich so gut wie irgend möglich gesicherten Geburtsdatums der Kaiserin hat er nicht beigebracht; daran hängt alles Weitere.

      Ergänzungen (Wolf):
      Die Reihenfolge der Ehen und somit auch die der Kinder ist nach neuerer Forschung wie folgt:
      Gemahl a) ca. 1002 Bruno Graf von Braunschweig
      Sohn 27a: Ludolf (statt 29 b), * ca. 1002/03 (statt 1016/17)
      Gemahl b) Ernst, + 1015 31 V (Thietmar VII 14)
      Kinder 28b: Ernst II. (statt 27 a)
      29b: Hermann IV (statt 28 a)
      Gemahl c) KONRAD

      Althoff Gerd: Seite 362, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

      K 3Lü:
      15.2. Gisla imp. Germahlin KONRADS II.

      Die Berücksichtigung Giselas im Lüneburger Necrolog zeigt, wie mehrere Einträge von Beratern und Vertrauten KONRADS II., die Verbesserung der Beziehungen der BILLUNGER zum Königtum, siehe oben Seite 121ff.
      Allegemein zu Gisela vgl. NDB 6 Seite 413ff.; Biographisches Wörterbuch 2, Spalte 2392.; FW K 43.

      Glocker Winfrid: Seite 322, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

      VII. 38. Gisela von Schwaben
      * (990) XI 11, + 1043 II 15

      c 1002
      1. oo Bruno "Graf von Braunschweig" + c 1010

      c 1010
      2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben + 1015 V 31

      c 1016
      3. oo Konrad, seit 1024 als KONRAD II. König im Deutschen Reich + 1039 VI 4

      2. Tochter des Herzogs Hermann II. und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

      Wie aus der Nachricht Ekkehards IV. in den Casus s. Galli c. 66, S. 142 (als Schwester der Mathilde, Gemahlin Konrads von Kärnten, bezeichnet), und aus den Angaben des Annalista Saxo a. 1026, SS VI 676, zur Gemahlin KONRADS II. hervorgeht, war die Kaiserin Gisela eine Tochter der Gerberga, Gemahlin Herzog Hermanns II. von Schwaben. Die Filiation der Kaiserin Gisela von Herzog Hermann bezeugt Wipo, Gesta Chuonradi c. 4, S 24 f.
      Die "Probleme um die Kaiserin Gisela" (so der Titel einer Akademieschrift Brandenburgs) begannen mit der Öffnung des Sarkophags in Speyer, wobei eine Bleitafel mit einer Inschrift gefunden wurde (gedruckt bei Ehrentraut, Inschrifttafeln S. 194 und Taf. 38); dieser zufolge wäre Gisela am 999 XI 11 geboren worden, während man vor diesem Fund unter Kenntnis der drei Ehen Giselas und der Geburtszeit ihrer Kinder angenommen hatte, Gisela sei wie ihr dritter Gatte, KONRAD II., c 989/90 geboren. Bei Anerkennung des in der Tafel genannten Geburtsjahres wäre der am 1017 X 28 geborene spätere Kaiser HEINRICH III. das vierte Kind aus der dritten Ehe einer gerade erst 18-jährigen Frau gewesen. Die Forschung war in ihrem Urteil in der sicherlich authentisch und als Überrest auch nicht einfach abzuqualifizierenden Quelle geteilt. Neben energischen Verfechtern für deren Richtigkeit, die freilich - was hier nicht näher ausgeführt werden kann - auch bei der Zahl der Kinder und bei der Frage einer angemessenen Trauerzeit zwischen den drei Ehen Giselas in chronologische Schwierigkeiten gerieten, fanden sich von Anfang an Stimmen, die die Tafelangaben für fehlerhaft hielten, zumal die fragliche Bleitafel ganz offensichtlich flüchtig angefertigt und auch nicht fertiggestellt war. In ihrer Mehrheit sieht die Forschung 999 nicht mehr als das Geburtsjahr der Kaiserin Gisela an; Rieckenberg, Geburtsdatum passim, hat einleuchtend erklärt, wie aus der Vorlage 990 XI 11 der Inschriftentext 999 XI 11 werden konnte, wobei die auf der Tafel gegebene Indiktion zum ersteren Datum paßt; ich habe daher das von Rieckenberg ermittelte Geburtsdatum eingesetzt.
      Vgl. im übrigen zu diesem Problemkomplex Jakobs, Adel S. 190 (Forschungsbericht), Hlawitschka, Bleitafelinschrift (weitere Fehler auf der Tafel) und dens., Untersuchungen Kap. III d, jeweils mit Hinweisen auf die einschlägige Literatur.
      Es sei noch erwähnt, daß alle drei Ehen der Kaiserin Gisela nur beim Annalista Saxo a. 1026, SS VI 676, bezeugt sind, allerdings in der irrigen Reihenfolge Ernst von Schwaben - Bruno von Braunschweig - KONRAD II.
      Vgl. dazu Leidinger, Untersuchnungen S. 61-65.

      Eigene Anmerkung: [Karl-Heinz Schreiber]

      In der Forschung werden immer neue Theorien im Zusammenhang mit den Familienverhältnissen der Gisela von Schwaben entwickelt. Die im Artikel aufgestellte Behauptung der zu nahen Verwandtschaft zwischen Gisela und KONRAD II. über HEINRICH I. ist für mich nicht schlüssig, da eine Verwandtschaft im 9. Grad vorlag, während die Ehe ihrer Schwester Mathilde auf der Synode in Diedenhofen wegen Verwandtschaft im 8. Grad angegriffen wurde. Dass Erzbischof Aribo von Mainz nach A. Wolf die Krönung Giselas verweigerte, weil deren Eltern zu nahe verwandt waren, kann nicht zutreffen, da der siegreiche König HEINRICH II. auf der Synode in Diedenhofen nicht nur die Ehe von Hermanns Tochter Mathilde, sondern Hermann von Schwaben selbst angegriffen und gedemütigt hätte, wenn er in seiner Ehe angreifbar gewesen wäre. Ich vermute, dass Erzbischof Aribo in Überschätzung seiner Mittel die Krönung Giselas verweigerte. Er hatte sich für den älteren Konrad entschieden, seine Wahl durchgesetzt und ihn zum König gekrönt. Jetzt wollte er ihm zeigen, daß der König sein Geschöpf und von ihm abhängig war. Dazu eignete sich die demonstrative Verweigerung der Krönung für Gisela vortrefflich, weil sie die Relationen klarstellte und dem König seinen Platz weit unter dem Königsmacher zuwies. Dieses Vorgehen war eine konsequente Weiterentwicklung der Linie der Staats- und Kirchenpolitik HEINRICHS II., die die Kirchenfürsten über die weltlichen weit hinaushob. Papst Johannes XIX. nahm im Jahre 1027 ohne Bedenken die Kaiserkrönung des deutschen Herrscherpaares vor. Auch ein Fehlverhalten Giselas (eventuell bei der Ermordung Bruns von Braunschweig) würde zu weit zurückliegen, um bei der Krönung zur Königin noch von Bedeutung zu sein.
      Verwandtschaft zu Kaiser KONRAD II.

      (siehe Grafik)

      Gisela wuchs in Werl in Sachsen auf und vermählte sich in erster Ehe mit dem Grafen Brun von Braunschweig. Nach dem Tode ihres 2. Gatten wurde sie 1016 von KONRAD II. entführt, der sich anschließend mit der reichen Erbin vermählte. Gisela versuchte wiederholt, im Streit ihres Mannes mit ihrem Sohn Ernst zu vermitteln. Der Erwerb Burgunds war zum Teil ihr Werk, denn als Nichte Rudolfs III. von Burgund bewirkte sie, daß letzterer ihren Gemahl 1027 als Erben an erkannte. Unter der Regierung ihres Sohnes HEINRICH III.schwand ihr Einfluß. Ihren Eigenbesitz Regenbach im Maulgau verschenkte sie 1033 an ihren Neffen Bruno, der den Besitz dem Bistum Würzburg überließ. Nach dem Tode ihrer SchwesterMathilde adoptierte sie deren Töchter Beatrix und Sophie und ließ sie am kaiserlichen Hof erziehen. Sie weilte wiederholt im Kloster Corvey und nahm in Goslar ihren Alterssitz, wo sie im Jahre 1043 starb.

      Trillmich Werner: Seite 138, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

      Da Gisela von edelster Abstammung war, schön, feingebildet, geistreich und vermögend, dürften sich zahlreiche Bewerber um ihre Hand eingestellt haben. Zunächst führte sie der in Friesland östlich der Zuidersee und in Ostfalen begüterte Graf Bruno von Braunschweig heim, dem sie einen Sohn Liudolf gebar. Die Heirat mit dem stammfremden Herrn mag dadurch vermittelt worden sein, dass ihre Mutter sich in erster Ehe einem Grafen von Werl vermählt hatte, einem der reichsten und mächtigsten Herren Westfalens und Südengerns.
      Zum zweitenmale verband sich Gisela bald nach dem frühen Tode des Gatten dem Bruder des Markgrafen von Österreich, dem BABENBERGER Ernst. Als 1012 unerwartet Giselas Bruder, der junge Herzog Hermann III. (1013-1012) starb, der letzte männliche KONRADINER in Schwaben, betraute der König ihren Gemahl mit der Nachfolge. Durch ihre Hand verschaffte sie ihm eine gewisse Legitimität im Lande, durch die ererbten Allodien des Toten den erforderlichen materiellen Rückhalt. Leider kam der Herzog schon drei Jahre später, am 31. Mai 1015, durch einen Jagdunfall ums Leben.

      Black-Veldtrup Mechthild: Seite 166,190, "Kaiserin Agnes"

      Darauf, dass das Dotalgut der Königinmutter zum Zeitpunkt der Verheiratung des Thronfolgers erhöht wurde, deutet eine Schenkung KONRADS II. für Gisela vom 17. Januar 1035, die zeitlich nahe an die Konsenserklärung HEINRICHS und Gunhilds im Mai/Juni 1035 heranreicht. Damals erhielt Gisela das Gut Eichen, das sie noch am selben Tag dem Kloster Limburg übertrug - eben jenem Kloster, das mit seinen reichen Besitzungen als zum Dotalgut Gunhildsgehörend vermutet worden ist. Möglich wäre allerdings auch, dass KONRAD Gisela bereits vor der Heirat seines Sohnes absichern wollte. Gut Kölbigk westlich von Bernburg ist im Besitz von Gisela und Agnes nachweisbar. KONRAD II. hatte das reiche billungischen Gut Lesum konfisziert und offenbar seiner Gemahlin Gisela geschenkt.
      Bereits Kaiserin Gisela hatte erfahren müssen, was es bedeutete, aus einer Ehe von zu nah verwandten Personen zu stammen: Der Mainzer Erzbischof Anno hatte sich 1024 geweigert, sie zu krönen, weil - wie Armin Wolf überzeugend nachgewiesen hat - zwischen ihren Eltern eine Verwandtschaft im 3. Grad bestand. Die Forschung hat lange angenommen, dass Aribos Verhalten auf ein zwischen Gisela und KONRAD selbst bestehendes Ehehindernis zurückzuführen sei, konnte aber dann nicht erklären, warum er KONRAD krönte und Gisela nicht. Gisela wurde erst am 21. September 1024 in Köln vom dortigen Erzbischof gekrönt, der Ostern 1028 in Aachen auch HEINRICH III. am selben Ort krönte.

      [1]
    • Frommer Hansjörg: "Spindel Kreuz und Krone"

      Gisela Gemahlin Konrads II.

      Die Bruchsaler Unterwerfung von 1002


      Am 1. Oktober 1002 mußte Herzog Hermann II. von Schwaben sich in Bruchsal vor dem neuen König HEINRICH II. demütigen und unterwerfen und wurde dafür erneut mit seinem Herzogtum belehnt. Damit fand ein unruhiges und bewegtes Jahr seinen Abschluß, das für diesen Herzog Hermann ganz andere Perspektiven gehabt hatte. Im Januar war OTTO III. in der Nähe von Rom gestorben, ohne direkten Erben, und auch ohne jemanden als Nachfolger "designiert" zu haben. Die deutschen Könige waren immer in einem Wahlakt erhoben worden, aber die letzten drei Wahlen waren nicht "frei" gewesen, weil der Sohn jeweils zu Lebzeiten des Vaters gewählt und gekrönt wurde. Jetzt konnten die Fürsten entweder auf die weitere Verwandtschaft des sächsischen Hauses zurückgehen oder den wählen, den sie für den geeignetsten hielten. Ein Enkel OTTOS DES GROSSEN über seine Tochter Liutgard war der etwa 950 geborene Herzog Otto von Kärnten, der sich aber zu alt fühlte. Ein Urenkel HEINRICHS I. war der 30-jährige Herzog Heinrich von Bayern, der Sohn Heinrichs des Zänkers, der gern König geworden wäre. OTTO III. hatte verfügt, daß er in Aachen beigesetzt werden wollte. So brachte seine Begleitung unter der Führung des Erzbischofs Heribert von Köln denn toten Kaiser über die Alpen. HEINRICH schloß sich dem Leichenzug als "nächster Angehöriger" an, aber Heribert gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht der sei, den die Mehrheit als König haben wolle. In Augsburg wurden die Eingeweide OTTOS III. beigesetzt. Bei der Gelegenheit gelang es HEINRICH, die Reichsinsignien, die mit dem toten Herrscher zusammen transportiert wurden, in seine Gewalt zu bringen. Trotzdem verständigte sich bei der Beisetzung OTTOS III. am 5. April in Aachen die Mehrheit der anwesenden Fürsten darauf, im Herbst den Herzog Hermann II. von Schwaben zum neuen König zu wählen.
      Hermann stammte aus einer fränkischen Adelsfamilie, die immer in großer Treue zu den OTTONEN gehalten hatte. Sein Vater Udo gehörte zu den Opfern der Sarazenen-Schlacht von Cotrone 982, und sein Onkel Konrad war von OTTO II. als zuverlässiger Gefolgsmann 973 zum Herzog von Schwaben erhoben worden. Ihm folgte Hermann 997 nach. Leider wissen wir nichts über seine Vorgeschichte. Er dürfte um die Jahrtausendwende etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Er gehörte zur engsten Umgebung OTTOS III. und begleitete ihn auf dessen 2. Romzug 998 bis 999. Einer seiner Gefolgsleute, der ZÄHRINGER Birchtilo oder Berthold, der sich bei der Mißhandlung eines Gegen-Papstes besonders hervorgetan hatte, erhielt 999 "auf Bitten des vortrefflichen Herzogs Hermann" von OTTO III. das Markt-, Münz- und Zollrecht in Villingen. Vor seinem letzten Romzug traf sich der Kaiser im Juni 1000 auf dem Hohentwiel mit dem Herzog. Einen offiziellen Vertreter für Deutschland bestimmte er nicht, aber da seine Tante Mathilde gestorben und Erzbischof Willigis von Mainz in Ungnade gefallen war, dürfte Hermann von Schwaben als Verantwortlicher zurückgeblieben sein. So war es verständlich, dass vor allem die Fürsten um OTTO III. als neuen König sehen wollten. Hermanns Familie war zwar vornehm, aber zu den höchsten Kreisen gehörte er vor allem durch seine Frau Gerberga. Sie war eine Tochter des Königs Konrad von Burgund und damit eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Ihre Mutter Mathilde war die Tochter der französischen Königin Gerberga, die wiederum eine Tochter HEINRICHS I. war. Gerberga von Schwaben war also von allerhöchster Abstammung, burgundisch, französisch-karolingisch und sächsisch. Ihr Vater Konrad hatte aus einer ersten Ehe eine Tochter Gisela, die 972 den bayerischen Herzog Heinrich den Zänker geheiratet hatte, also die Mutter von Herzog Hermanns Gegen-Kandidaten. Aus der zweiten nach 960 geschlossenen Ehe mit Mathilde gab es vier Kinder, Rudolf, Bertha, Gerberga und Mathilde. Damit dürfte unsere Gerberga vor 970 geboren sein. Dann könnte sie um 985 mit Hermann verheiratet worden sein, und er wäre bei der Eheschließung 25 Jahre alt gewesen. Genauere Daten gibt es leider nicht. Die Heirat von Hermann und Gerberga war aber sicher ein politischer Akt, damit wurden Hermann und sein Onkel Konrad, der Herzog von Schwaben, für ihre Treue zu OTTO III. und gegen Heinrich den Zänker belohnt. Die Ehe wurde wohl von der Kaiserin Adelheid vermittelt, und mit dieser Erhöhung Hermanns war dann auch schon die Zusage auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben verbunden. Während Hermann in Aachen an der Beisetzung OTTOS III. teilnahm, sammelte HEINRICH Anhänger. Mitte April sprachen sich die Sachsen für ihn aus. Auch in Bayern und Mainfranken hatte er Anhänger, ebenso im Westen, weil seine Frau Kunigunde eine LUXEMBURGERIN war. Aber vor allem stützten ihn die meisten Bischöfe, angeführt von Willigis von Mainz. Hermann blockierte den Rheinübergang bei Worms, um HEINRICH den Weg abzuschneiden, aber dieser nahm einen Umweg über Lorsch, erreichte Mainz und wurde am gleichen Tag gewählt und von Willigis gekrönt. Die Kroninsignien hatte er ja bereits. Bisher hatten die Bischöfe nicht mitgewählt, jetzt gaben sie den Ausschlag für HEINRICH. Hermann wollte diese Entscheidung erst nicht akzeptieren, aber nachdem HEINRICH sich über den Sommer geschickt verstärkt hatte, resignierte er schließlich, und es kam zur Unterwerfung von Bruchsal, einer abgesprochenen Inszenierung, in der auf die Erniedrigung die Wiederbelehnung folgte, aber für den Herzog von Schwaben, der sich schon als König gesehen hatte, doch eine sehr demütigende Erfahrung. Über diese Bruchsaler Unterwerfung gibt es keinen genauen Bericht. Wir wissen also nicht, ob sie im Freien oder im Saal, im größeren oder kleineren Rahmen stattfand. Aber sie war ein öffentlicher Akt mit Zuschauern und Zeugen, und es ist durchaus denkbar, daß auch die Familie Herzog Hermanns daran teilgenommen hat oder sogar teilnehmen mußte. Hermann und Gerberga hatten drei Töchter und einen spätgeborenen Sohn. Die älteste Tochter, Mathilde, war damals schon mit Konrad, dem Sohn Ottos von Kärnten verheiratet, die zweite Tochter Gisela 12 Jahre alt, die dritte Beatrix (manchmal auch Brigitta) etwas jünger, und der Sohn Hermann vielleicht erst drei Jahre. Bei einem 12-jährigen Mädchen wie Gisela, das zu seinem Vater hochblickte, muß ein solches Erlebnis wie der tiefe Fall nach dem Traum vom Königtum deutliche seelische Spuren hinterlassen haben.

      Giselas Kindheit

      Gisela ist um 990 geboren worden. Anders sind die Nachrichten, die wir über sie und ihre Familie haben, nicht in eine vernünftige Ordnung zu bringen. Allerdings gab es einige "Probleme um die Kaiserin Gisela", als bei der Öffnung ihres Sarges im Jahr 1900 eine Bleiplatte gefunden wurde, die als Geburtsjahr 999 angibt. Aber inzwischen wurde gezeigt, dass der Text der Bleiplatte auch andere Fehler enthält, und heute ist 990 allgemein anerkannt. Über ihre Kindheitsjahre gibt es kaum direkte Nachrichten. Aber gewisse Anzeichen deuten auf das Elsaß hin. Die Herzöge Konrad und Hermann führten auch das Elsaß im Titel, aber dort waren sie nicht Amtsherzöge, sondern hatten wohl eigenen Besitz. Dabei gab es Berührungspunkte mit der Kaiserin Adelheid, die seit 987 die Gründung ihres Klosters in Selz betrieb. Die Ehe zwischen Hermann und Gerbergagehörte zur Absicherung der Regentschaft nach 984. Der Name Gisela für die 990 geborene Tochter könnte auf die Halbschwester der Gerberga, der Frau Heinrichs des Zänkers, als eine Art Patin hindeuten, und zu der Zeit war dieser Heinrich reichstreu und stand in guten Beziehungen zur alten Kaiserin. Da Hermann zum engen Kreis um OTTO III. gehörte, sind nähere Kontakte der Familien vor dem Tod Adelheids durchaus wahrscheinlich, wenn sich Adelheid oder der Hof im Elsaß aufhielten, so etwa das Weihnachtsfest 994 in der Pfalz Erstein oder die Weihe des Klosters Selz im November 996. Eine Verbindung von Herzog Hermann nach Selz ist zumindest aktenkundig. In den Wunderberichten, die die Lebensbeschreibung Adelheids durch Odilo von Cluny ergänzen, wird erzählt, daß bald nach dem Tod der alten Kaiserin der Herzog gekommen sei, um das Erbe der Kaiserin an sich zu nehmen. Die wunderbare Heilung eines blindgewordenen Gefolgsmannes ließ ihn von diesem "Raub" Abstand nehmen. Der Hintergrund dieses Berichtes könnte sein, dass Hermann, der ja selbst kein Erbe oder Familienangehöriger war, von OTTO III. mit der Regelung des Nachlasses beauftragt worden war und sich deswegen mit den Mönchen auseinandersetzen mußte.
      Der Rang der Familie wird vielleicht auch dadurch deutlich, daß in Unterregenbach bei Langenburg im Hohenloheschen durch Ausgrabungen Spuren einer gewaltigen Kirche gefunden wurden, die zu einem Kloster und einer Grablege gehören, die für diese "KONRADINER" gedacht waren und später, nach der Auflösung der Familie, von Gisela an den Neffen, den Bischof von Würzburg, weitergegeben wurden. Der Rahmen für Giselas Kindheit ist also ein hochfürstliches Haus mit Verbindungen zum sächsischen Königshaus, und gelegentliche Begegnungen des kleinen Mädchen mit der alten Kaiserin sind wahrscheinlich und gehören dann zu den großen Eindrücken und Erlebnissen. In einem solchen Haus und unter dem Einfluß Adelheids war auch eine sorgfältige formale Erziehung der Töchter selbstverständlich, und die hat Gisela zweifellos mitbekommen, denn alle späteren Berichte heben ganz besonders auf ihre Bildung ab. Über diese gesicherte und privilegierte Welt mit ihrer Nähe zur Macht brach nun mit der Niederlage Hermanns von Schwaben gegen Heinrich von Bayern die Katastrophe herein, denn die Unterwerfung in Bruchsal war nur der Anfang. Schon im Januar 1003 griff König HEINRICH II. auf einer Synode in Diedenhofen in Lothringen die Bischöfe an, weil sie bei den Mächtigen unkanonische Ehen duldeten, und als Beispiel nannte er die Ehe Konrads von Kärnten mit Mathilde von Schwaben, die in HEINRICH I. einen gemeinsamen Ur-Ur-Großvater hatten. Dieses Ehebündnis war aber der Ausdruck einer Koalition zwischen Otto von Kärnten und Hermann von Schwaben. Otto hatte nicht für HEINRICH auf den Thron verzichtet, sondern für Hermann, und HEINRICH wollte seine Gegner weiter demütigen. Herzog Hermann starb schon im Mai 1003, sein unmündiger Sohn Hermann III. wurde neuer Herzog, doch für ihn übernahm der König die Vormundschaft. Otto von Kärnten starb im November 1004. HEINRICH konnte seinen Sohn Konrad nicht übergehen, aber er betonte seine großen Bedenken und schränkte ihn ein, so gut es ging. Als dieser Konrad schon 1011 starb, hatte seine Familie so an Einfluß verloren, dass sein Sohn Konrad, der Enkel Ottos von Kärnten und Hermann von Schwaben, ohne weiteres zur Seite geschoben werden konnte.

      Die sächsische Ehe

      Die politische Grunderfahrung der inzwischen 14-jährigen Gisela war der tiefe Sturz der eigenen Partei und die nachfolgende unnachsichtige Verfolgung und Verdrängung der Familien seiner Konkurrenten durch den neuen König, der sich damit aber nicht nur Freunde machte. Es war nur natürlich, daß sich Gegner und Opfer HEINRICHS II. zu Bündnissen zusammenfanden, und solche Verbindungen wurden durch Verlobungen und Heiraten besiegelt. So kam es zur ersten Ehe Giselas. Die Absprache dafür ging vielleicht noch auf Hermann von Schwaben und die Zeit vor der Königswahl zurück. Möglich ist auch, dass die Witwe Hermanns, die Ehe vermittelte und selbst parallel dazu eine zweite Ehe einging. Aber die Nachrichten darüber beim "Annalisto Saxo" sind fehlerhaft und lassen manche Deutung zu. Auf jeden Fall wurde Gisela um 1005 mit einem Grafen Bruno von Braunschweig vermählt, der zu den Gegnern HEINRICHS II. gehörte und ein mächtiger Adliger in Sachsen war. Die junge Frau mußte ihre vertraute süddeutsche Heimat verlassen und sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden, die gegenüber ihrem bisherigen Rang doch eine gewisse Abstufung war. Mit Bruno von Braunschweig hatte Gisela mindestens zwei Kinder, einen Sohn Liudolf und eine Tochter.
      Leider weiß man von der Ehe und dem Ehemann praktisch nichts, außer daß Bruno und Gisela in der Aufzählung späterer Genealogen über Liudolf die Stammeltern des braunschweigischen Hauses sind:
      "Bekennen wir aber auch, den Zusammenhang dieses Bruno von Braunschweig mit der ottonischen und billungischen Familie nicht aufklären, seine Identität mit dem angeblichen Kronbewerber des Jahres 1002 nicht nachweisen, die Gründung von Braunschweig nicht als sein Werk anerkennen zu können, so können wir doch an seiner Person, an seiner Ehe mit Gisela, an seinem Verhältnis als Stammvater des brunonischen Hauses nicht zweifeln."
      Die Nachricht, dass vor 1010 ein Graf Bruno von seinem Gefolgsmann Milo erschlagen worden sei, wird mit Giselas Ehemann in Verbindung gebracht, aber auch von diesem Kriminalfall sind keine Hintergründe bekannt. Wir sehen nicht einmal, daß Bruno sich um das beträchtliche und später umstrittene Erbe Giselas von ihrer Vaterseite gekümmert hätte. Einzig die Tatsache, daß Gisela nach dem Tod ihres Mannes nicht lange in Sachsen blieb und ihre Kinder dort zurückließ, könnte ein Anhaltspunkt für eine eher unglückliche Zeit sein.

      Die babenbergische Ehe

      Spätestens 1010 ging Gisela ihre zweite Ehe ein. Auch über die Anbahnung und Vermittlung dieser Ehe wissen wir nichts. Der zweite Ehemann, der BABENBERGER Ernst, Herzog von Ostfranken, gehörte auch zu den Fürsten, die zu HEINRICH II. in Opposition standen. 1003 wurde er wegen Aufruhrs zum Tod verurteilt und nur auf Bitten des Mainzer Erzbischofs Willigis begnadigt.Gisela war bei dieser Entscheidung 20 Jahre alt und nach der Entmachtung ihrer Familie selbständig geworden. Diese zweite Ehe war wieder hochpolitisch und sie war ihr sicher nicht aufgezwungen, sondern entsprach ihrem Willen und ihren Vorstellungen. Ernst dürfte 10 Jahre älter als Gisela gewesen sein und war ein politischer Taktierer. Die namengebende Stammburg der BABENBERGER liegt in der Nähe von Würzburg, und in der Gegend lebte vermutlich auch das neuvermählte Paar. Dort wurde dann wahrscheinlich 1010 auch ihr erster Sohn Ernst geboren. Als 1011 Konrad von Kärnten starb, überging HEINRICH II. dessen Sohn und belehnte einen seiner Anhänger mit diesem Herzogtum. Dieser Adalbero von Kärnten war mit der jüngeren Schwester Giselas, Beatrix, verheiratet, die Witwe Konrads war ihre ältere Schwester Mathilde. Aber Beatrix und ihr Mann Adalbero hatten immer zu HEINRICH II. gehalten und hofften, im Bund mit ihm auch das Erbe Hermanns von Schwaben in Besitz nehmen zu können. Im Jahr 1012 starb der bisherige Herzog Hermann III. von Schwaben, der junge Bruder dieser drei ungleichen Schwestern, der nicht bis zur Mündigkeit herangewachsen war. Das freigewordene Herzogtum übertrug HEINRICH II. auf den BABENBERGER Ernst, Giselas neuen Ehemann. Formal gesehen trug seine Ehe mit der Herzogs-Tochter sicher dazu bei, aber HEINRICH II. hatte eben gezeigt, daß er sich um solche Ansprüche nicht scherte. Der Übertragung Schwabens muß also ein politischer Kuhhandel zwischen HEINRICH und Ernst vorausgegangen sein. Diese Annäherung der früheren Todfeinde beweist auch die Unterschrift beider Herren als Brüder in einer "Gebetsgemeinschaft". Ernst hatte also durch einen geschickten Seitenwechsel das Herzogtum Schwaben für sich gewonnen, aber dafür das Vertrauen seiner Frau verloren. Denn für Gisela war die Gegnerschaft gegen HEINRICH II. keine Frage der Taktik.
      Herzog Ernst verlor schon an Pfingsten 1015 bei einem Jagdunfall sein Leben. Seine letzte Botschaft an Gisela war "... und erinnert mein Eheweib, daß sie die Ehre ihrer Schamhaftigkeit bewahre und meiner nicht vergesse." Kurz vor oder sogar erst nach Ernsts Tod bekam Gisela einen weiteren Sohn, den sie nach ihrem Vater Hermann taufte. Der Kaiser HEINRICH II. versuchte, durch großzügiges Entgegenkommen die junge Witwe auf seiner Seite zu halten. Im Juni 1015 übertrug er bei einem Hoftag in Goslar das Herzogtum auf den 5-jährigen Ernst II. und betraute die Mutter mit der Regentschaft. Da eine solche Belehnung ein öffentlicher Akt war, mußte Gisela mit ihren Söhnen vermutlich dazu in Goslar anwesend sein. Wo die herzogliche Familie im übrigen lebte oder bevorzugt residierte, wissen wir nicht.

      Die Ehe mit Konrad von Worms

      Aber Gisela wollte sich nicht dauerhaft mit HEINRICH II. arrangieren. Ende 1016 heiratete sie zum dritten Mal, und wieder jemand aus der fürstlichen Opposition. Konrad von Worms war der älteste Enkel Ottos von Kärnten. Aber Otto scheint sich mit seinem erstgeborenen Sohn Heinrich nicht verstanden zu haben. Er fand ihn schon vor 990 mit der Übertragung eines kleinen Besitzes um die Stadt Waiblingen ab. Heinrich heiratete eine elsässische Gräfin Adelheid von Egisheim. Ihr vermutlich einziges Kind war der 989 geborene Konrad. Sein Vater starb bald, die Mutter heiratete wieder, und der kleine Konrad wuchs in Worms auf, nach dem Tod seines Großvaters zeitweilig unter der Obhut des Bischofs. Aber er erhielt eher eine adlige als eine gelehrte Erziehung, Latein und Lesen beherrschte er nur in Ansätzen, und er war wohl schon früh auf sich selbst gestellt. Aber als nach dem Tod seines Onkels 1011 die Familie des Herzogtum Kärnten verlor und sein gleichnamiger Vetter, der jüngere um 1005 geborene Konrad, noch ein Kind war, fiel ihm in einer höchst unglücklichen Lage die Verantwortung für die Familie zu. Die Ehe Giselas mit Konrad war also wieder eine politische Verbindung, die Koalition der beiden Familien, die unter der Verfolgung durch HEINRICH II. am meisten gelitten hatten. Gisela hatte die früheren Demütigungen nicht vergessen und sich von HEINRICH nicht wie ihr zweiter Mann kaufen lassen. An Konrad gefiel ihr vielleicht, dass er in der für seine Familie aussichtslosen Situation nicht aufgab und resignierte, sondern mit Geschick und Hingabe weiterkämpfte. Gisela war bei der Eheschließung 26 Jahre alt und offenbar eine stattliche und schöne Frau mit blonden Haaren, auch wenn mittelalterliche Personenbeschreibungen oft wenig individuellen Wert haben. Konrad war von kräftiger Statur, aber nicht sehr groß. Er wird immer mit dunklem Haar und dem spitzigen "SALIER-Bart" abgebildet. Im Alter standen sie sich sehr nahe, ebenso in der Herkunft vom Oberrhein wie in der gemeinsamen politischen Erfahrung. Ob und wie sie sich vorher kannten, ist nicht mehr festzustellen. Immerhin könnte Konrad wie Gisela bei der öffentlichen Unterwerfung Hermanns von Schwaben in Bruchsal dabeigewesen sein.
      Die Ehe, die nach einer Nachricht dramatisch mit der Entführung Giselas begonnen haben soll, war eine politische Demonstration gegen HEINRICH II., und er verstand sie als Kampfansage. Er entzog Gisela sofort die Vormundschaft für ihren Sohn Ernst im Herzogtum Schwaben und übertrug sie einem seiner Parteigänger, dem Bruder des Vaters, dem er soeben das Erzbistum Trier verliehen hatte. Aber da Gisela über ihren Eigenbesitz weiter verfügen konnte und in Schwaben auch eine gewisse Anhängerschaft hatte, konnte der neue Vormund, der auch anders zu tun hatte, nicht viel erreichen. Die Eheschließung war auch von einer ganz anderen Seite her ein Angriff auf die Autorität HEINRICHS II., denn dieser hatte 1003 die Ehe zwischen Konrads Onkel und Giselas älterer Schwester als unkanonisch angegriffen, weil sie zu nahe verwandt waren. Mit dieser kirchlichen Regelung der Verwandtschaftsehen war zwar fast jede Heirat in den Hochadelsfamilien angreifbar, aber die Abgrenzung der Verwandtschaft war noch offen, die Kirche erteilte auch großzügige Ausnahmegenehmigungen, und zudem war zu nahe Verwandtschaft in diesen Kreisen auch die bequeme Standardbegründung für Scheidungen. HEINRICHS Angriff auf die Ehe zwischen den Kindern seiner beiden Konkurrenten wurde deshalb von Anfang an als Teil des politischen Kampfes verstanden, und genauso war die Ehe zwischen Gisela und Konrad eine Herausforderung des Kaisers durch die Opposition. Sie war aber auch schon die Ankündigung eines Anspruchs auf die Nachfolge. Die junge Familie lebte vermutlich am Oberrhein, denn nicht umsonst wurde Speyer später der Traditionsort der SALIER. Der Stiefsohn Ernst war vielleicht bei seinem Onkel und Vormund, aber zur Familie gehörte der 1015 geborene Sohn Hermann. Am 28. Oktober 1017, dem Tag der Heiligen Juda und Simon, wurde Gisela und Konrad ein Sohn geboren, der den Namen Heinrich erhielt. Das ist der Name von Konrads Vater, aber es ist auch einer der Leitnamen des sächsischen Hauses, mit dem vor allem die bayerische Linie ihre Legitimität betonte, und so kündigte diese Namenswahl vor aller Welt an, daß hier das sächsische Königsgeschlecht einen Nachfolger gefunden hatte, während die Ehe HEINRICHS II. mit Kunigunde von Luxemburg kinderlos blieb (denn daß sie in heiliger Keuschheit lebten, ist erst eine Zugabe späterer Zeiten). In den mittelalterlichen Vorstellungen war die Geburt des Erben aber so etwas wie ein Gottesurteil für die Legitimität dieser Ehe. Konrad wurde durch die Ehe mit Gisela zum Kopf der Opposition gegen HEINRICH II. und zum ersten Anwärter auf dessen Nachfolge. Im Jahr 1019 kam es in Sachsen zu Unruhen, in deren Zentrum die Familie von Giselas erster Ehemann stand. Gleichzeitig schlug Konrad in einer Schlacht bei Ulm den Herzog Adalbero von Kärnten, den Ehemann der jüngsten Schwester Giselas. Dabei ging es offenbar auch um das Erbe Hermanns von Schwaben. Wie tief der Haß Konrads gegen diesen Parteigänger HEINRICHS II. saß, zeigte sich 1035, als der sonst so beherrschte Kaiser vor Wut in Ohnmacht fiel, weil die Fürsten einem Urteil gegen Adalbero nicht zustimmen wollten. HEINRICH II. fand sich in den folgenden Jahren allmählich damit ab, daß die Nachfolge auf die von ihm so lang und mit allen Mitteln bekämpfte Familie überging. Giselas konsequente politische Haltung hatte sich nach einer langen Zeit der Niederlagen als erfolgreicher Wechsel auf die Zukunft erwiesen.

      Wahl und Krönung 1024

      HEINRICH II. starb im Juli 1024. Mit seiner eigenen Wahl 1002 hatte er in gewisser Weise die Entscheidung über seine Nachfolge vorprogrammiert. Denn er hatte sich als nächster Verwandter gegen eine "freie" Wahl durchgesetzt und dafür die Bischöfe als Wähler mit einbezogen. Der Erzbischof von Mainz sah es deshalb jetzt als seine Aufgabe an, die Wahl vorzubereiten und durchzuführen. Er lud für den 4. September zu einer Wahlversammlung nach Kamba am Rhein, in der Nähe von Mainz. Kandidaten für die Wahl waren zwei Enkel Ottos von Kärnten, der ältereund der jüngere Konrad, und selbst diese eingeschränkte Wahl war vermutlich in der Familie schon zugunsten des älteren vorentschieden. Am 8. September wurde Konrad dann in Mainz von Erzbischof Aribo zum König gekrönt.
      Aber Aribo weigerte sich, Gisela zur Königin zu krönen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt, und das Verhalten des Erzbischofs hat zu vielen Spekulationen Anlaß gegeben. Der spätere Biograph KONRADS II., Wipo, schreibt darüber am Ende einer langen lobenden Charakterisierung Giselas:
      "Mißgunst gewisser Leute, die ja oft wie Rauch von unten die Höhe umwölkt, verzögerte ihre Weihen um einige Tage. Es steht übrigens auch heute noch nicht fest, ob sie diese Anfeindung berechtigt oder unberechtigt traf."
      Man hat diese Stelle oft auf die unkanonische Ehe bezogen, aber dann hätte Aribo auch KONRAD nicht krönen dürfen oder zuerst die Scheidung verlangen müssen. Wipos Aussage ist dazu doppeldeutig, denn der ersten Satz spricht von der Mißgunst, der zweite ab er von der möglichen Berechtigung der Vorwürfe. Bischoff hat in einer sehr scharfsinnigen Analyse daraus geschlossen, dass Wipo die Hintergründe kannte, und daß es nicht um eine Schuld Giselas gehen konnte, sondern höchstens um einen "objektiven" Makel, etwa um Zweifel an ihrer Herkunft. Andere Interpretationen gehen auf eine mögliche Mitwisserschaft beim gewaltsamen Tod ihres ersten oder zweiten Ehemannes. Aber beides wären skandalöse Möglichkeiten, für die es auch andere Spuren und Hinweise geben müßte, denn diese Adelsgesellschaft mit ihren engen und vielfältigen verwandtschaftlichen Beziehungen war ja auch für Klatsch und Tratsch offen.
      Vielleicht hilft uns die Beschäftigung mit Erzbischof Aribo weiter. Aribo war kein "Seelsorger", sondern ein Politiker, der in der Kanzlei HEINRICHS gelernt hatte. Erzbischof von Mainz wurde er 1021 vor allem durch Fürsprache der Kaiserin Kunigunde. Diese spielte aber bei der Wahl KONRADS und bei seiner Krönung eine gewisse Rolle, denn sie vertrat seit dem Tod des Kaisers die Regierung und hütete die Reichsinsignien, ohne die eine rechtmäßige Krönung nicht möglich war. Sie hatte sicher in der Zeit vorher und vor allem in diesen zwei Monaten eng mit Aribo zusammengearbeitet. Möglicherweise war ihr Verhältnis zu Gisela über den allgemeinen Gegensatz hinaus aus persönlichen Gründen so gespannt, dass sie ihr diesen Triumph nicht gönnte und deshalb bei Aribo Einspruch erhob, etwa weil sie sich von Gisela beleidigt fühlte. Dazu würde Wipos Aussage passen. Denn wenn die alte Kaiserin die Reichsinsignien nicht oder nur unter Druck herausgegeben hätte, wäre der Skandal groß gewesen. KONRAD konnte dieser Lösung leicht zustimmen, weil bei keiner der vorausgehenden Königserhebungen die Königin direkt mitgekrönt worden war, auch nicht Kunigunde. Aribo glaubte aber vielleicht, dass sein Einspruch gegen die Krönung Giselas ihm einen höheren Rang, eine Art moralischer Autorität verleihen würde.
      Wenn diese Erklärung richtig ist, dann war das "Problem um die Kaiserin Gisela" auch nicht so groß, und sie konnte leicht nachgeben, ohne dadurch beleidigt oder beschädigt zu werden. Denn wenn es wirklich um ihre Ehre oder ihr Ansehen gegangen wäre, hätte auch KONRAD nicht so einfach darüber weggehen können. Es würde zu seinem sonstigen Verhalten überhaupt nicht passen, daß er nur um seiner ungefährdeten Krönung willen seine Frau im Stich gelassen hätte, durch die er ja überhaupt erst zum unangefochtenen Thronanwärter aufgestiegen war. Denn KONRAD war nicht das Geschöpf Aribos, und es war noch nicht so, daß nicht auch ein anderer Erzbischof die Krönung hätte vornehmen können. Wenn die Verschiebung der Krönung Rücksicht auf die Verbitterung der alten Kaiserin war, die hier zum letzten Mal ihren Einfluß geltend machen konnte, dann war Nachgeben von der Seite KONRADS und Giselas die richtige und angemessene Entscheidung. Das könnte sogar der im lateinischen Text folgenden Bemerkung Wipos einen anderen Sinn geben. Sie heißt "tamen virilis probitas in femina vicit" und wird übersetzt "Doch der tüchtige Mann setzte sich mit seiner Frau durch". Aber das ist nicht überzeugend, denn von KONRAD ist vorher überhaupt nicht die Rede. Wörtlicher wäre "die männliche Nüchternheit setzte sich bei der Frau durch", und das wäre dann ein Kompliment für Gisela, weil sie einer vernünftigen Lösung zugestimmt habe.
      Eine weitere Textstelle könnte auch mit diesem Problem in Verbindung stehen. Wipo bringt nämlich die ganze Ansprache Aribos an KONRAD vor der Krönung. Sie geht aus von der Überlegung, daß Macht an sich aus einer reinen Quelle hervorgeht, aber durch menschliche Schlechtigkeit verunreinigt wird. Es folgen Ermahnungen mit vielen Bibelzitaten, die Aufforderung zu guten Werken, Recht, Gerechtigkeit und Frieden. Zum Schluß heißt es dann:
      "Jetzt aber, Herr König, bittet dich die ganze heilige Kirche mit uns um deine Huld für alle, die bisher gegen dich gefehlt und durch irgendwelche Beleidigungen deine Huld verloren haben. Zu ihnen gehört der edle Herr Otto, der dich beleidigt hat. Für ihn und alle anderen erbitten wir deine Milde, verzeih ihnen um der Liebe Gottes willen, die heute einen neuen Menschen aus dir gemacht hat und dich teilhaben läßt an ihrem göttlichen Walten, wie auch Gott selbst wiederum dir für alle deine Sünden verzeihen möge."
      Dieser edle Herr Otto gehört nicht zu den von Wipo aufgezählten anwesenden Fürsten, und niemand weiß, wer er war und wie er KONRAD beleidigt haben könnte. Trotzdem wurde er von Aribo als einziger namentlich in die Predigt mit aufgenommen und damit in besonderer Weise unter den Schutz des Erzbischofs gestellt. Es liegt nahe, hier hochgehende Emotionen und einen sehr gereizten KONRAD zu vermuten und eine Verbindung zwischen diesem Otto, Kunigunde, Aribo und der verweigerten Krönung anzunehmen.
      Von Mainz zog der neue König nach Köln, und dort krönte am 21. September Erzbischof Pilgrim, der Intimfeind Aribos, Gisela zur Königin. KONRAD nutzte also die Rivalität zwischen den Erzbischöfen. Aribo behielt seine Ämter auch als Erzkanzler, aber er gehörte nicht zum engeren Kreis der Berater, und in zwei berühmten Fällen, im Verfahren gegen Otto und Irmgard von Hammerstein wegen unkanonischer Ehe ebenso wie beim Gandersheimer Streit entschied KONRAD gegen ihn. Sein Nachfolger wurde 1031 Bardo, ein Verwandter der Kaiserin Gisela, ein Mönch und Seelsorger, der der Politik ferne stand. In allem zeigt sich eine leise, aber deutliche Mißbilligung und Kaltstellung Aribos, der sich seine Rolle unter der neuen Regierung sicher anders vorgestellt hatte.
      Zur Sicherung der neuen königlichen Autorität gehörte der Umritt, der zuerst nach Aachen führte, wo KONRAD auf dem Stuhl KARLS DES GROSSEN Platz nahm und sich von den Fürsten huldigen ließ. Vom Westen gingen KONRAD und Gisela nach Sachsen. Im November 1024 wurden sie in der Abtei Vreden von den beiden Schwestern OTTOS III., den Äbtissinnen Adelheid und Sophia, empfangen, die offenbar immer noch großen Einfluß hatten. Von Sachsen führte der Zug über O-Franken und Bayern nach Schwaben, wo er an Pfingsten 1025 in Konstanz beendet wurde. Überall nahm der neue König die Huldigung entgegen und beschwor die Einhaltung der alten rechte. Gisela gehörte zum engsten Kreis und nahm an allen Umritten und Unternehmungen außer den reinen Kriegszügen teil.

      Die Mutter und die Kaiserin

      Nach der Geburt des Sohnes HEINRICH bekamen Gisela und KONRAD noch zwei Töchter, Mathilde und Beatrix, beide vor 1024. Mathilde wurde weltlich erzogen und 1033 mit dem französischen König verlobt, aber sie verstarb bald darauf. Beatrix wurde 1025 der Äbtissin von Quedlinburg zur geistlichen Erziehung anvertraut, starb aber auch schon früh. Giselas ältere Schwester Mathilde, die mit Konrad von Kärnten verheiratet gewesen war, hatte aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich von Lothringen zwei Töchter, die nach dem Tod ihrer Mutter 1026 von Gisela erzogen wurden, Beatrix und Sophia. Beatrix heiratete später den Markgrafen Bonifaz von Canossa-Tuszien, und sie und ihre Tochter Mathilde spielten in den Auseinandersetzungen um die Kirchenreform und "Canossa" eine große Rolle. Sophia heiratete nach Lothringen.
      Von Giselas vier Söhnen waren die beiden jüngsten, Hermann und HEINRICH, im Alter nah beieinander und wurden gemeinsam in der Familie erzogen. Der älteste, vielleicht 1007 geborene Liudolf war in Braunschweig bei der Familie des Vaters. Das Problemkind war der zweite Sohn, der um 1010 geborene Sohn des BABENBERGERS Ernst, seit 1015 Herzog von Schwaben. Er hatte noch Erinnerungen an den Vater, vielleicht auch den Konflikt zwischen den Eltern erlebt, und durch seinen Onkel war er gegen den Stiefvater und die Mutter aufgehetzt und eingenommen worden. Jetzt war er mit 15 Jahren mündig und einer der wichtigsten Reichsfürsten, und er neigte zur Selbstüberschätzung und ließ sich von anderen benutzen und vorschieben. dazu kam ein objektiver Konflikt, der Anspruch auf das Königreich Burgund. Dessen König Rudolf war ohne Kinder und hatte das Erbe seinem Neffen HEINRICH II. versprochen. KONRAD sah sich auch hier als dessen Rechtsnachfolger, außerdem war er mit der nächsten Erbin verheiratet. Aber Herzog Ernst hielt sich für den nächsten männlichen Erben und hätte gern das Königreich Burgund seinem Herzogtum Schwaben hinzugefügt.
      Herzog Ernst war schon 1025 an einer ersten nicht sehr gefährlichen Aufstandsbewegung gegen KONRAD beteiligt. Im Februar 1026 wurde sein 9-jähriger Halbbbruder HEINRICH durch die Zustimmung der Fürsten als König designiert und formal mit der Vertretung in Deutschland beauftragt, die aber faktisch bei Bischof Bruno von Augsburg lag. KONRAD und Gisela bereiteten sich mit zahlreichen Gefolge, zu dem auch Ernst gehörte, auf den Italienzug vor. In Italien und unter den Augen des Königs und Stiefvaters bewährte sich der junge Herzog. Deshalb schickte ihn KONRAD Ende 1026 nach Deutschland zurück, denn der Augsburger Bischof war durch Graf Welf in ernste Schwierigkeiten geraten. KONRAD und Gisela zogen nach Rom weiter und wurden an Ostern 1027 in Rom als Kaiser und Kaiserin gekrönt. An dieser Kaiserkrönung nahmen der König von Dänemark und der König von Burgund teil, dazu die Mehrzahl der deutschen und italienischen Erzbischöfe und Bischöfe und viele deutsche und italienische Fürsten. Auch der designierte König HEINRICH und Bischof Bruno von Augsburg waren anwesend.
      Als Herzog Ernst Ende 1026 in sein Herzogtum zurückkam, vergaß er schnell den Auftrag, den er übernommen hatte, und ließ sich von dem Grafen Welf auf die andere Seite ziehen und in die Rolle des Anführers drängen. Im Elsaß überfiel er die Burgen der Herren, die zum König hielten, dann macht er einen ergebnislosen Feldzug nach Burgund, und schließlich plünderte er sogar seine wichtigsten Klöster, Reichenau und St. Gallen, weil sie sich seinem Aufstand nicht anschlossen. Als der neue Kaiser schon im Juli 1027 nach Deutschland zurückkehrte, setzte er zunächst die Wahl seines Sohnes HEINRICH als Herzog von Bayern durch. Anschließend berief er einen allgemeinen Reichstag nach Ulm, um den Aufstand endgültig beizulegen. Ernst wollte in einer völligen Verkennung seiner Stärke das Herzogtum zum Kampf gegen denn Stiefvater aufrufen, aber seine Leute verweigerten ihm die Gefolgschaft und schlossen sich KONRAD an. Ernst mußte sich unterwerfen und wurde zur Haft nach Halle in die Festung Giebichenstein gebracht. Anschließend traf KONRAD in Basel wieder mit König Rudolf von Burgund zusammen, der jetzt notgedrungen das Erbrecht KONRADS anerkannte. Für Gisela war beides enge Verwandtschaft, Herzog Ernst war ihr Sohn, und König Rudolf, ein unzuverlässiger und schwieriger Mann, ihr Onkel. Sie war nicht sentimental und stand deshalb in der Sache immer auf der Seite KONRADS, aber sie bemühte sich doch um eine gewisse Verständigung. So behielt ihr Sohn wenigstens formal das Herzogtum, und wahrscheinlich übernahm sie seine Vertretung.
      An Ostern 1028 wurde HEINRICH in Aachen durch Erzbischof Pilgrim von Köln zum König gekrönt. Wahrscheinlich zu diesem Anlaß und auf Bitten HEINRICHS und Giselas wurde Herzog Ernst aus der Festungshaft entlassen und in den Hofstaat eingegliedert, wo er auch noch unter Kontrolle und Aufsicht stand. Denn auf einer im Juli 1028 in Magdeburg ausgestellten Urkunde Kaiser KONRADS haben als Zeugen unter anderen die beiden ältesten Söhne Giselas, Graf Liudolf von Braunschweig und Herzog Ernst von Schwaben unterschrieben. Auf einem Reichstag in Ingelheim an Ostern 1030 sollte Ernst wieder mit allen Rechten als Herzog eingesetzt werden, dafür aber die Gegner des Kaisers, seine Parteigänger, vor allem Werner von Kyburg verfolgen und bestrafen. Er verweigerte den Eid und wurde als Herzog abgesetzt. Wo Gisela in diesem Konflikt stand, sagt uns wieder Wipo:
      "Selbst Kaiserin Gisela - welch betrübliche Feststellung, aber welch löbliche Haltung! - ließ ihren unberatenen Sohn gegenüber dem weisen Gemahl fallen und gelobte öffentlich, was auch immer ihm zustoße, sie wolle an niemandem Vergeltung üben und um dieser Sache willen niemand feind sein."
      Sie gab also diesen Sohn auf, weil er die Harmonie und den Aufstieg der ganzen Familie gefährdete. Ob ihr der Verlust des Sohnes sehr nahe gegangen ist, läßt sich nicht feststellen. Auf jeden Fall ordnete sie ihre emotionale Betroffenheit der nüchternen politischen Rationalität unter. Herzog Ernst floh zu seinem Freund Werner und fiel im August 1030 als Aufrührer gegen seinen Kaiser in einer Schlacht auf der Baar.

      Konrads unentbehrliche Gefährtin

      Wipo, der Verfasser der "Gesta Chuonradi II. Imperatoris", der Taten Kaiser KONRADS II., war schon bei der Königswahl von 1024 dabei und hat danach zum engeren Hof gehört, nicht in einer herausragenden Position, aber in einer sehr vertrauten Stellung zu den Mächtigen. Aufgezeichnet hat er die Taten KONRADS für HEINRICH III., den er miterzogen hatte und als Erben und Vollender KONRADS ansah. Wipo mahnte bei KONRAD auch Schwächen und Fehler an, und genau in diesen Punkten hoffte er, daß der hochgebildete Nachfolger den Vater noch übertreffen würde. Die Kritik betraf vor allem das Verhältnis zur Kirche. Wipo rechnete damit, daß auf den großen KONRAD ein noch größerer HEINRICH folgen würde, seine Beschreibung der Taten KONRADS sollte den Sohn anspornen, und auch der Autor plante eine Fortsetzung und Weiterführung mit HEINRICH III. als Hauptperson. Aber Wipo starb kurz nach dem Eingreifen HEINRICHS in der Papstfrage und seiner Krönung zum Kaiser.
      Wipos Berichte sind für uns auch wichtig, weil sie von jemand stammen, dem die handelnden Personen persönlich vertraut waren. Wipo nannte Gisela die "necessarai comes", die unentbehrliche Gefährtin des Königs, und er schreibt von ihr:
      "Doch sie alle übertraf an klugen Rat des Königs geliebte Gemahlin Gisela. Trotz ihres hohen Adels und ihrer erlesenen Schönheit war sie frei von jeder Überheblichkeit. Ehrfürchtig diente sie Gott, stetig, und zwar so unauffällig wie möglich, blieb sie in Gebet und Almosengeben nach dem Worte des Evangeliums: 'Zeigt eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen!' Sie war sehr freigebig und von großer Gewandtheit, strebte nach Ehren statt nach eitlem Lob, hielt auf Zucht, widmete sich weiblichem Tun, verschwendete nichts unnütz, spendete für wertvolle und förderliche Dinge sehr freigebig, besaß reiche Eigengüter und wußte die hohe Würde ihres Amtes recht zu tragen."
      Gisela hatte also einen festen Platz und eine ausschlaggebende Stimme im Rat und in der Regierung KONRADS II., und Wipo deutet nicht einmal eine ernsthafte Differenz oder Auseinandersetzung an. Selbst die Vorfälle um Herzog Ernst haben zu keinem Riß geführt. Erst in Ludwig Uhlands Trauerspiel "Ernst, Herzog von Schwaben" fühlt die mütterliche Gisela sich von KONRADhereingelegt und hintergangen "Gott! es geht mir furchtbar auf". KONRAD war wohl eine starke Persönlichkeit, aber gerade deshalb bereit, sich von anderen raten zu lassen und ihnen auch Einfluß auf seine Entscheidungen einzuräumen. Wahrscheinlich war Gisela in diesem Gespann sogar der rationalere, bewußtere und intellektuellere Part, und KONRAD verließ sich in vielen Entscheidungen und Bewertungen auf ihr Urteil. Umgekehrt war sie sehr der Sache ergeben und verpflichtet und stellte ihre persönlichen Gefühle zurück, nicht nur im Falle von Herzog Ernst. Sie betrieb keine engstirnige Protektions- oder Günstlingswirtschaft, und selbst ihr Verwandter Bardo, den sie am Hof einführte, stieg wegen seiner geistlichen Qualitäten zum Erzbischof von Mainz auf und nicht wegen seiner Beziehungen.
      Zu den Bereichen, in denen KONRAD sich sehr stark auf das Urteil seiner Frau verließ, gehörte die Beziehung zur Kirche. Hier drehte es sich um zwei verschiedene und fast gegensätzliche Fragenkomplexe. Auf der einen Seite ging es um die Kirchenreform und die Reinheit der Kirche. Im Kloster Cluny wurde schon seit dem 10. Jahrhundert eine strenge und auf die Einhaltung der Mönchsregel verpflichtete Richtung vertreten. Aber neue Ansätze zur Frömmigkeit kamen aus den Lothringer Reformklöstern, vor allem Gorze und St. Maximin bei Trier. Hier ging es um Impulse für die mönchischen Ideale, um gelebte Frömmigkeit, bessere geistliche Bildung und eine auf Gott ausgerichtete Weltferne, die mit der starken Bindung der Kirche und vor allem der Kirchenoberen an die Adelswelt und ihre Ideale und Lebensformen im Widerspruch standen. Die Klosterreformer verbanden weltabgewandte Frömmigkeit mit einem hohen Bildungsanspruch und strengen Maßstäben am die Lebensführung der Mönche. Sie waren in den Klöstern keineswegs immer beliebt, und sie erwarteten und erhofften deshalb von der weltlichen Macht Unterstützung für ihr Werk. Auf der anderen Seite war die Kirche ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens und der staatlichen Organisation, denn seit OTTO I. gaben die deutschen Könige Lehen und Ämter an Kirchenfürsten und zogen diese intensiv für Staatsaufgaben heran. Insbesondere HEINRICH II. hatte den Einfluß der Kirche und der Bischöfe noch erweitert. Diese Praxis machte aber nur Sinn, wenn der König bei der Ernennung der Bischöfe mitwirken konnte. So war unter HEINRICH II. und KONRAD II. die richtige Auswahl der Erzbischöfe, Bischöfe und großen Äbte eine herausragende politische Aufgabe, und manche dieser Kirchenfürsten hatten kaum Zeit, sich um ihr eigenes Amt zu kümmern, weil sie von ihren politischen Pflichten so in Anspruch genommen waren. Gisela setzte sich positiv mit den Ideen und Idealen der Klosterreform auseinander, und sie wirkte bei der Auswahl der Kirchenfürsten mit. Das Kirchenregiment KONRADS II. funktionierte nicht anders als das seines Vorgängers, und wesentliches Kriterium für die Auswahl der Bischöfe war ihre politische Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit. Der mögliche Widerspruch zwischen dem Reformdenken und der Praxis des Kirchenregiments war dieser Generation noch nicht bewußt.
      Mit der Kirche verknüpft ist auch die Frage der Bildung. Gisela hatte zweifellos eine hohe Bildung mitbekommen, aber die Träger und Vermittler einer solchen Bildung waren meistens Kleriker. Die Bildungssprache war Latein, das KONRAD nur mühsam, Gisela dagegen fließend beherrschte. Am Hof legte man Wert auf gutes Latein. Das beweist allein schon Wipo. Aber Giselas Muttersprache war althochdeutsch, und sie interessierte sich auch für den Schriftgebrauch dieser Volkssprache. Vom deutschen Psalter des St. Galler Mönchs Notker Labeo ließ sie sich eine Abschrift anfertigen. Als Gisela 1027 mit ihrem Sohn HEINRICH St. Gallen besuchte, schenkte sie der Klosterbibliothek wichtige liturgische Handschriften. Gisela trug wohl auch für die geistige Erziehung ihrer Söhne Hermann und vor allem HEINRICH die Hauptverantwortung, und HEINRICH war ein dankbarer Schüler, der für die geistigen Fragen der Zeit ein tiefes Verständnis entwickelte. Von dieser Erziehung scheint auch Wipos Vertrautheit mit der kaiserlichen Familie herzurühren. Aber HEINRICH wurde nicht nur mit Bildungsinhalten gefüttert, sondern offenbar schon früh von den Eltern mit in die Verantwortung hineingenommen und so auf seine Aufgabe vorbereitet. Die Urkunden zeigen, dass Gisela den Kaiser fast immer begleitet hat und an den Entscheidungen beteiligt war, und seit 1027 tritt HEINRICH immer häufiger als Intervenient neben sie. Die Erziehung eines Königssohnes, immer eine schwierige Aufgabe, ist in diesem Fall besonders gut geglückt.
      Sehr eng mit Gisela verbunden war das Herzogtum Schwaben, eine der Machtgrundlagen des salischen Königtums. In Schwaben und am Rhein lagen Giselas reiches Eigengut, und ein Erbe ihres Vaters war auch ein gewisser Anspruch auf das Herzogsamt, das zuerst ihr Bruder, dann ihr zweiter Ehemann und schließlich ihr Sohn ausübte. Nach dessen Ende wurde ihr dritter Sohn Hermann, der jüngere Bruder Ernsts, neuer Herzog von Schwaben. Hermann hatte den eigenen Vater nicht mehr erlebt und war in der Familie des Stiefvaters mit seinem zwei Jahre jüngeren Halbbruder HEINRICH aufgewachsen. Er fühlte sich ganz zur Familie gehörig. Als Helfer und Stütze HEINRICHS III. war ihm von Gisela und KONRAD ein wichtiger Platz im salischen Reichsbau zugedacht. Deshalb wurde er von KONRADzusätzlich mit der Markgrafschaft Susa in Italien belehnt und mit der Tochter eines italienischen Adligen verheiratet.
      KONRAD II. verband mit dem Reich die dritte Königskrone, das Königreich Burgund. Auch dabei spielte Gisela eine große Rolle. Denn wenn auch KONRAD als Nachfolger HEINRICHS II. in den Erbvertrag mit König Rudolf eintrat, so war doch Gisela dessen nächste Verwandte. Sie vermittelte im August 1027 in Basel zwischen ihrem Mann und ihrem Onkel. Auf der Grundlage dieses Vertrags rückte KONRAD II. nach dem Tod Rudolfs 1033 in Burgund ein und ließ sich in Payerne zum König wählen und krönen, allerdings ohne Gisela. Zur endgültigen Sicherung war 1034 ein zweiter Feldzug nötig. Im Herbst 1038 übertrug KONRAD das Königreich Burgund seinem Sohn HEINRICH. Gisela war bei allen drei Burgundfahrten nicht dabei, wahrscheinlich aus der Überlegung, daß so keine Diskussion über das Erbrecht aufbrechen konnte.
      Im Zusammenhang mit Polen heißt es Wipo einmal:
      "Nun bemühte sich Mieszko eifrigst um die Huld der Kaiserin Gisela und der übrigen Fürsten, um des Kaisers Gnade zurückzugewinnen." Diese Bemerkung sagt viel über den Einfluß Giselas und ihren Anteil an der Regierung KONRADS. Eine ähnliche politische Erfahrung hatte sie zusammengeführt, und seit ihrer Heirat bildeten sie eine enge Gemeinschaft. Für KONRAD war Gisela nicht nur ein äußerer Zuwachs an Macht und Einfluß, sondern die eigenständige Mitgestalterin, ohne die sein Königtum so nicht möglich gewesen wäre. Bei Gisela und KONRAD sind von außen her Krisen, Einbrüche oder Entfremdungen nicht auszumachen, wohl aber ein großes Vertrauen und große Vertrautheit, in die der Sohn HEINRICH mit hineinwuchs und mit hinein erzogen wurde.

      Der Tod der Kaiserin

      An Pfingsten 1036 heiratete HEINRICH III. in Nimwegen die Tochter des Königs Knut von Dänemark und England, die 16-jährige Gunhild. Der Sommer brachte einen Feldzug über die Elbe, aber zum Jahresende waren die Nachrichten aus Italien zur Vorbereitung eines zweiten Italienzuges. Das junge Ehepaar ebenso wie Herzog Hermann von Schwaben begleiteten den Kaiser und die Kaiserin. Auf diesem Zug wurde dem jungen Paar Ende 1037 oder Anfang 1038 eine Tochter Beatrix geboren, vielleicht bei der Markgräfin Beatrix von Canossa-Tuszien, der Kusine und Adoptivschwester HEINRICHS. Die Kriegshandlungen wurden einigermaßen erfolgreich abgeschlossen, aber als man sich bereits zur Heimfahrt rüstete, brach im Heer und im kaiserlichen Gefolge eine furchtbare Seuche aus, der am 18. Juli die junge Königin Gunhild und am 28. Juli Herzog Hermann von Schwaben erlagen, also Giselas Schwiegertochter und ihr dritter Sohn. In Deutschland war kurz vorher ihr erster Sohn Liudolf aus der braunschweigischen Ehe gestorben. So war jetzt von allen (mindestens) 7 Kindern Giselas nur noch ihr Sohn HEINRICHam Leben, und der jung verwitwet mit einer halbjährigen Tochter.
      KONRAD belehnte auf dem Rückweg von Italien HEINRICH mit dem Herzogtum Schwaben. Das war zwar ungewöhnlich, weil HEINRICH ja gewählter König und seit 1027 Herzog von Bayern war, aber vom Erbrecht her hatte er als letzter Sohn der Gisela einen unbestreitbaren Anspruch, und es war für die SALIER wichtig, Schwaben in der eigenen Verantwortung zu behalten. Von Schwaben aus führte KONRAD seinen Sohn nach Burgund, wo er ihm auch dieses Königreich übertrug. KONRAD war noch nicht 50 Jahre alt, und diese Maßnahmen zeigen eigentlich, daß er noch mit einer längeren Regierungszeit rechnete, in der er als Kaiser und Oberherr regieren und seinem Sohn mit den vielen kleineren Aufgaben betrauen konnte. Aber an Pfingsten 1039, das der Hof in Utrecht feierte, wurde KONRAD krank.
      "Unter brünstigen Tränen richtete er sich empor, empfing nach aufrichtiger Beichte und innigem Gebet in tiefer Demut Gemeinschaft mit den Heiligen und Sündennachlaß, nahm nach herzlichen Ermahnungen Abschied von der Kaiserin und seinem Sohne, König HEINRICH, und schied am Montag, dem 4. Juni, in der 7. Indiktion, aus diesem Leben. Des Kaisers Eingeweide wurden zu Utrecht beigesetzt, und der König begabte den Grabesort mit Geschenken und Grundbesitz. Den übrigen, denkbar prächtig umhüllten und eingesargten Leichnam geleiteten die Kaiserin und ihr königlicher Sohn nach Köln... 30 Tage nach seinem Tode setzte man ihn unter hohen Ehren bei in der Stadt Speyer, die der Kaiser selbst, wie später auch sein Sohn, sehr ausgezeichnet hat."
      Gisela war also jetzt, mit 49 und nach 23-jähriger Ehe, die gleichzeitig eine sehr enge politische Gemeinschaft gewesen war, zum dritten Mal Witwe. Zunächst wirkte wohl die Routine der bisherigen Praxis ebenso wie die feierliche Durchführung der Beisetzung, aber mit der Zeit kam es mit ihrem Sohn HEINRICH zu Reibereien und bald zu sehr ernsthaften Auseinandersetzungen. Vermutlich ging Gisela mit ihrem Sohn anders um als mit ihrem Mann, sie übernahm mehr eigene Verantwortung und ließ ihn ihre Überlegenheit spüren. Er wehrte sich gegen ihren beherrschenden Einfluß und sah offenbar keinen anderen Weg, sie loszuwerden. Deshalb wies er ihr Goslar als Wohnsitz an und verbannte sie zeitweilig vom Hof. Die ausführlichste Nachricht finden wir im Tetralog, einem Gedicht, das Wipo 1041 für HEINRICH schrieb:
      "So hielt Wipo für notwendig dem König ans Herz zu legen, daß er mit seiner Mutter, der Kaiserin-Witwe Gisela, in Friede und Freundschaft lebe: habe sie sich doch in besonders hohem Maße um seine ganze geistige Ausbildung verdient gemacht, und sei es daher seine heilige Pflicht ihr mit Ehrerbietung zu begegnen! Keinesfalls dürfte es unter ihnen wieder zu einer Entzweiung kommen, wie sie schon einmal dagewesen sei und die Freude am Reich gestört habe, bis sie durch Gottes Hilfe beigelegt wurde."
      Der äußere Frieden war offenbar wiederhergestellt, und HEINRICH wie Gisela war daran gelegen, aber HEINRICH hielt an seiner Entscheidung fest, Gisela an der Macht nicht mehr zu beteiligen. Gisela mußte sich mit einer Randstellung und halben Verbannung begnügen. So blieb in Goslar, wo sich allerdings HEINRICH mit dem Hof auch immer wieder aufhielt. Soweit sich politischer Einfluß an den Interventionen ablesen läßt, ging er in diesen Jahren sehr zurück. Über ihr sonstiges Leben gibt es kaum Nachrichten. Vermutlich war es von einer gewissen Resignation geprägt.
      Die Nachricht über Giselas Tod findet sich nicht bei Wipo, sondern in der Chronik des Hermann von Reichenau. da heißt es zu 1043: "Kaiserin Gisela starb in Goslar am 14. Februar an der Ruhr, obgleich sie von Wahrsagern, die ihr manchmal Wahres vorhersagten, zu dem Glauben gebracht worden war, sie werde ihren Sohn, den König, überleben; sie wurde zu Speyer neben ihrem Gemahl, dem Kaiser, begraben."
      Über "diese so unmütterlich unzweifelhaft auf Herrschsucht beruhende Gesinnung der alternden Gisela" läßt sich Steindorff in den Jahrbüchern zu HEINRICH III. aus. Aber daß Gisela, die drei Ehemänner und alle Kinder außer HEINRICH überlebt hat, auf solche Gedanken kommen konnte, ist nicht weiter verwunderlich. Und HEINRICHS Tod hätte für Gisela nicht die Rückkehr an die Macht bedeutet, sondern die endgültige Entfernung von ihr. Als ihrem Vater und seiner Familie einst ein glänzendes Schicksal bevorstand, stiftete er zur Erinnerung für sich und seine Familie das Kloster und die Kirche von Regenbach, und Gisela mußte diese unnötig gewordene Stiftung 1033 auflösen. Vielleicht plagte sie die Vorstellung, daß sie auch die zweite Familie überleben und Speyer wie Regenbach enden würde. Die Fortsetzung des glänzenden Aufstiegs, der Gisela und KONRAD zum Kaisertum geführt hatte, ruhte jetzt allein auf den Schultern des Königs HEINRICH, den Gisela geboren und für seine Aufgabe erzogen hatte. Sein Tod wäre für sie ein Triumph gewesen, auch wenn sie ihm ihre Kaltstellung sicher übelgenommen hat.

      [1]
    • Frommer Hansjörg: Seite 29, "Die Salier und das Herzogtum Schwaben"

      Gisela von Schwaben


      Schwaben spielte in den kommenden Jahren unter seinem minderjährigen Herzog in der Politik keine Rolle. Aber für HEINRICH II. war es wichtig, die Kinder seines früheren Rivalen im Auge zu behalten. Soweit wir wissen, waren es drei Töchter und ein spätgeborener Sohn. Die älteste Tochter war vermutlich die 1002 bereits mit Konrad von Kärnten verheiratete Mathilde. Dann war Gisela die zweite Tochter, Brigitta die dritte. Als bei der Renovierung des Speyerer Doms im Jahr 1900 der Sarg der Kaiserin geöffnet wurde, fand man in ihm eine Bleiplatte, die ihr Geburtsjahr mit 999 angibt. Dieses Datum war der Anlaß zu großem Rätselraten, denn alles, was wir sonst wissen, deutet auf ein Geburtsjahr um 990 hin. Davon geht man heute auch aus, obwohl an ein einfaches Verschreiben nicht gedacht werden kann, weil römische Zahlen verwendet wurden. Die folgende Chronologie der früheren Lebensjahre Giselas ist wahrscheinlich, aber nicht die einzig mögliche.
      Von Giselas Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Beim Tod ihres Vaters war sie 13 Jahre alt und wegen ihrer Herkunft und ihres Erbes eine wichtige, wenn auch noch passive Größe. Wir wissen nicht einmal, ob ihre Mutter zu der Zeit noch lebte oder wer für den minderjährigen Bruder die Geschäfte führte und die Familie vertrat. Wenig später heiratete Gisela den Grafen Bruno von Braunschweig aus dem Hause WERLA, der zur Fürstenopposition gegen HEINRICH II. gehörte. Diese Ehe war zweifellos eine hochpolitische Verbindung und vielleicht sogar noch zu Lebzeiten Hermanns ausgehandelt worden. Gisela und Bruno hatten einen Sohn Liudolf und mindestens eine Tochter. Aber der Ehemann verstarb zwischen 1006 und 1009, und die junge Witwe heiratete wohl vor 1010 einen anderen Anhänger der Fürstenopposition von 1002, den BABENBERGER Ernst, der nicht nur über beträchtlichen Familienbesitz verfügte, sondern auch Herzog von Ostfranken war, wo HEINRICH II. um die Ausstattung seines Lieblingsbistums Bamberg kämpfte. Diese beiden Eheschließungen zeigen, daß die Opposition gegen HEINRICH weiter bestand, und HEINRICH war sich dieser Gefahr bewußt. Zwischen 1010 und 1012 gelang es ihm wohl, zu einer Art Ausgleich mit dem BABENBERGER zu kommen. Denn als 1011 Konrad von Kärnten starb, überging HEINRICH dessen Sohn Konradaus der von ihm gerügten Ehe mit Mathilde von Schwaben. An seiner Stelle setze er einen seiner Anhänger, den Grafen Adalbero zum Herzog ein. Adalbero aber war der Ehemann der dritte Schwester Brigitta, und er war ein Gegner der übrigen Familie, weil er die Erbansprüche seiner Frau verletzt sah. HEINRICH versuchte also hier, seine Gegner zu schwächen. Als aber im folgenden Jahr Herzog Hermann III. starb, wahrscheinlich als 12-jähriges Kind, setzte HEINRICH den BABENBERGER Ernst als neuen Herzog ein.
      Diese Ernennung war nur sinnvoll, wenn HEINRICH damit der Opposition weiter Boden entziehen konnte. Offenbar war es ihm gelungen, den BABENBERGER auf seine Seite herüberzuziehen und damit seine eigene Stellung weiter zu befestigen. Wie sich Gisela zu dieser Entwicklung stellte, läßt sich nur vermuten. Sie hatte als junges Mädchen erlebt, wie HEINRICH ihren Vater um die Königskrone betrogen hatte, und in den folgenden Jahren hatte sie politisch immer zur Seite der Gegner HEINRICHS gehört. Wahrscheinlich war sie mit dem Seitenwechsel ihres zweiten Ehemannes nicht einverstanden, auch wenn es ihm das Herzogsamt in Schwaben einbrachte. Gisela hatte mit Ernst zwei Söhne, Ernst und Hermann. Herzog Ernst wurde schon 1015 bei einem Jagdunfall tödlich verletzt. Seine letzten Worte waren (bei Thietmar von Merseburg) eine Ermahnung an seine Gattin: "Tretet alle herzu und höret die Sünden eures sterbenden Bruders und helfet sie tilgen, befehlet meine sündige Seele allen Gläubigen und erinnert mein Eheweib, daß sie die Ehre ihrer Schamhaftigkeit bewahre und meiner nicht vergesse". Man könnte aus dieser Aufforderung die Andeutung eines Konflikts oder das Eingeständnis eines Zerwürfnisses durchaus herauslesen.
      Zuerst aber versuchte HEINRICH die mit 25 zum zweiten Mal verwitwete Gisela auf seiner Seite zu halten. Er ernannte ihren Sohn Ernst zum Herzog und übertrug ihr die Vormundschaft. Mit ihrem eigenen Besitz in Franken und Schwaben, dem babenbergischen Besitz, den sie für ihren Sohn verwaltete, und dem Herzogsamt war sie ein erheblicher Faktor im Gleichgewicht der politischen Kräfte, und sie war gewillt dieses Potential auch einzusetzen. Wie bei ihrer Erziehung und Einstellung nicht anders zu erwarten, suchte sie die Verbindung zur politischen Opposition. Für HEINRICH war es ein schwerer Schlag, als Ende 1016 Gisela eine dritte Ehe einging, und zwar mit Konrad von Franken.

      Giselas Ehe mit Konrad

      Konrad war ein Enkel Ottos von Kärnten. Dessen ältester Sohn Heinrich hatte um 985 eine Adelheid von Metz geheiratet, und ihr Sohn Konrad wurde 989 geboren. Heinrich hatte seinen Besitz wohl am N-Rand des Herzogtums Schwaben. Er lebte mindestens zeitweilig in Waiblingen und ist der erste der "HEINRICHE von Waiblingen", wie das SALIER-Geschlecht zunächst genannt wurde. Er starb schon vor 1000, seine Witwe heiratete einen Grafen im Kochergau und wurde später die Gründerin von Öhringen. Otto von Kärnten übertrug den größeren Teil des Familienbesitzes auf seinen jüngeren Sohn Konrad, und der Enkel Konrad scheint in kleinen Verhältnissen, zum Teil bei der Mutter und dem Stiefvater, aufgewachsen zu sein. Aber als sein Onkel Konrad 1011 starb und dessen Sohn noch minderjährig war, fiel ihm die Führungsrolle in der ehemals mächtigen und immer noch angesehenen Familie und in der Auseinandersetzung mit HEINRICH II. zu. Dabei war seine Ausgangslage nicht gut, denn er hatte kein Amt, kein Herzogtum und stand dem Hof fern. Wie schwach die Stellung seiner Familie geworden war, zeigt sich an der Art, wie HEINRICH ihr das angestammte Herzogtum Kärnten wegnehmen konnte, und der Seitenwechsel des BABENBERGERS bedeutete, daß die Gefahr für ihn und sein Haus größer wurde, denn HEINRICH konnte nicht vergessen, daß Otto von Kärnten und nicht er der Wunschkandidat für die Nachfolge OTTOS III. gewesen war, und er tat alles, um den Abstieg dieser Familie zu besiegeln.
      Die Eheschließung von Gisela und Konrad war also ein politischer Akt, der deutlich gegen HEINRICH II. gerichtet war. Denn damit wandte sich Gisela demonstrativ von der Linie ihres verstorbenen Mannes ab, der sich gegen entsprechende Zugeständnisse an den Kaiser angenähert hatte. Sie traf aber auch die persönliche Autorität des Kaisers, denn Kontrad und Gisela standen in demselben Verwandtschaftsverhältnis, das HEINRICH bei Konrad von Kärnten so rüde als unkanonisch beanstandet hatte. [Meine Ergänzung: Das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Gisela und Konrad stand im Verhältnis 4 : 5] Mit ihrer Heirat gaben Gisela und Konrad deutlich zu verstehen, daß auch die Ehe Konrads von Kärnten rechtmäßig gewesen war und HEINRICHS Kritik daran keine rechtliche Grundlage hatte, sondern politisch motiviert war. In einer sonst nicht sehr soliden Quelle wird allerdings angedeutet, daß die Ehe auf einer Entführung beruhte. Aber das kann auf böswilliges Gerede am Hof zurückgehen oder mit Absicht inszeniert worden sein, denn gerade politisch schwierige Ehen wurden mit Einverständnis der Frau auf diesem Weg eingeleitet. Und daß diese Ehe von beiden mit allen Konsequenzen gewollt war, daran besteht kein Zweifel.
      Über das persönliche Verhältnis von Gisela und Konrad ist nicht viel bekannt. Aber sie stammten beide aus hochfürstlichen Familien mit einer ähnlichen Sozialsituation und waren in der gemeinsamen Erfahrung der Demütigungen aufgewachsen, die ihre Familien durch HEINRICH erfahren hatten. Sie waren nahezu gleichaltrig, und sie waren beide auch politisch gereifte Persönlichkeiten. Die spätere Geschichte zeigt deutlich, daß Gisela nicht nur "Prinzgemahlin", sondern Partnerin, in der damaligen Terminologie "consors regni", die auch an den Entscheidungsprozessen beteiligt war. Schon im Oktober 1017 wurde den beiden ein Sohn HEINRICH geboren, später noch zwei Töchter. Nach den damaligen Vorstellungen war die Geburt eines Erben auch eine Art Gottesurteil für die Rechtmäßigkeit der Ehe und damit auch ein weiterer Beweis gegen HEINRICH, der keine Erben hatte.

      Die Nachfolge Heinrichs

      Die fürstliche Opposition gegen den Kaiser und seine kirchenfreundliche Politik gewann also mit dieser Heirat plötzlich wieder Profil, und Konrad wurde ihr natürlicher Führer. HEINRICH verstand dieses Ehebündnis auch als Kampfansage. Er entzog Gisela sofort die Vormundschaft über ihren Sohn Ernst und das Herzogtum Schwaben. Als neuen Vormund und Amtsverwalter setzte er einen seiner treuesten Anhänger ein, den Onkel des jungen Herzogs, den BABENBERGER Poppo, den er soeben auf den Stuhl des Erzbischofs von Trier gehoben hatte. Aber damit erreichte er nicht sehr viel, im besten Fall eine Spaltung der herzoglichen Autorität, denn Gisela behielt natürlich die Verfügung über ihren eigenen Besitz, und auch der Sohn blieb wohl bei ihr. Poppos neue Funktion in Trier erlaubte ihm auch nicht, sich intensiv mit Schwaben zu beschäftigen. Daß HEINRICHS Lage schwieriger wurde, zeigte sich in den folgenden Jahren. Schon 1017 und 1018 kam es in Sachsen zu Unruhen und Fehden, die nur aus dem Nachlassen des kaiserlichen Ansehens zu erklären sind. Anlaß zu den Streitigkeiten gaben immer wieder die großzügigen Schenkungen HEINRICHS an die Bischöfe und Klöster. Im Jahr 1019 kam es in Sachsen zu einer Empörung der Grafen von Werla, also der Familie, zu der Giselas erster Mann [Ergänzung: Brun gehörte zum Haus der BRUNONEN] und ihr ältester Sohn gehörten. HEINRICH war gezwungen, mit militärischer Gewalt gegen sie vorzugehen, um die Ruhe wiederherzustellen. Zur gleichen Zeit führte Konrad zusammen mit seinem Neffen, dem jüngeren Konrad, einen erfolgreichen Krieg gegen HEINRICHS Parteigänger Adalbero von Kärnten, den Mann der jüngsten Schwester Giselas. Adalbero wurde bei Ulm geschlagen, einem Zentralorte des schwäbischen Herzogtums, und die Vermutung liegt nahe, daß es bei der Schlacht nicht nur um das Familienerbe der zwei Schwestern ging, sondern um die Verfügung über das Herzogtum Schwaben, auch wenn Poppo in der Folgezeit offiziell weiter als Vormund und Amtsverwalter galt.
      Die Fehde mit einem weiteren Verwandten Konrads, Otto von Hammerstein, wieder um die Rechtmäßigkeit einer unkanonischen Ehe und gleichzeitig um Besitzungen für den Mainzer Erzbischof, dauerte bis zum Tod des Kaisers. Sie enthält insofern ein neues Element, als dieser Otto gegen den Erzbischof von Mainz an den Papst appellierte. Weil Erzbischof Aribo eine solche Appellation verbot, entzog ihm der Papst die Amtsgewalt. Durch den Tod des Papstes und des Kaisers geriet der ganze Streit in Vergessenheit, aber schon hier zeigt sich, wie die unglückliche und problematische Vermischung von geistlichen und weltlichen Angelegenheiten in Deutschland mit Differenzen zwischen dem Papst und dem Kaiser zu einer unheiligen Koalition zwischen Papst und deutschen Fürsten gegen den deutschen König und "seine" Bischöfe führen konnte. In diesem Streit gewannen erstmals zwei Kirchenfürsten politisches Profil, die HEINRICH 1021 ausgesucht und ernannt hatte. Der eine war Erzbischof Aribo von Mainz. Er stammte aus einer vornehmen bayerischen Familie und galt als theologisch gebildet, stand jedoch auch mit Ekkehard von St. Gallen im Austausch über die beste Fassung des Walthari-Liedes. Er war zwar politisch in der Kanzlei HEINRICHS II. großgeworden, aber seine Ernennung verdankte er vor allem der Fürsprache der Kaiserin Kunigunde. Der andere war Erzbischof Pilgrim von Köln, ein Verwandter Aribos, auch aus der Kanzlei HEINRICHS II. und mehr dessen Vertrauter. Trotz der Ähnlichkeit ihres Werdegangs standen sie schon zur Zeit ihrer Ernennung in einem persönlichen Gegensatz, durch den sie sich dann in der Frage der Nachfolge neutralisierten.
      Diese Frage wurde immer drängender, weil der 973 geborene HEINRICH für damalige Verhältnisse ein älterer Mann war und keine direkten Erben oder auch nur nahe Anverwandte hatte. Er war der letzte, der sich in männlicher Linie auf das sächsische Haus zurückführen konnte. In seinen späteren Jahren fand sich wohl er oder zumindest die Hofpartei damit ab, daß als Nachfolger nur einer der beiden Enkel Ottos von Kärnten in Frage kam, der ältere oder der jüngere Konrad. HEINRICH II. hatte seine Wahl auf irregulärem Weg mit Hilfe der Bischöfe gewonnen, und Erzbischof Willigis von Mainz hatte die Wahl durch Salbung und Krönung sanktioniert. Auf dieses Mitspracherecht bei der Wahl wollten die großen Kirchenfürsten nicht mehr verzichten. Als HEINRICH II. im Juli 1024 starb, berief Aribo für September eine Wahlversammlung nach Kamba am Rhein in der Nähe von Oppenheim. Unter den vier anwesenden Herzögen war auch der inzwischen mündig gesprochene Ernst von Schwaben, der Sohn Giselas. Wären die beiden Erzbischöfe sich einig gewesen, hätten sie vielleicht auch für einen Kandidaten den Ausschlag geben können. Aber weil Pilgrim von Köln für den jüngeren Konrad war, entschied sich Aribo von Mainz für den älteren und setzte sich durch. Konrad wurde unter allgemeiner Zustimmung gewählt, und die Kaiserin-Witwe übergab ihm die Reichsinsignien.

      Krönung Konrads und Giselas

      Aribo salbte und krönte Konrad am 8. September in Mainz, aber er verweigerte die Krönung der neuen Königin Gisela. Dieser Vorgang war unerhört und hat zu manchen Spekulationen Anlaß gegeben. Die einfachste Erklärung war die der unkanonischen Ehe, aber Konrad und Gisela waren ein Ehepaar, und Aribo hätte dann Konrad genau so wenig krönen dürfen oder eine vorherige Trennung verlangen müssen. Außerdem war ein kirchlicher Ausweg durchaus denkbar und es macht auch keinen Sinn, daß die altbekannte Tatsache dieser Ehe zu einem so brüsken und beleidigenden Verhalten Aribos führte.
      Der Bericht bei Konrads Geschichtsschreiber Wipo besagt nur, dass dem Erzbischof von neidvollen Untergebenen Gerüchte zugetragen worden seien. Wipo ließ sich aber nicht über die Art dieser Gerüchte aus und wußte angeblich auch nicht, ob die Vorwürfe gegen Gisela berechtigt waren oder nicht. Norbert Bischoff kam in einer fast kriminalistischen Analyse zu dem Schluß, daß die Gerüchte sich nicht auf Gisela selbst beziehen konnten, sondern nur auf ihre Familie. Er vermutet, daß Aribo Material zugespielt bekam, welches ihre Herkunft und die Tugend ihrer Mutter in Frage stellte, und daß ihm sein Gewissen deshalb verbot, die Krönung vorzunehmen. Er hält deshalb das falsche Geburtsdatum auf der Bleitafel für eine bewußte Fälschung, weil damit der Makel über der Geburt Giselas verwischt werden sollte.
      Aber dahinter steht, daß wir über die Eltern Giselas und über ihre Ehe nur sehr wenig wissen. Wenn es irgendwelche Zweifel an der Legitimität Giselas als Tochter und Erbin Hermanns von Schwaben gegeben hätte, dann wären sie viel früher von HEINRICH und seiner Kanzlei präsentiert worden, hätte sie nicht ihrem zweiten Mann und dreien ihrer Söhne zum Herzogtum Schwaben verhelfen können. Die engen Beziehungen zwischen den vornehmen Familien, die Bündnisse, Streitigkeiten und Erbauseinandersetzungen unter ihnen waren ein guter Nährboden für Klatsch und Tratsch, und es ist undenkbar, daß ein so großes Geheimnis nur bei dieser Gelegenheit dem Erzbischof Aribo zu Ohren kommt, aber sonst nie und nirgends auftaucht.
      Die Wahrheit ist vermutlich undramatischer. Aribo stammte aus der Kanzlei HEINRICHS II., er hatte bei ihm gelernt, wie Politik gemacht wird, und vor allem, wie der Einfluß der Kirche auf die Politik durch rechtzeitiges Einmischen vergrößert werden kann. Er hatte sich für den älteren Konrad entschieden, seine Wahl durchgesetzt und ihn zum König gekrönt. Jetzt wollte er ihm zeigen, daß der König sein Geschöpf und von ihm abhängig war. Dazu eignete sich die demonstrative Verweigerung der Krönung für Gisela vortrefflich, weil sie die Relationen klarstellte und dem König seinen Platz weit unter dem Königsmacher zuwies. Dieses Vorgehen war eine konsequente Weiterentwicklung der Linie der Staats- und Kirchenpolitik HEINRICHS II., die die Kirchenfürsten über die weltlichen weit hinaushob.
      Der Anlaß für die Verweigerung Aribos war nicht so wichtig, es kann durchaus die unkanonische Ehe gewesen sein, wichtig war die grobe Brüskierung des neuen Königs. Der kluge KONRAD ließ den Vorgang zunächst auf sich beruhen. Er machte sich die Rivalität zwischen den Erzbischöfen von Mainz und Köln zunutze, und Pilgrim von Köln, der bei der Wahl auf den falschen Konradgesetzt hatte, beeilte sich, seinen Fehler wiedergutzumachen, indem er am 21. September Gisela zur Königin krönte. Aber auch das genügte KONRAD noch nicht. Er zog weiter nach Aachen und ließ sich dort in althergebrachter Weise auf den Thron KARLS DES GROSSEN setzen. Von dort aus führte ihn ein förmlicher Umritt durch Sachsen, O-Franken und Bayern nach Schwaben. Überall anerkannte er die alten Rechte und ließ sich huldigen. An Pfingsten 1025 war der Umritt beendet und KONRAD hatte damit klar gemacht, daß er nicht der König der Bischöfe war. Aribo blieb Erzbischof von Mainz bis zu seinem Tode 1031, aber KONRAD schaltete ihn aus der Reichspolitik aus, und auch in dem Ehestreit um seinen Verwandten Otto von Hammerstein, den Aribo mit Hilfe HEINRICHS so energisch betrieben hatte, mußte er auf Druck KONRADS zurückstecken.

      [1]
    • Das Burgundische Erbe und die Söhne der Gisela

      Das Königreich Burgund war eine der mehr zufällig aus dem Zusammenbruch des karolingischen Gesamtreiches entstandenen Einheiten. Denn während der Ost- und der Westteil zu eigenen Konturen fanden, zerfiel das ursprünglich als Klammer gedachte Zwischenreich LOTHARS bald in seine Bestandteile. Das nördliche Lothringen fiel nach einigem Hin und Her auf lange Zeit an das Ostreich. Das Königreich Italien, das Kaisertum und das Papsttum sanken auf die Ebene lokaler Fehden zwischen konkurrierenden Adelsfamilien ab, bis OTTO DER GROSSE die Anwartschaft auf Italien und die Kaiserkrone dauerhaft mit dem deutschen Königtum verband. Burgund konnte sich dazwischen als selbständiges Reich erhalten, allerdings mit unklaren und umstrittenen Grenzen gegen Schwaben, gegen Frankreich und vor allem gegen Italien. HEINRICH I. hatte den Schwaben-Herzog Burchard II. 919 zur Unterwerfung bringen können, weil er ihn von Norden her bedrohte, als dieser in einen Krieg mit König Rudolf von Burgund verwickelt war. Nachdem es zwischen Burchard und Rudolf zu einem Grenzausgleich gekommen war und Rudolf Burchards Tochter Bertha geheiratet hatte, setzte sich Burchard in Italien für die Interessen seines Schwiegervaters ein und kam dabei 926 ums Leben. Aber auch HEINRICH I. blickte über Burgund nach Italien. Deshalb erwarb er vom burgundischen König die "heilige Lanze", angeblich die Lanze Konstantins des Großen mit Nägeln des Kreuzes Christi, ein wichtiges Herrschafts- und Kaisersymbol, das von nun an zu den deutschen Kroninsignien gehörte. König Rudolf II. starb 937. Sein Sohn und Erbe Konrad wurde von aufständischen Adligen vertrieben, die mit dem französischen König verbündet waren. Er suchte Schutz bei OTTO DEM GROSSEN, der ihn 940 mit Heeresmacht in sein Königreich wiedereinsetzte. Konrad, der Sohn der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha, heiratete Mathilde, die Tochter des französischen Königs Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Tochter HEINRICHS I. Durch diese Eheschließung war Konrad also aufs engste mit dem sächsischen und sozusagen doppelt mit dem schwäbischen Herzogshaus verbunden, aber genauso auch mit dem französischen Königtum. Beide Seiten wollten sich wohl eine Option für Burgund offenhalten. Konrad hatte aus einer früheren, sonst nicht weiter bekannten Ehe eine Tochter Gisela, die mit Heinrich dem Zänker verheiratet war und so die Mutter des späteren Königs und Kaisers HEINRICH II. wurde. Mit Mathilde hatte er drei Kinder, eine Tochter Gerberga, die den späteren Schwaben-Herzog Hermann heiratete, also die Mutter Giselas, eine Tochter Bertha, die mit dem französischen Grafen Odo von der Champagne verheiratet war, und schließlich einen Sohn Rudolf, der nach Konrads Tod 993 sein Nachfolger wurde.
      König Rudolf war in mehrfacher Weise erfolglos. Es glückte ihm nicht, die Dynastie weiterzuführen und damit dem Land eine klare Zukunftsperspektive zu geben, und er konnte auch für sich selbst keine Autorität aufbauen und war von den Konstellationen und Bündnissen seiner großen Adligen abhängig. Persönlich war er wohl schwach, wankelmütig, nachtragend, unzuverlässig und deshalb ein schwieriger Partner. HEINRICH II. war sein Halbneffe und nach damaligen Vorstellungen der nächste Erbe. Rudolf anerkannte dieses Erbrecht, und 1006 stimmte auch der französische König zu. Als eine Art Pfand nahm HEINRICH damals die Stadt Basel in Besitz. Die burgundischen Adligen setzten ihre Kämpfe gegen Rudolf fort. 1016 sah dieser keine andere Möglichkeit mehr, als HEINRICH direkt zum Eingreifen zu bewegen. Es kam zu einem Treffen in Basel, bei dem Rudolf sein Erbversprechen erneuerte und sein Königreich förmlich als Lehen übertragen bekam. HEINRICH führte Rudolf mit einem Heer nach Burgund zurück, konnte aber gegen die Adligen keinen durchgreifenden Erfolg erringen. Die waren an einem starken Königtum nicht interessiert. Sie verständigten sich deshalb mit Rudolf und wollten sein Königtum anerkennen, wenn er nur auf den Erbvertrag und das Bündnis mit HEINRICH verzichtetet. 1018 mußte Rudolf aber wieder außer Landes fliehen. Er erneuerte HEINRICH gegenüber das Erbversprechen und die Lehensnahme, und HEINRICH versuchte noch einmal, die Herrschaft über Burgund militärisch zu sichern, aber wieder mit ähnlichem Erfolg. Dieses Mal schloß sich Rudolf sogar dem gegnerischen Heer an. 1020 kämpfte ein schwäbisches Heer unter dem Bischof von Straßburg und dem Grafen Welf erfolgreicher in Burgund, aber sie setzten sich wohl weniger für das Reich als für ihren eigenen Vorteil ein und die Erweitereung ihres Besitzes ein.

      Konrads Anspruch auf Burgund

      Burgund war theoretisch als Lehen des Reiches und Erbe des Kaisers anerkannt, als HEINRICH II. 1024 starb. Aber dieser Anspruch war noch nicht durchgesetzt, und Rudolf erklärte seine Unterwerfung unter HEINRICH zu einem persönlichen Akt, der nur dem nächsten Anverwandten gegolten habe. Die Rechtsauffassung des neugewählten Königs KONRAD war aber eine andere. Er machte sie 1025 gegenüber Gesandten der Stadt Pavia deutlich, die die Zerstörung der dortigen Kaiserpfalz damit entschuldigt hatten, daß es ja gar keinen König gegeben hätte. Nach Wipo antwortete KONRAD ihnen:
      "Allerdings habt Ihr Eures Königs Pfalz nicht zerstört, denn Ihr hattet keinen König. Aber daß Ihr die Königspfalz gebrochen habt, könnt Ihr nicht leugnen. Wenn der König stirbt, so bleibt doch das Reich, wie das Schiff bleibt, wenn auch der Steuermann gefallen ist. Die Pfalz war des Staates Eigentum, keins von Privatleuten. Sie war fremdes Eigentum, nicht Eures. Wer sich an fremden Eigentum vergreift, fällt der Bestrafung anheim; also seid Ihr auch dem König verantwortlich."
      Dementsprechend sah sich KONRAD nicht nur als burgundischer Oberlehnsherr, sondern auch als Nachfolger in den Erbansprüchen auf Burgund. Das mußte ihn aber in Gegensatz nicht nur zu Rudolf führen, der die deutsche Oberherrschaft nur zu gerne wieder losgeworden wäre und die Zeit des Interregnums sogar benutzt hatte, um Basel wieder zu besetzen, sondern auch zu denen, die sich - vielleicht von Rudolf gefördert - als berufene Erben fühlten. Das waren Graf Odo von der Champagne, der Sohn seiner Schwester Bertha, und Herzog Ernst von Schwaben, der Enkel seiner Schwester Gerberga.
      Der Wechsel im deutschen Königtum hatte nicht nur in Burgund Loslösungs- und Verselbständigungsbestrebungen hervorgerufen und gefördert. In Italien wurde die Wahl eines eigenen Königs betrieben, und auch in Deutschland selber versuchten die Mächtigen, die Zeit des Neuanfangs eines Königs zur Ausdehnung ihrer eigenen Stellung zu nutzen. Wir haben das bei den Vorgängen um die Krönung KONRADS und Giselas gesehen, und schon im folgenden Jahr sah der neue König sich einer Koalition von Fürsten gegenüber, die von seinem Vetter Konrad, seinem Stiefsohn Ernst von Schwaben und dem Grafen Welf geführt wurde. Bei Welf und Ernst ging es dabei auch um das burgundische Erbe. Dank der raschen und energischen Geschäftsführung KONRADS wurde Basel wieder zurückerobert und die Verschwörung schnell unterdrückt. Aber der Konflikt zwischen KONRAD und Ernst wurde hier zum ersten Mal öffentlich.

      Herzog Ernst von Schwaben

      Ernst wurde wohl um 1010 geboren. Dann verlor er als 5-jähriger seinen Vater und wurde dessen Nachfolger als Herzog von Schwaben. Als seine Mutter Gisela Ende 1016 KONRAD heiratete, war das für ihn ein doppelter Konflikt. Psychologisch ist das Verhältnis zu einem Stiefvater in diesem Alter immer problematisch, insbesondere wenn dahinter die Erinnerung an den idealen Vater steht, der die Mutter aufgefordert hatte, ihn nicht zu vergessen. Dazu kam aber der politische Konflikt, weil der neue Vormund, der Bruder seines Vaters, die politische Linie HEINRICHS II. vertrat KONRAD aber der Führer der fürstlichen Opposition war. Daß Ernst Herzog von Schwaben war und aus politischen Gründen noch von HEINRICH mit 14 mündig gesprochen wurde, gehört mit zum Bild. Ernst war wohl ein frühreifer Heranwachsender, der gegen seine Mutter und seinen Stiefvater einen tiefen persönlichen Groll hegte, der ihn auch politisch ins Lager der Gegner KONRADS trieb. Daß KONRAD ihn jetzt aus seiner Sicht auch noch aus dem burgundischen Erbe verdrängte, mußte seine Abneigung noch verstärken. Da er zu Selbstüberschätzung neigte, war es anderen ein leichtes, ihn vor ihren Wagen zu spannen. Jedenfalls deuteten die Zeitgenossen immer wieder an, daß Ernst sich als Werkzeug benutzen ließ. Dahinter stand möglicherweise der Erbonkel Rudolf, auf jeden Fall aber Graf Welf.
      Die erste Aussöhnung zwischen KONRAD und Ernst wurde im Frühjahr 1026 auf Vermittlung Giselas und vor allem auf Betreiben des 8-jährigen Halbbruders HEINRICH vollzogen, und zwar in Augsburg, wo KONRAD seine Gefolgschaft für einen Zug nach Italien sammelte und HEINRICH offiziell zum Nachfolger designiert wurde. Aber weder KONRAD noch Ernst hielten diese Versöhnung für endgültig. Eine der Bedingungen des Ausgleichs war, daß Ernst den König nach Italien begleiten sollte. KONRAD konnte sich in Italien durchsetzen und wurde im März 1027 zum Kaiser gekrönt, gemeinsam mit Gisela und in Anwesenheit Königs Knuts des Großen von Dänemark und England und König Rudolfs von Burgund. Denn Rudolf hatte sich erneut unbesonnen, nachdem sein Neffe Odo sich mit seinen burgundischen Gegnern zusammengetan hatte. Er suchte seit 1026 wieder Schutz beim deutschen König, nahm an der Kaiserkrönung teil und anerkannte schließlich im Sommer 1027 in Basel endgültig das Erbrecht KONRADS und HEINRICHS. Während der Tage der Kaiserkrönung kam es in Rom wegen des Streits um eine Rinderhaut zu einer Massenschlägerei zwischen Römern und Deutschen, die in einen verlustreichen Kampf ausartete, bei dem auch ein schwäbischer Graf Berengar sein Leben verlor.
      Als KONRAD 1026 nach Italien ging, überließ er die Regierung in Deutschland seinem Sohn HEINRICH, tatsächlich aber dem Erzieher des jungen Fürsten, Bischof Bruno von Augsburg. Aber Graf Welf glaubte, die Abwesenheit des Königs ausnützen zu können, um seine Herrschaft auszubauen. Er griff Brun von Augsburg an brachte ihn in arge Bedrängnis. Da Augsburg und Graf Welf zum Amtsbereich des Herzogtums Schwaben gehörten, schickte KONRAD noch 1026 seinen Stiefsohn Ernst nach Deutschland zurück, um dort die Ordnung wiederherzustellen. Um ihn zufriedenzustellen, hatte er ihm eben noch die Besitztümer der reichen Abtei Kempten verliehen. Aber als Ernst in Schwaben angekommen war, nahm er die Verbindung zu den Gegnern KONRADS auf und stellte sich auf ihre Seite. Der Rat seiner Vasallen soll ihn dazu bestimmt haben. Sein Hauptratgeber war Werner von Kyburg. Nicht alle seine Vasallen wollten ihm in den Aufstand gegen den König folgen. So bekriegte Ernst im Frühjahr 1027 zuerst den Grafen Hugo von Egisheim und verwüstete das Elsaß. Dann wandte er sich mit Welf zusammen gegen Burgund und begann, bei Solothurn auf einer Insel einen eigenen Stützpunkt anzulegen. Aber Rudolf konnte ihn aus Burgund hinausdrängen, und Ernst überfiel nun mit seinen Leuten die Klöster Reichenau und Sankt Gallen, die Zentren des kirchlichen und geistigen Lebens in seinem eigenen Herzogtum, während Graf Welf Augsburg eroberte und ausplünderte.

      Konflikt zwischen Ernst und Konrad

      KONRAD war jetzt gezwungen, energisch einzugreifen. Er kam im Sommer aus Italien zurück. Zunächst ließ er in Regensburg seinen Sohn HEINRICH zum neuen Herzog von Bayern wählen. Dann zog er über Augsburg nach Ulm, wohin er für Juli eine allgemeine Reichsversammlung einberufen hatte. Daß er dafür Ulm wählte, zeigt, daß es ihm um eine Neuregelung der Verhältnisse im Herzogtum Schwaben ging, denn Ulm war einer der traditionellen Herzogsvororte. Herzog Ernst, der seine eigene Stellung offenbar völlig falsch einschätzte, berief für den gleichen Termin einen Herzogslandtag nach Ulm, bei dem er seine Gefolgsleute an ihre Treuepflicht ihm gegenüber erinnerte und von ihnen Gehorsam forderte. Ihm antworteten nach dem Bericht Wipos zwei schwäbische Grafen, Anselm und Friedrich:
      "Wir wollen nicht leugnen, daß wir Euch Treue geschworen haben gegen jedermänniglich, nur nicht gegen den, durch welchen wir Euch untergeben worden sind. Wären wir Knechte unseres Königs und Kaisers gewesen und von ihm an Euch zu Eigen überlassen worden, dürften wir uns freilich von Euch nicht lossagen. Da wir aber freie Männer sind und in dieser unserer Freiheit den höchsten Schirmherrn an dem König und Kaiser selbst haben, so gehen wir, wenn wir diesen verlassen, der Freiheit verlustig, welche ein Mann von Ehre nur mit dem Leben aufgibt. Deshalb wollen wir Euch in jeder ehrlichen und gerechten Sache, wo Ihr unseren Dienst verlangt, gehorsam sein, begehrt Ihr aber anderes, so werden wir frei dahin zurückkehren, woher wir zu Euch nur bedingungsweise gekommen sind."
      Die Gefolgsleute des Herzogs, die sich zu diesem gegen den Kaiser gerichteten Landtag nur widerwillig hatten aufbieten lassen, sagten sich von Ernst los und schlossen sich KONRAD an. Ernst mußte sich mit Welf und wenigen Getreuen unterwerfen und wurde nach Sachsen verbannt. Das Herzogtum wurde aber nicht neu besetzt, sondern unter Verwaltung gestellt. KONRAD durchzog das Land und besiegte die letzten Anhänger des Stiefsohnes. Er belagerte und eroberte auch die Kyburg, aber Graf Werner konnte fliehen. Nachdem Schwaben wieder in Ordnung gebracht worden war, traf sich das Kaiserpaar mit Rudolf von Burgund in Basel, wo das Verhältnis von Burgund zum Reich endgültig festgelegt wurde. Gisela war bei allen Vorgängen beteiligt, sie vermittelte nicht nur zwischen KONRAD und Ernst, sondern auch zwischen KONRAD und Rudolf, und sie erscheint in verschiedenen Urkunden als Zeugin. Unter anderem hat sie bei dieser Gelegenheit Sankt Gallen besucht. Wie die Verwaltung des Herzogtums geregelt war, ist nicht bekannt. Es wäre aber durchaus möglich, daß damit Gisela beauftragt war. Sie war die Vertraute des Kaisers, aber gleichzeitig von ihrer Herkunft und Stellung zu einer solchen Stellvertretung berufen. Daß für Ernst kein Nachfolger ernannt wurde, deutet darauf hin, daß KONRAD noch mit einer Versöhnung rechnete.
      In einer in Magdeburg im Juli 1028 ausgestellten Urkunde, mit der Kaiser KONRAD einen an sich unbedeutenden Rechtshandels regelt, haben als Zeugen unter anderem Graf Liudolf von Braunschweig, der Sohn Giselas aus 1. Ehe, und Herzog Ernst von Schwaben unterschrieben. Das zeigt, daß Ernst zu dieser Zeit bereits begnadigt war, den Herzogstitel wieder führen durfte und zum kaiserlichen Gefolge gehörte. Vermutlich war die Begnadigung schon früher erfolgt, denn an Ostern war in Aachen auf einem großen Reichstag HEINRICH offiziell zum König gewählt und gekrönt worden, und es liegt nahe, die Versöhnung in der Familie mit diesem großen Tag in Zusammenhang zu bringen. Für die Wiedereinsetzung verlangte KONRAD aber offenbar, daß Ernst seinen Familienbesitz um Weißenburg an das Reich abtrat. Ernst war also wieder Herzog, aber wohl zunächst nicht ganz frei, sondern im Gefolge des Kaisers. Erst auf dem Reichstag von Ingelheim 1030 sollte er die volle Verfügungsgewalt über sein Herzogtum zurückerhalten, dafür aber schwören, daß er gegen die Feinde des Kaisers, vor allem Werner von Kyburg, mit seiner ganzen Kraft vorgehen werde. Weil Ernst diesen Schwur verweigerte, wurde er nach dem Spruch der Reichsfürsten als Herzog abgesetzt und als Feind des Reiches in den Bann getan. Ernst floh zu Werner auf die Kyburg und von dort zu Graf Odo von der Champagne, seinem Onkel, von dem er hoffte, daß er sich wegen der gemeinsamen Erbansprüche auf Burgund mit ihm verbinden und ihm wieder zu seinem Herzogtum verhelfen würde. Aber Odo lehnte ab, und Ernst ging zurück nach Schwaben, wo er sich in der Burg Falkenstein bei Schramberg festsetzte und von Überfällen und Raubzügen lebte. Auf der Baar kam es im August 1030 zu einem letzten Gefecht zwischen Ernst und einem Grafen Manegold, bei dem Manegold ebenso wie Ernst, Werner und die meisten ihrer Anhänger den Tod fanden.
      Ernst war bei seinem Tod erst 20 Jahre alt, und was wir politisch und menschlich von ihm wissen, spricht nicht für Weitblick, realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten und Zuverlässigkeit. Auch seine Mutter Gisela, die immer wieder zwischen ihm und der übrigen Familie vermittelte, sah zum Schluß keine Möglichkeit mehr, ihn zu retten. KONRAD soll bei der Nachricht vom Todes des Stiefsohnes gesagt haben: "Selten haben tollwütige Hunde zur Erhaltung des Geschlechts beigetragen". Das mag auch die Einstellung Giselas geworden sein. Mindestens ist es durch diese Vorgänge zu keiner Entfremdung in der Kaiserfamilie gekommen. Die Legende war mit der Erinnerung an Ernst gnädiger. Seine Treue zu Werner, die seinen Sturz mitbewirkte, machte ihn zum Volkshelden und zum Mittelpunkt einer Sagenwelt, die in den Volksbüchern vom Herzog Ernst ihren Niederschlag fand.

      Giselas letzten Jahre

      Nachfolger Ernsts wurde sein Bruder Hermann, der zweite Sohn Giselas aus der Ehe mit dem BABENBERGER Ernst und nach ihrem Vater benannt. Er war wohl 16 bis 17 Jahre alt. Trotzdem wurde ihm Bischof Warmann von Konstanz als Ratgeber zugewiesen. Hermann war vermutlich in KONRADS Familie aufgewachsen, der Halbbruder HEINRICH stand ihm im Alter näher als der eigene Bruder Ernst, er fühlte sich also nicht im Gegensatz zu seinem Stiefvater und war eher sanft und zurückhaltend. In seiner Regierungszeit stand Schwaben politisch sehr im Mittelpunkt, denn 1032 starb König Rudolf von Burgund. Wie nicht anders zu erwarten, regte sich Opposition gegen den Anschluß des Königreiches an Deutschland. Odo von der Champagne kämpfte für seine Erbansprüche, und KONRAD führte von Schwaben aus 1033 und 1034 Feldzüge gegen Burgund, bis er im August 1034 in Genf die Krone in Besitz nehmen konnte. Damit befanden sich alle Alpenübergänge in deutscher Hand. Erst mit der Eingliederung Burgunds war Frankreich von Italien und vom Kaisertum abgeschnitten und so die Schicksalsgemeinschaft von Deutschland und Italien endgültig und für lange Zeit festgelegt. Somit hatte KONRAD den äußeren Reichsaufbau gewaltig vorangetrieben. Aber auch für den inneren Ausbau der Institutionen hat er viel getan.
      Das Herzogtum Schwaben war in KONRADS politischem Kalkül immer ein wichtiger Faktor gewesen, den er nie aus den Augen verloren hatte. Wenn es nötig war, griff er regulierend ein. Mit Herzog Hermann IV. hatte er offensichtlich keine Probleme. Deshalb vermählte er ihn 1036 mit Adelheid von Turin und verlieh ihm die Turiner Mark. Damit war Hermann von den äußeren Bedingungen her der mächtigste aller bisherigen Herzöge von Schwaben. KONRAD hat in ihm für die Zukunft einen Stützpfeiler des salischen Hauses gesehen. Aber Hermann starb schon 1038, noch kinderlos, bei einem Feldzug in Italien. Im selben Jahr und vor ihm war auch Liudolf, der Halbbruder aus Giselas braunschweigischer Ehe gestorben. Damit war für Schwaben nur noch ein Sohn Giselas übrig, der junge König HEINRICH. Er war bereits Herzog von Bayern, und ihm übertrug KONRAD jetzt auch das Herzogtum Schwaben. Beide Belehnungen sind zwar Ausdruck der Politik KONRADS, wichtige Funktionen in der Familie zu halten, vor allem auch die Verbindung nach Italien, aber beide haben nichts willkürliches an sich. In Bayern war der Vorgänger ohne Erben gestorben, und HEINRICH war, wenn auch auf Betreiben KONRADS, rechtmäßig zum Herzog gewählt worden, und in Schwaben war HEINRICH als letzter Sohn der Gisela der nächste Erbe.
      KONRAD starb 1039. Er wurde im Dom von Speyer begraben, den er begonnen und als Familienkirche für sein Haus ausgestattet hatte. Sein Sohn HEINRICH, den er und Gisela so intensiv auf dieses Amt vorbereitet hatten, folgte ihm als König und Kaiser nach. Gisela versuchte, den großen Einfluß, den sie bei KONRADgehabt hatte, auch unter HEINRICH zu halten. Deshalb kam es zu einer massiven Auseinandersetzung zwischen den beiden, aber nicht zu einer völligen Trennung. Aufgrund einer Wahrsagung glaubte sie, das sie alle ihre Kinder, also auch HEINRICH, überleben würde. Aber sie starb 1043 in Goslar am Hof und wurde von HEINRICH mit großem Gefolge nach Speyer überführt und dort an der Seite KONRADS beigesetzt.

      [1]
    • Hlawitschka Eduard: "Untersuchungen" Sigmaringen 1987

      d) Ida von Elsdorf als Nachkommin "Kunos" (mit einer Erörterung des Geburtsjahres der Kaiserin Gisela)

      Es gibt aber auch - was nicht verschwiegen werden darf - ein scheinbar sehr schwerwiegendes Argument, das die Abstammung Idas (von Elsdorf) von Graf Liutolf (von Braunschweig) angeführt zu werden pflegt: die Geburts- und Lebensdaten der Kaiserin Gisela, der Mutter Liutolfs. Diese Daten - so wird gemeint - schlössen die Herkunft Idas vom Gisela-Sohn Liutolfs völlig aus. Exkursionsartig muß deshalb dieses Problem - zusammen mit der Frage nach der tatsächlichen Reihenfolge der drei gut bezeugten Ehen Giselas - vor der Weiterbehandlung unserer Hauptfragen erörtert werden. An dieser Frage beginnt nun - um im eingangs dieses Abschnittes erwähnten Bilde zu bleiben - das "Wespennest der Forschung" zu surren und zu schwärmen.
      Im letzten Jahrhundert hatte man aus verschiedenen Erwägungen gefolgert, daß die Kaiserin Gisela - gleich wie ihr dritter Gemahl Kaiser KONRAD II. - etwa um 989/90 geboren sein dürfte. Vor allem sprachen die Daten der Empörung von Giselas Sohn Herzog Ernst II. von Schwaben, den sie in ihrer (nur zwischen 1012 und 1015 nachweisbaren) Ehe mit Herzog Ernst I. von Schwaben (+ 31.V.1015) geboren hatte, - also die Jahresdaten 1025, 1026 und 1030 offenkundig dafür, den Zeitpunkt des Eheschlusses Giselas und Ernsts I. - da Ernst II. bei seiner ersten Erhebung doch wenigstens ein Jüngling von 15 und bei seiner zweiten Empörung ein junger Mann von etwa 20 Jahren gewesen sein werde - bis mindestens 1009/10 zurückverlegen. Und da einerseits der spätere Kaiser HEINRICH III. unbezweifelbar am 28. Oktober 1017 in Giselas dritter Ehe mit dem künftigen Kaiser KONRAD II. geboren wurde, diese dritte Ehe also gegen Ende 1016 oder spätestens im Januar 1017 geschlossen worden sein muß, und andererseits zwischen dem Tod des Herzogs Ernst I. am 31. Mai 1015 und Giselas dritter Verheiratung Ende 1016/Anfang 1017 nur Zeit für eine angemessene Trauerzeit Giselas um Ernst I., aber keine zusätzlich für eine Ehe mit Graf Brun von Braunschweig, aus der Graf Liutolf von Braunschweig hervorging, verbleibe, werde man Giselas Ehe mit Graf Brun von Braunschweig als ihre erste Ehe annehmen dürfen. Diese erste Ehe Giselas werde dann also einige Zeit vor 1009 geschlossen worden sein. Und sonach war auch die vom Annalista Saxo berichtete Reihenfolge der drei Ehen Giselas - nämlich Verheiratung zuerst mit Herzog Ernst I. von Schwaben, danach mit Graf Brun von Braunschweig und schließlich mit dem künftigen Kaiser KONRAD II. - zu berichtigen in die Abfolge:
      1. Ehe mit Brun von Braunschweig
      2. Ehe mit Ernst von Schwaben
      3. Ehe mit KONRAD II.
      Bei der Öffnung der Kaisergräber des Speyerer Doms im Jahre 1900 fand man dann aber im Grab der Kaiserin Gisela eine Bleitafel, auf der unter anderem der 11. November 999 als der Geburtstag der Kaiserin vermerkt ist. Das wiederum konnte - sofern man nicht einen Schreibfehler (etwa 999 statt 989) in der gewiß äußerst ungeschickt geschriebenen Zahl D.CCCC.XCVIIII. III. Idus Nov. erwog [Diese Inschrift beginnt folgendermaßen: Anno dom(inicae) incarn(ationis), D.CCCC.XCVIIII. III. Idus Nov(embris). felicit(er) nata Gisela imperatrix Cuonradi imperatoris comiux... Schon der Ausgräber und erste Editor dieser Inschrift - H. Grauert, Die Kaisergräber im Dom zu Speyer, Bericht über ihre Öffnung im August 1900, vermutete, daß der Graveur in der Zahl DCCCXCVIIII ein zweites X-Zeichen einzufügen vergaß. Ebenda in Anmerkung 1 begründete er dies mit folgenden Worten: "Das schwerste Bedenken gegen die Richtigkeit des Jahres 999 als Geburtsjahr der Gisela erhebt sich aber die Tatsache, dass ihr Sohn, Herzog Ernst (II.) von Schwaben, nach mehrmaligen Aufständen gegen KONRAD II. bereits am 17. August 1030 sein Leben beschloß. Er müßte danach bei seinem Tode wenig mehr als 16 Jahre gezählt haben, was wenig wahrscheinlich ist".] - nur dafür sprechen, daß die für 1012-1015 bezeugte Ehe Giselas mit Herzog Ernst I. die erste war und der Annalista Saxo mit seiner Reihenfolge recht hat. Giselas Ehe mit Graf Brun konnte somit nur in die 2. Jahreshälfte 1015 und in das Jahr 1016 fallen, ihr und Graf Bruns Sohn Liutolf demnach auch nur 1016 geboren sein. Eine Trauerzeit um die verstorbenen Ehemänner konnte es nicht gegeben haben. Liutolfs Kinder wiederum konnten dann gewiß erst ab 1031 zur Welt gekommen sein und - wenn man Ida zu ihnen zählt - auch erst wieder von ca. 1045 an Kinder haben. Und das mußte in unserem Zusammenhang wichtig sein, da doch Idas Sohn Graf Ekbert bereits 1053/54 (wenn nicht schon früher) in einer Fehde, und das heißt als Erwachsener, sein Leben verloren haben soll. Das aber paßt nicht zusammen. Um das auf der Speyerer Bleitafel angegebene Geburtsdatum Giselas ist seither eine große Kontroversliteratur entstanden. Die einen berufen sich auf die - seit der Bestattung Giselas am 11. März 1043 bis zur Graböffnung im August 1900 - unversehrte Tradierung der Bleitafel als eines Originaldokuments ersten Ranges; die anderen verweisen auf die schon vor der Auffindung der Bleitafel getroffene Feststellung über die Lebensdaten verschiedener Nachkommen Giselas, die eine Geburt Giselas erst zu Jahreswende 999 ganz unwahrscheinlich sein lassen. 1928 hat es zum Beispiel E. Brandenburg unternommen, den 11. November 999 als Geburtsdatum Giselas gegen die seit der Auffindung der Speyerer Bleitafel immer lauter gewordenen Zweifel zu verteidigen und die wichtigsten Daten aus dem Umfeld der Gisela-Nachkommen mit der in der Bleitafel genannten Geburtszeit Giselas in Konkordanz zu bringen.
      Anzuerkennen ist dabei, daß Gisela mit dem künftigen Kaiser HEINRICH III. am 28. Oktober 1017 bereits ihr viertes Kind in dritter Ehe zur Welt gebracht hat. Zu den Geburtszeiten der ersten drei Kinder äußerte sich Brandenburg folgendermaßen: Die beiden Söhne aus der Ehe Giselas mit Herzog Ernst I. - Ernst II. und Hermann IV. - "müßten Anfang 1014 und Anfang 1015 geboren sein, da man wohl nicht gut annehmen kann, daß Gisela früher einem Kinde hätte das Leben geben können. Es folgt daraus, daß der älteste dieser Söhne, Ernst II. von Schwaben, bei seinem Tode (1030) erst 16 Jahre alt war und zur Zeit seiner ersten Empörung gegen den Stiefvater im Jahre 1025 erst 11 Jahre gezählt haben kann". Die Ehe Giselas mit Graf Brun, dem Vater des nun schon öfter genannten Grafen Liutolf von Braunschweig, "muß sehr schnell nach dem Tode des ersten Gemahls (Ernst I.) geschlossen sein, und der aus ihr hervorgegangene Sohn Liutolf muß vor dem 1. Juli 1016 geboren sein. Dies geht mit unzweifelhafter Sicherheit aus einer Urkunde KONRADS II. vom 1. Juli 1028 hervor, in welcher er unter den Zeugen erscheint. Da nach älterem deutschen Recht die Vollendung des 12. Lebensjahres den Termin der Mündigkeit bedeutete und also von diesem Zeitpunkte an der junge Mann erst als Zeuge fungieren konnte, so muß Ludolf am 1. Juli 1028 über 12 Jahre alt gewesen sein. War er nicht lange vor dem 1. Juli 1016 geboren, so könnte die Ehe Giselas mit Brun etwa im August oder September 1015 geschlossen worden sein". Dem bisherigen Argument, daß Liutolf schon 1013 in einem Diplom HEINRICHS II. und in zwei Fälschungen des 12. Jahrhunderts genannt werde, die zu 1013 und 1022 zu setzen sind und auf guten Grundlagen beruhen, begegnete Brandenburg mit dem Hinweis auf einen anderen zum Jahre 1023 in den Hildesheimer Annalen als soeben verstorben erwähnten Grafen Liutolf, der ja nicht in den gleichen Annalen zum 24. Mai 1038 als verstorben eingetragene Liudolfus comes, privignus imperatoris, sein konnte. Bezüglich Idas von Elsdorf aber, die von Albert von Stade als Tochter eines Bruders Kaiser HEINRICHS III. bezeichnet wird, die aber nicht gut eine Tochter Herzog Ernsts II. gewesen sein kann und die - "wäre sie Liudolfs Tochter gewesen - ... nicht gut vor 1032 das Licht der Welt hätte erblicken können und beim Tode ihres päpstlichen Onkels (Leo IX., +19.IV.1054) selbst erst höchstens 22 Jahre alt gewesen" sein könnte und somit 1053 gewiß noch keinen erwachsenen Sohn Graf Ekbert haben konnte, ergibt sich für ihn keinerlei Möglichkeit, eine Konkordanz der Angaben Alberts von Stade mit dem auf der Speyerer Bleitafel angegebene Geburtsjahr Giselas zu erreichen: "Mag viel oder wenig an der Erzählung dieses 200 Jahre nach den Ereignissen schreibenden Chronisten wahr sein, jedenfalls halte ich es für völlig vergebliche Mühe, auf Grund seiner Angaben die Abkunft der Ida bestimmen zu wollen. Und soviel ist ganz gewiß, daß es weder eine Tochter Ernsts II. von Schwaben noch Ludolfs von Braunschweig gewesen sein kann".
      Diese Erklärung läßt freilich schon mit der Auffassung, dass ein erst 11-jähriger bereits einen Aufstand durchführen und dabei auch Unterstützung beim süddeutschen Adel finden konnte, eine nicht unerhebliche Schwachstelle erkennen. Galt doch offenbar, was bislang viel zu wenig beachtet worden ist, im süddeutschen Raum - und dies trifft speziell für die Familie Herzog Ernsts I. zu - nicht das vollendete 12. Lebensjahr als Mündigkeitstermin, sondern das 15. (wenn nicht gar erst das 18.) Lebensjahr [E. Brandenburgers Angabe, daß Ernst II. schon mit 11 Jahren seinen Aufstand gegen seinen Stiefvater KONRAD II. begann, könnte man sogar noch leicht korrigieren, ohne daß man bei einem Festhalten am Geburtsjahr Giselas 999 in größere chronologische Schwierigkeiten gerät. Sicher ist lediglich, daß Ernst II. bei KONRADS II. Königswahl am 4. September 1024 noch nicht volljährig war. Wipo, Gesta Chuonradi c. 1, ed. H. Bresslau Seite 10, berichtet ja von der damaligen Vormundschaftsrolle des Erzbischofs Poppo von Trier über Ernst II.: Treverensemquoque archiepiscopatum gubernavit Poppo, frater Ernusti (I. ducis,...qui eodem tempore filium fratris sui, ducem Ernestu (II.), cum ducatu Alamannico sub habuit. Im Sommer 1025, als er seine Insurrektion begann, müßte Ernst II. dann aber schon voll rechtsfähig gewesen sein, denn von da an erscheint er unter keiner Vormundschaft mehr. Sonach dürfte, wenn man mit Brandenburg die Vollendung des 12. Lebensjahres als Großjährigkeitsgrenze ansetzt, Ernst II. zwischen dem 4.IX.1024 und dem Sommer 1025 sein 12. Lebensjahr vollendet haben, also zwischen dem 4.IX.1012 und dem Sommer 1013 geboren sein. Doch ist freilich ganz unsicher, daß diese Großjährigkeitsgrenze, die uns vor allem für die Zeit des Frankenreichs bezeugt ist, auch noch im 11. Jahrhundert galt und noch nicht weiter nach oben verschoben gewesen ist. Nach dem alemannischen Recht des Schwabenspiegels machte jedenfalls erst das 18. Lebensjahr großjährig und handlungsfähig. Auch in der Goldenen Bulle KARLS IV. c. VII. wird die Mündigkeit der Kurfürsten auf 18 Jahre festgesetzt. Die Verschiebung des Großjährigkeitstermins dürfte indessen über die Beachtung des 15. Lebensjahres gelaufen sein, das in der Lex Ribvarica - im Gegensatz zum 12-Jahrestermin der Lex Salica - für die Mündigkeit gefordert wird. Daß gerade diese Grenze in der Familie Ernsts I. galt, ersieht man an folgendem: Als dem rebellischen Ernst II. zu Ostern 1030 das alemannische Herzogtum endgültig abgesprochen wurde und dieses an seinen jüngeren Bruder Hermann IV. kam, wurde letzterem, wie Wipo in seinen Gesta Chuonradi c. 25 berichtet, der Bischof Warmann von Konstanz als Vormund beigegeben. Im c. 28 wird sogar ganz unmißverständlich von Warmanno Constantiensi episcopo, qui tunc vice ducis Herimanni Alamanniam gubernabat gesprochen. War Hermann IV. im Frühjahr 1030 aber noch nicht allein handlungsfähig, so kann die Volljährigkeitsgrenze nicht erst beim vollendeten 12. Lebensjahr gelegen haben, denn sonst müßte Hermann ja erst 1018 geboren sein, als aber seine Mutter längst schon in dritter Ehe mit KONRAD II. verbunden war und sogar schon HEINRICH III. geboren hatte. War aber diese Grenze das vollendete 15. Lebensjahr, so dürfte Hermann IV. wohl in der 2. Hälfte des Jahres 1015 (erst nach seines Vaters Tod) zur Welt gekommen sein. Will man letzteres nicht annehmen, so müßte man für die spätere Zeit bezeugte 18-Jahresgrenze voraussetzen, die jedoch - da man die gleiche Grenze auch für Hermanns IV. Bruder Ernst II, unterstellen muß - für den 1025 erstmals selbständig hervortretenden Ernst II. ein Geburtsjahr 1007 ergäbe. Das aber schlösse ein Geburtsjahr Giselas 999 noch deutlicher aus als alle anderen Beobachtungen. Aber auch schon die 15-Jahresgrenze ergibt - was hier entscheidend wichtig ist - für Ernst II. ein Geburtsjahr 1010, das wiederum einer Geburt Giselas erst zu Jahresende 999 ebenfalls schon energisch widerspricht.]. War Ernst II. zu Beginn seiner Aufstände (1025) mindestens 15-jährig, so muß er spätestens ca. 1010 geboren worden sein. Das jedoch spricht zwingend gegen eine Geburt Giselas erst zu Jahresende 999.
      So kollodiert also nicht allein die gänzliche Unvereinbarkeit der Nachrichten um Ida von Elsdorf mit einem Geburtsjahr Giselas 999 und steht den Darlegungen Brandenburgs entgegen. Die Historiker haben indes auch andere Ungereimtheiten im Bilde Brandenburgs entdeckt. Ohne den Gang der Diskussion im einzelnen darstellen zu wollen, sei deshalb auf einige zusätzliche Argumente hingewiesen, die zum Teil schon von anderen vorgetragen wurden, aber auch noch weiter ergänzt werden können.
      Träfe das Geburtsdatum 11. November 999 für Kaiserin Gisela zu - so wird zum Beispiel von N. Bischoff angemerkt -, dann könnte Herzog Hermann II. von Schwaben, der nach dem Zeugnis der Zeitgenossen Wipo und Hermann von Reichenau der Vater Giselas war, an dem im Dezember 997 mit der Alpenüberquerung begonnenen Romzug Kaiser OTTOS III., unter dessen Teilnehmern ihn eine Urkunde OTTOS III. vom 29. März 999 in Rom nachweist, nicht von Anfang an beteiligt gewesen sein; und könne sogar auch nicht zu dem für Oktober/November 998 vermuteten Verstärkungsaufgebot gehört haben, sondern müßte am 11. Februar 999 - dem zum Geburtstag 11. November 999 errechenbaren Zeugendatum - allein aus Alemannien nach Rom aufgebrochen und dem Kaiser nachgereist sein, was recht ungewöhnlich wäre. Dabei scheint sogar einiges dafür zu sprechen, daß Hermann II. schon zumindest im Oktober/November 998 in Oberitalien war. Am 12. April 999 berief sich nämlich, was bislang nicht beachtet wurde, in Erstein/Elsaß der aus Pavia mit einer kleinen Delegation angekommene Pfalznotar Johannes auf die ihm von Hermann erteilte Genehmigung zur Ausstellung von Schenkungsurkunden, die die greise Kaiserin Adelheid - offenbar als letztwillige Verfügung - unter anderem für das Sankt-Salvator-Kloster in Pavia gewähren wollte: Ego Iohannes notarius sacri palacii scriptor uius carte ofersionis per data licencis domni Arimanni comitis iustius comitatu Alsasiense post tradita complevi et dedi. Hieraus kann gewiß nicht geschlossen werden, daß Hermann schon wieder von Rom nach Alemannien zurückgekehrt war; in 14 Tagen war selbst für einen schnellen berittenen Boten die Entfernung von Rom zum Niederelsaß nicht zu bewältigen. Falls man nun nicht annehmen will, daß diese "Genehmigung" einfach zum Formular gehörte und ohne große Überlegung mit dem für Erstein zuständigen Grafennamen aufgefüllt wurde, müßte Herzog Hermann den Pfalznotar Johannes vor dessen Abreise aus dem Gefolge OTTOS III. (in Pavia oder Rom) ermächtigt haben. Nun war der Hof OTTOS III. aber schon Ende Oktober/Anfang November 998 aus Oberitalien (Pavia) nach Rom abgezogen, wo OTTO III. bis zum Juni 999 (mit einer kurzen Unterbrechung einer Bußwallfahrt zum Monte Gargano in der 1. Märzhälfte 999) verblieb. War die Einsetzung und Entsendung des Pfalznotars samt seiner Delegation und seine zusätzliche "Arbeitsermächtigung" im Elsaß von Oberitalien (Pavia) aus erfolgt - was naheliegt, da es sich im wesentlichen um die Besitzangelegenheiten eines Paveser Klosters handelte -, so müßte Hermann II. dann eigentlich schon vor Oktober/November 998 im Gefolge OTTOS III. in Italien gewesen sein und an der Entsendung mitgewirkt haben. Ist dieser Eindruck richtig, so schließt er entweder die gut bezeugte Vaterschaft Hermanns II. an Gisela oder - was näherliegt - Giselas sowieso schon angefochtenes Geburtsjahr aus.
      Gegen eine Geburtszeit Giselas erst 999 wurde weiter geltend gemacht, daß diese gegen andere Quellenaussage verstoße. Die durchaus glaubwürdigen Miracula S. Vernae berichten nämlich, daß dem Schwaben-Herzog Hermann zunächst mehrere Töchter geboren worden waren und er erst nach einer Wallfahrt zur heiligen Verena in Zurzach einen männlichen Leibeserben, den späteren Hermann III., erhielt. Durch Hermann von Reichenau wissen wir von drei Töchtern und einem Sohn Hermanns II. Wenn dem Herzog seine Gemahlin zunächst filias satis geboren hatte, er jedoch filios non habebat, weswegen er schließlich zur Wallfahrt um den Sohn, der ihm danach auch geboren wurde, Zuflucht nahm, dann werden die Töchter gewiß vor dem Sohn, vor Hermann III., zur Welt gekommen sein. Und da es - was bislang auch nicht beachtet wurde - einen Anhaltspunkt gibt, nach dem Hermann III. im Januar 1007 bereits als rechtsfähig galt [Er trat damals als Zeuge in einer Urkunde HEINRICHS II. auf.], er also - wenn man die Mündigkeitsgrenze nach den oben Seite 135 aufgezeigten Anhaltspunkten mit dem vollendeten 15. Lebensjahr ansetzt - spätestens im Januar 992 geboren wurde, braucht man nicht mehr nur darauf zu verweisen, daß eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. - Mathilde - im Jahre 1002 schon verheiratet war [Bereits 1002 war Konrad von Kärntenmit Herzog Hermanns II. Tochter Mathilde verheiratet; er wird zu diesem Jahr ja schon als Hermanns II. gener bezeichnet. Im nächsten Jahr, 1003, wurde auf der Synode von Diedenhofen Konrads und Mathildes Ehe als zu nahe bekämpft.] und sonach einige Zeit vor 990 geboren worden ist, was für eine ähnliche Geburtszeit auch der anderen beiden Töchter Gisela und Beatrix sprechen dürfte, sondern man kann sogar, wenn Hermann III. vor 992, also etwa 991 geboren ist, die Geburtszeit seiner Schwestern vor 991 aus den zitierten Worten der Miracula S. Verenae mit noch größerer Entschiedenheit folgern. Freilich ist nicht völlig auszuschließen, ja sogar wahrscheinlich, daß Hermann III.angesichts der seit 1003 vakanten Herzogsposition nach dem älteren und außerhalb Alemanniens wohl noch länger gültigen Usus schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahr mündig erklärt wurde, wie ja auch für OTTO III. 994 vorzeitig - nach Vollendung des 14. Lebensjahres - die Vormundschaft beendet wurde. Dann aber war Hermann III. wohl spätestens im Januar 995 geboren worden. Dazu stimmt, daß Hermann III. bei Tode seines Vaters am 4. Mai 1003 noch ein parvulus war, zu 1004 als adhuc puerulus bezeugt wird und, als er am 1. April 1012 starb, ein puer bzw. adolescentulus war wie auch größtenteils einfach nur als dux bezeichnet wurde.
      A. Hofmeister hat ja doch bei einer Untersuchung der mittelalterlichen Lebensaltersbezeichnungen festgestellt, daß "ein puer bis zu 28 Jahre alt sein" konnte und "ein adolescens mindestens 12-14 Jahre alt (und im engeren Sinne höchstens 28)" ist. Wenn Hermann III. etwa Ende 994/Anfang 995 geboren worden ist, dann war er im Frühjahr 1003 gerade erst 8 Jahre, 1004 als adhuc puerulus 9 Jahre und bei seinem Tod 1012 gerade 17 Jahre, was mit puer, adolescentulus auch nicht falsch bezeichnet ist, so wie man ihn ja auch schon als vollwertigen dux betrachten konnte [Diese Geburtszeiten der Geschwister Giselas fügen sich auch bestens zu den erkennbaren Lebensdaten ihrer Mutter Gerberga, die ja vor der ca. 986 mit Hermann II. von Schwaben geschlossenen Ehe schon einmal mit dem Grafen Hermann von Werl verheiratet war und diesem drei Söhne geboren hatte. Und dabei scheint diese erste Ehe Gerbergas von ca. 978/80-985 gewährt zu haben (vgl. P. Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl Seite 49 und Tafel II am Bandende), was den für unseren Zusammenhang wichtigen Schluß zuläßt, daß Gerberga spätestens um 965 geboren sein wird. Wenn man aber - mit der Speyerer Bleitafel - Gisela erst am 11.XI.999 geboren sein läßt und danach - wegen der Bemerkungen in den Miracula S. Verenae über die Geburt der Töchter Hermanns II. vor dem erhofften Knaben - die Geburt Hermanns III. erst frühestens ins Jahr 1000 (eventuell auch erst noch später setzen kann, so führt das schon wieder nahe an die Fruchtbarkeitsgrenze Gerbergas heran. Wenngleich ein springendes Argument aus diesen Zusammenhängen gegen die Zuverlässigkeit der Speyerer Bleitafelangabe zur Geburt Giselas gewiß nicht zu gewinnen ist, so lassen aber diese Daten die Kritik an der Bleitafelangabe doch auch nicht ganz unberechtigt erscheinen. - Wahrscheinlich hat Gerberga ihre drei Töchter 986/87-990, ihren Sohn Hermann III. eventuell 991 oder erst 994 - nach dem 992 geborenen und nach einem Jahr verstorbenen Berthold - zur Welt gebracht.].
      Ein weiterer Vorstoß gegen zwei klare Quellenaussagen müßte bei einem Beharren auf einer Geburt Giselas am 11. November 999 insofern eintreten, als ja dann ihre Ehe mit Graf Brun von Braunschweig - wie oben schon angeführt - die zweite sein und zwischen dem 31. Mai 1015 und Ende 1016 liegen müßte, wir aber sowohl durch Thietmar von Merseburg als auch - ganz unabhängig von diesem - durch Hermann von Reichenau erfahren, daß der spätere Kaiser KONRAD II. (1016/17) Ernasti ducis viduam (nicht aber Brunonis comitis viduam) geehelicht hat. Wollte man an diesen Nachrichten rütteln, müßte man Thietmar, der sich in der Hochadelsgesellschaft seiner Zeit bestens auskannte und ihr selbst angehörte, einer Falschüberlieferung zeihen, was aber in diesem Fall besonders schlecht anginge, weil Gisela immerhin Thietmars Cousine 2. Grades und diesem somit gewiß nicht ganz unbekannt war.
      Weiterhin müßte Graf Brun von Braunschweig in der Sicht der Befürwörter der Bleitafelinschrift im Jahre 1016 verstorben sein. Nun berichtet aber Thietmar von Merseburg anläßlich eines von seinem eigenen Vetter (nepos) Graf Werner im Jahre 1014 begangenen Landfriedensbruchs (eines Frauenraubs) - und dieser Bericht wurde spätestens noch 1015 niedergeschrieben - von einem Verbrechen, das seinerseits den Kaiser, HEINRICH II., zu einem bestimmten Gelübde hinsichtlich der Art der Ahndung veranlaßt habe und zu dessen Bruch dieser sich gezwungen sehen würde, wollte er Werner nicht in der gelobten Weise bestrafen. Zu diesem Gelübde sei es folgendermaßen gekommen: Als nämlich seinerzeit Brun in seinem eigenen Hause von seinem Feind Milo getötet worden war, da habe der Kaiser auf Bitten aller Einheimischen gelobt, solchen Straffälligen Besitz und Wohnrecht abzusprechen. Handelte es sich aber bei diesem Brun um den Grafen "von Braunschweig" - wie schon vielfach vermutet worden ist [R. Holtzmann in seiner Thietmar-Ausgabe Seite 405 Anmerkung 9: "Brun ist vermutlich der Graf von Braunschweig". Dass er sich dabei in einen Widerspruch verwickelt, da er ja an Brandenburgs Ausführungen über die Geburtszeit Giselas festhält (vgl. ebd. Seite 145 Anmerkung 6: Graf Bruno von Braunschweig, nach Nachweis von Brandenburg + 1016 als zweiter Gemahl der späteren Kaiserin Gisela), ist ihm offenbar nicht ganz bewußt geworden. Auch R. Schölkopf, Sächsische Grafen identifiziert den vor 1014 (!) erschlagenen Brun mit Brun von Braunschweig.] -, so könnte Giselas Ehe mit diesem keinesfalls zwischen dem 31. Mai 1015 und Ende 1016 eingereiht werden. Diese müßte, wenn Brun schon vor 1014 ums Leben kam und Giselas Ehe mit Herzog Ernst I. von Schwaben mindestens schon 1012 bestand, wohl in die Zeit vor 1011 gesetzt werden. Das aber widerspricht einem Geburtsjahr Giselas 999 aufs neue. - Möglicherweise liegt gerade in den Umständen des Totschlags Bruns auch jener wunde Punkt im Leben Giselas, der ihr in entscheidungsvoller Zeit (1024) einmal vorgehalten werden sollte [Als der am 4. September 1024 in Kamba zum König erhobene KONRAD II. vier Tage später in Mainz von Erzbischof Aribo, dem Hauptpropagator der Wahl KONRADS II., kirchlich geweiht und gekrönt werden sollte, da weigerte sich Aribo, auch seiner Gemahlin die Krone aufs Haupt zu setzen. Wipo (Gesta Chuonradi c. 4, ed. H. Bresslau Seite 25) berichtet darüber, Mißgunst (invidia) gewisser Leute, die ja oft von den Tiefen wie Rauch zu den Höhen aufsteigt, habe ihre Weihe um einige Tage hinausgezögert. Und es stünde übrigens heutigentags nicht fest, ob Gisela von dieser Anfeindung berechtigt oder unberechtigt getroffen wurde. H. Bresslau, Jahrbücher Konrads II. Band 1, Seite 28, hatte gemeint, an Aribo sei kurz vor der Krönungszeremonie herangetragen worden, dass KONRAD und Gisela zu nahe miteinander verwandt gewesen seien; Aribo, der als ein Vorkämpfer für die Beachtung der kanonischen Eherechtsbestimmungen bekannt war, hätte dann ja nicht anders gekonnt, als Giselas Krönung zu verweigern. Aber diese Deutung der Brüskierung Giselas ist von E. Brandenburg, Probleme Seite 23, berechtigt zurückgewiesen worden. Zumal die Ehe KONRADS und Giselas 1024 schon 7 Jahre bestand und ihr schon mehrere Kinder entsprossen waren, KONRAD und Gisela ja auch keine Unbekannten waren, konnte diese Frage für Aribo gewiß nichts Neues bedeuten; auch war an dieser Verbindung nicht nur Gisela allein, sondern ebenso sehr ihr Gemahl beteiligt, dessen Krönung nicht verweigert wurde. Außerdem fiel ihre Verwandtschaft (5 : 4) gar nicht mehr unter die verbotenen Nahehen! Brandenburg selbst vermutete, es sei damals aufgekommen, daß Gisela für ihre zweite Ehe mit Brun von Braunschweig keine Trauerzeit eingehalten habe und ohne Zustimmung ihrer nächsten Verwandten geheiratet haben werde, ja es werde bekannt geworden sein, daß Gisela aus dieser dann als unrechtmäßig anzusehenden Verbindung sogar einen Sohn hatte. Und daraus lasse sich eher "begreifen, daß Aribo daran schweren Anstoß nahm und eine Klarstellung dieser Angelegenheit verlangen zu müssen glaubte, bevor er ihr die Krone aufs Haupt setzte" (Seite 27). Aber auch das ist wohl kaum überzeugender, betraf die Verwandtenzustimmung doch nicht unmittelbar den kirchlichen Bereich und läßt sich doch eine "heimliche Hochzeit" einer Herzogin und deren unbemerkte "Standortverlagerung" von Alemannien nach dem deutschen Norden nur schwer vorstellen. Dagegen hat N. Bischoff, Chronologie Seite 290, zurecht polemisiert. Auch bei dieser Erklärung bleibt ja die Frage offen, warum Gisela durch die Formlosigkeiten einer Ehe belastet worden sein soll, ihr Gemahl indessen nicht. Kann aber nur Gisela allein von irgend etwas betroffen worden sein, dann gehört dies wohl in die Zeit vor der Ehe mit KONRAD. N. Bischoff hat deshalb gemeint, dies könne nur ein "Geburtsmakel" gewesen sein. Gisela könnte schon vor dem Abschluß der Ehe ihrer Eltern geboren sein, und insofern könnte man auch in der Speyerer Bleitafel ein Datum angegeben haben, das in die Zeit der unbestrittenen legitimen Ehe Herzog Hermanns II. und Gerbergas von Burgund gehörte. Aber auch diese Annahmen können nicht befriedigen. Gibt doch derselbe Wipo, der - nach Bischoff - mit seiner mehr verschleiernden als erhellenden Bemerkung die dunkle Herkunft Giselas habe andeuten wollen, sogar mit größter Präzision Giselas Eltern an, womit er sich selbst widersprochen haben müßte: Cui pater erat Herimannus dux Alamanniae, mater eius Kerbirga filia Cuonradi regis de Burgundia fuit (Wipo, Gesta Chuonradi c.4, Seite 24). Und warum sollte man ein so spätes Datum der Ehe Hermanns und Gerbergaswählen, zumal diese Ehe mindestens schon 989/90, wenn nicht schon 986/87, bestanden hat? Auch dieses Erkärungsmodell versagt vollständig - wenn aber schon eine mögliche schuldhafte Verstrickung allein bei Gisela zu suchen ist, dann bietet sich ja an, sich einer Mahnung zu erinnern, die Herzog Ernst I. angesichts seines Todes - er wurde bei der Jagd versehentlich getroffen - seiner Frau übermitteln ließ: sie möge ihre Ehre wahren und auch seiner nicht vergessen (Thietmar, Chron. VII c. 14, Seite 414). Wenn Ernst nämlich fürchtete, daß Gisela ihren honor eventuell nicht richtig zu wahren vermöchte, war dann nicht schon einmal etwas vorgefallen, das zu dieser Sorge Anlaß gab? Und zumal HEINRICH II. - nach Thietmar - sich gerade angesichts des vom Grafen Werner durchgeführten Frauenraubs - wobei damals nicht klar war, ob die Entführte nicht doch mir ihrer Entführung einverstanden war - des Falles Bruns erinnerte, könnte nicht Gisela nunmehr vor Erzbischof Aribo beschuldigt worden sein, im Falle der Tötung ihres ersten Gemahls Brun - diese Ehereihenfolge sei also hier schon vorausgesetzt - eine dunkle, undurchsichtige Rolle gespielt zu haben? Hat sie Anlaß zu Gerede und einer Fehde geboten? Auffällig ist doch sehr, daß sowohl Wipo wie auch schon Thietmar, der über seine Cousine sicherlich Bescheid wußte, diese Ehe Giselas mit Brun verschweigen. Rührte man daran besser nicht? Und wie sollte sich Gisela eines ihretwegen ausgebrochenen Zwistes verteidigen? Sind auf diese Weise nicht alle uns zur Verfügung stehenden Anhaltspunkte - auch Wipos salomonisches Unentschiedenlassen, si (Gisela) illud odium an iniuste pertulerit, adhuc in quaestione moratur - leichter verstehbar? - Mehr als eine Hypothese soll das in den letzten Zeilen dieser Anmerkung Dargebotene freilich nicht sein.]. So ist eine Reihe von Argumenten aufgetaucht, die es völlig unwahrscheinlich machen, dass Gisela 999 geboren sein könnte, ohne daß man zudem die sonst im Vordergrund der Diskussion stehenden Argumente berücksichtigt, die - wenn die Bleitafelinschrift das richtige Geburtsdatum Giselas widergäbe - Giselas Leben in einem ganz zweifelhaften, wenig von Moral geprägten Licht erscheinen lassen müßte. Es würde ja die Lebensart Giselas - wenn sie etwa Ende Oktober/Anfang November 1017 noch vor der Vollendung ihres 18. Lebensjahres bereits in dritter Ehe lebte, dabei schon drei erst- und zweiteheliche Kinder hatte und soeben aus der dritten Ehe noch ein viertes Kind gebar und zwischen den eng gedrängten Ehen keinen Anflug von Trauer um die verblichenen Ehemänner zu zeigen vermochte - auf die zwingende Notwendigkeit verweisen, "die Haltung der nachherigen Kaiserin (Gisela) in ihrer Jugendzeit als einer Nymphomanin bezeichnen" zu müssen. Das aber würde den Hofkaplan und Geschichtsschreiber Wipo zu einem schamlos verlogenen Panegyriker machen, der über Giselabesser geschwiegen hätte, als von ihr anläßlich der Königserhebung ihres Gemahls KONRAD II. (1024) von einer regina virtutum zu sprechen, die pudoris amans gewesen sei. Und die Auflehnungen Herzog Ernsts II. gegen seinen Stiefvater seit 1025 könnte man auch "nur als eine Kette von üblen Streichen eines schwer erziehbaren, unbeherrschten, überaus frühreifen, nach der heutigen Terminologie asozialen Jungen" begreifen.
      Vor allem weil man gerade die letztgenannten Konsequenzen scheute, ist erwogen worden, daß ein Schreibfehler in der Speyerer Bleitafelinschrift vorliegen dürfte. Es könnte in der ungewöhnlichen Schreibweise DCCCCXCVIII ein 2. X vor dem letzten C versehentlich ausgefallen sein. Auch wurde erwogen, daß der Graveur der Tafel, der sein Werk offenbar in großer Eile durchführen mußte, bei der Übertragung aus einer Pergamentvorzeichnung einen Fehler begangen haben, indem er die aus 6 Abstrichen bestehende Buchstabengruppe VIIII am Ende der Jahreszahl aus IND verlesen hätte. Die richtige Geburtsangabe hätte vielmehr wohl DCCCCXC IND. III IDUS NOV. (= 990, Induction III, Iden des November; 990/Nov./ 13.) gelautet. Ja sogar eine absichtliche Angabe eines späteren Geburtstermins - zur Vertuschung einer vermuteten Illegitimgeburt Gisela - ist schon erwogen worden, was freilich kaum überzeugen kann. Daß aber in der Bleitafel auch eine andere Zahlenangabe nachweislich fehlerhaft ist und daß folglich ganz gewiß vor der Herstellung nur sehr oberflächlich recherchiert und schlecht gerechnet wurde, ist vor kurzem festgestellt worden.
      Damit reduziert sich der Aussagewert der Bleitafelinschrift hinsichtlich der mit den anderen Beobachtungen unvereinbaren Geburtszeitangabe Giselas gänzlich. Diese Angabe ist nicht mehr zu halten. Auch der Versuch A. Graf Finckenstein, 999 als Geburtsjahr Giselas zu retten und die chronologischen Schwierigkeiten um Gisela dadurch zu umgehen, daß man Liutolf von Braunschweig als Kind einer früheren Ehe des Grafen Brun von Braunschweig, bevor er diejenige mit Gisela einging, anzusehen habe - wodurch Liutolf nur ein (beim Eheschluß Bruns und Giselas schon heranwachsender) Stiefsohn Giselas gewesen wäre -, hilft hier letztlich nicht weiter. Ist doch Liutolf nicht nur als privignus KONRADS II. und als frater HEINRICHS III. überliefert, was für einen von Gisela in die Ehe mit KONRAD II. mitgebrachten nichteigenen "Sohn" eventuell gerade noch die Bezeichnung Stiefsohn KONRADS II. und Stiefbruder HEINRICHS III. zugelassen haben könnte, sondern Liutolf ist ja auch eindeutig als filius Gisile imperatricis bezeugt. Dadurch und ebenso durch die gut tradierte consanguinitas HEINRICHS IV. und Ekberts II., die nur bei einer leiblichen Abstammung Ekberts II. (über seinen Vater Ekbert I. und dessen Vater Liutolf) von Kaiserin Gisela, HEINRICHS IV. Großmutter, zustandekommen konnte, wird dieser Rettungsversuch hinfällig.
      Schon vorher hatte H. Dobbertin - am Wert der Nachricht Alberts von Stade über die Abstammung Idas von Elsdorf von einem frater HEINRICHS III. und zugleich an dem von der Speyerer Bleitafel angegebenen Geburtsdatum Giselas (999) festhaltend - zur Vermeidung des Datengedrängels vorgeschlagen, Ida von Elsdorf nicht als leibliche Tochter des Gisela-Sohnes Liutolf anzusehen, sondern nur als Liutolfs Stieftochter aufzufassen, die Liutolfs (dann gewiß schon ältere) Gemahlin in die Ehe mitgebracht hätte. Und diese Auffassung hat er gegen erste Kritik beibehalten. Auf sie wird weiter unten bei der Suche nach Idas Mutter noch zurückzukommen sein. Festzuhalten ist aber jetzt schon, daß Dobbertin mit seiner Erklärung Idas zur Stieftochter Liutolfs von Braunschweig gerade jenen auch von ihm selbst gesuchten Zusammenhang mit Herzog Konrad von Schwaben, den er in seinen neueren Miszellen auf der Basis des Identifizierungsvorschlags von A. Wolf in Kuno von Öhningen sieht, zerschneidet: Als lediglich angeheiratete Stieftochter Liutolfs hätte Ida von Elsdorf gar nicht zu den Miterben des Schluchseegebietes gehören können. Dobbertin suchte die Verbindung vielmehr über einen Ekbert zu gewinnen, der der Vater von Liutolfs Gemahlin Gertrud und zugleich ein Sohn Kunos von Öhningen gewesen sei, wobei es indes - wie die im Kapitel II behandelte Gedenkliste Kunos/Konrads von Schwaben gezeigt hat - einen Ekbert als Sohn Kunos/Konrads gar nicht gegeben hat.
      Ein ganz anderer Versuch, den Problemen um Giselas Geburtszeit auszuweichen, war der, Ida von Elsdorf gar nicht über Liutolf von Braunschweig und Kaiserin Gisela - der Nachricht Alberts von Stade gemäß - als Nichte Kaiser HEINRICHS III. gelten zu lassen, sondern hierin eine Verwechslung anzunehmen: daß sie nämlich eine Großnichte Kaiser OTTOS III. gewesen sei, indem Albert also nur die (in seiner Quelle vielleicht ungenannt gebliebene) kaiserliche Bezugsperson falsch bestimmt habe. Auf dieser Vermutungsbasis hat E. Kimpen gemeint, den Herzog Otto von Schwaben (1045-1047), den Sohn des rheinischen Pfalzgrafen Ezzo und der ottonischen Kaisertochter Mathilde (Schwester OTTOS III.), als Vater Idas von Elsdorf ansprechen zu dürfen. Doch ist Otto von Schwaben offenbar unverheiratet und kinderlos verstorben. Damit erledigt sich diese These völlig. Kimpen hat sie selbst auch später stillschweigend wieder aufgegeben. Nichtsdestoweniger hat sie Anhänger gefunden.
      Auch ein anderer, gleichsam letzter Weg, 999 als Geburtsjahr Giselas über eine Untersuchung ihrer im Speyerer Grab gefundenen Haarreste zu sichern, führt nicht zum Ziel. Untersucht wurden 1969 nämlich 16 (zwischen 4 und 10 cm lange) Haarrelikte Giselas. Unter diesen befanden sich - was für unsere Frage wichtig zu sein scheint - keine "lanugoiden Haare, wie sie bei Frauen im Klimaterium und bei Greisinnen vorkommen". Dieser Befund könnte für eine präklimaterische Zeit Giselas sprechen, wenn man (vom Geburtsdatum 999 ausgehend) die Kaiserin zur Zeit ihres Todes als 43 1/4 Jahre alt ansieht. Er könnte aber ebenso für eine proklimaterische, jedoch noch nicht (jenseits des 60. Lebensjahres liegende) greisenhafte Lebensphase Giselas sprechen, wenn man Gisela 10 Jahre älter hält, das heißt wann sie mit 53 1/4 Jahren verstarb. Zudem ist neben der Zufälligkeit bzw. geringen Relation der 16 Haarreste bei den weit über 100.00 Haaren eines Frauenkopfes und der Tatsache, daß die Haarreste die von der Kopfhaut weit entfernten "Endstück" der Haare Giselas waren, unter denen sich lanugoartige Haare sowieso nicht befinden können, auch der Hinweis der an der Untersuchung beteiligten Gerichtsmediziner nicht zu übersehen, daß nämlich allein an den Haaren "mit naturwissenschaftlichen Methoden eine Geschlechtsdifferenzierung und eine genaue Altersbestimmung nicht möglich sind".
      Als Ergebnis des langen Exkurses zur Lebens- und Geburtszeit der Kaiserin Gisela wird man also feststellen können, daß das in der Speyerer Bleitafel mitgeteilte Geburtsjahr Giselaseine Fehlangabe darstellt und daß auch die Ehe Giselas mit Graf Brun von Braunschweig als ihre erste anzusehen ist. Zu viele Argumente sprechen gegen das Jahr 999 als Giselas wahres Geburtsjahr. Von der Speyerer Bleitafelinschrift her lassen sich somit keine chronologischen Bedenken mehr dagegen vorbringen bzw. begründen, Ida von Elsdorf doch als Enkelin der Kaiserin Gisela anzusehen. Ida wird etwa 1023, ihr Vater Liutolf etwa 1005 und Gisela selbst wohl 989 geboren sein. Idas Sohn Ekbert könnte demnach etwa 1040 (oder auch schon etwas früher) das Licht der Welt erblickt haben, so daß er 1053, als er von seinem cognatus Udo erschlagen wurde, jedenfalls die Schwelle der Mündigkeit und Wehrhaftigkeit erreicht hatte [Ähnliche Zeiten erwägt auch A. Wolf, Kuno Seite 40, der die Exaktheit der Speyerer Bleitafelaussage ebenfalls verwirft: "Ludolf kann um 1002/04, Ida um 1020/25 und Ekbert um 1040 geboren sein". - Eine Geburtszeit Idas um 1023 und ihre Verehelichung um 1038/39 sind auch gut damit in Einklang zu bringen, dass Ida sich - nachdem sowohl ihr Gemahl Lippold als auch ihr zum Jüngling herangewachsener Sohn Ekbert 1052/53 verstorben bzw. umgekommen waren - noch zweimal verheiratet und auch noch Nachkommenschaft aus der dritten Ehe haben konnte.].

      [1]
    • Familie [Karl-Heinz Schreiber]

      um 1002 1. oo Brun Graf von Braunschweig ca 975/80- ca 1010

      um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben 970-31.5.1015

      um 1016 3. oo Kaiser KONRAD II. um 990-4.6.1039

      Kinder:

      1. Ehe
      - Liudolf c 1003-23.4.1038
      - Gisela c 1005-
      oo Bertold Graf von Sangerhausen

      2. Ehe
      - Ernst II. c 1012-17.8.1030
      - Hermann IV. c 1014-28.7.1038

      3. Ehe
      - HEINRICH III. 28.10.1017-5.10.1056
      - Beatrix c 1030-30.1.1034/25.10.1036
      - Mathilde 1027- 1.1034
      1033 oo Heinrich I. König von Frankreich 1007/08-4.8.1060

      Literatur:
      Althof Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 122,125,305,362 K 3 - Bischoff, Norbert: Über die Chronologie der Kaiserin Gisela und über die Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo von Mainz, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichte 58 (1950) Seite 285-309 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 15-382 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 8,28,30,35,38,47,64,66,85,88,94,96,165 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,129 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 27,46,90,105,110,113,125,189,222,226,231,240,243, 251,320,485/Band II Seite 3, 162,164,201,204,208,236,381,386,392, 419,433/ Band III Seite 16,23,57,265,315,323,447, 496 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67-70,75,236 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 23 A. 41,75 A. 279,343 A. 20 - Frommer, Hansjörg: Die Salier und das Herzogtum Schwaben, INFO Verlagsgesellschaft Karlsruhe 1992 - Frommer, Hansjörg: Spindel, Kreuz und Krone, Herrscherinnen des Mittelalters, Fourier-Verlag Wiesbaden 1996 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 315,318,322 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 10,12,15,134,136,176,195,199 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,65,67,81,138 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,56,75,82,103,116,118,119,126-128,130,132-146,151-154,169,173,175, 178 - Hlawitschka, Eduard: Zur Bleitafelinschrift aus dem Grab der Kaiserin Gisela. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 97/98 1978 Seite 439-444 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 419,436,447,466 - Jäschke, Kurt-Ulrich: Notwendige Gefährtinnen: Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts, Verlag Rita Dadder Saarbrücken 1991, Seite 47-83 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,70,79,86,89, 317 A 25;321 A 35;323 A 49,53 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. –7. Band, Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 224 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 454-456 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,97,102,121 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 13A,27A,365 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 90-120,122,124,126, 130,134,140, 150,156 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 96,176,185,190,195 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutsche. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 328,330,331,336,340,342,352,374,377,402,404 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,48,50-58, 61,63,66,72-76,80, 107,121 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 368,424 - Trillmich, Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit, Europa Union Verlag Bonn 1991 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990, Seite 80-107 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63,204- Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 23, 28,31,33,35,41,46,49,51,75,86,136 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 33,205 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996 Seite 15 -

      [1]
    • Neue Deutsche Biographie - Gisela

      Kaiserin, * um 990, † 15.2.1043 Goslar, ⚰ Speyer, Dom.

      Gisela, die sich mütterlicherseits karolingischer Abstammung rühmte, soll nach Angabe der Bleitafel, die bei der Öffnung der Kaisergräber im Dom zu Speyer 1900 unter ihrem Haupt aufgefunden wurde, am 11.11.999 geboren sein. Da sich dieses Datum jedoch unmöglich mit der Chronologie ihrer Eheschließungen vereinen läßt, muß es auf einem Irrtum beruhen. G. trat zum erstenmal hervor, als sie nach dem Tode ihres 2. Gatten bei Kaiser Heinrich II. die Belehnung ihres minderjährigen Sohnes Ernst mit dem Herzogtum Schwaben erwirkte. Vormundschaft und Verwaltung des Herzogtums wurden ihr jedoch nach ihrer (durch Entführung eingegangenen?) Eheschließung mit dem Salier Konrad, der mit ihr in kanonisch-rechtlich unerlaubtem Grade verwandt war (beide waren Deszendenten Heinrichs I., Konrad in fünfter, G. in vierter Generation) und zu Heinrich II. in gespannten Beziehungen stand, vom Kaiser wieder entzogen und dem EB Poppo von Trier, einem Vaterbruder des Knaben, anvertraut. Nach der Wahl Konrads zum deutschen König weigerte sich EB Aribo von Mainz, G. gemeinsam mit ihrem Gemahl zu krönen (8.9.1024), vermutlich weil er ihre Ehe wegen des Verwandtschaftsgrades als ungültig betrachtete. Doch nahm EB Pilgrim von Köln, der anfangs mit der lothringischen Opposition gegen Konrad in Verbindung gestanden hatte, nun aber zu den Anhängern des neuen Herrschers überging, bereits am 21.9. auf Bitten der Fürsten die feierliche Handlung vor. Seither konnten die Erzbischöfe von Köln ihren Anspruch auf das Recht der Krönung der deutschen Könige durchsetzen. Ostern 1027 vollzog Papst Johannes XIX. an dem Herrscherpaar die Kaiserkrönung. G. zählt zweifellos zu den bedeutenderen Persönlichkeiten unter den deutschen Kaiserinnen des Hochmittelalters. Eine stattliche Erscheinung, durch Freigebigkeit, Klugheit und Gewandtheit in der Führung der Geschäfte ausgezeichnet, religiös tiefer empfindend und feiner gebildet als Konrad II., übte sie auf dessen Regierung, wie Wipo betont, erheblichen Einfluß. Es ist mehr als eine formelhafte Wendung, wenn sie in vielen seiner Diplome als Intervenientin auftritt. An der Besetzung von Bistümern und Reichsabteien nahm sie maßgebenden Anteil, doch fiel ihre Gunst, wie die Erhebung Bardos zum Erzbischof von Mainz zeigt, nicht immer dem Würdigsten zu. Mehrmals wußte|sie ihren Gatten zur Milde gegenüber ihrem aufständischen Sohn Ernst von Schwaben zu stimmen, bis sie sich endlich 1030 von dem Jüngling lossagte. Als Schwestertochter des letzten Burgunderkönigs Rudolf III. vermittelte sie zwischen diesem und Konrad II.; auf der Zusammenkunft zu Muttenz bei Basel im August 1027 erreichte sie, daß ihr Oheim ihren Gatten zu seinem Nachfolger bestimmte. So kam Burgund an das Reich. 1032 brachte G. einen Ausgleich zwischen Konrad II. und Herzog Mesko von Polen zustande. Im Verlaufe des 2. Italienzuges Konrads II. besuchte sie die Gräber der Apostel, während der Kaiser Rom fernblieb. Gemeinsam mit ihrem Sohn Heinrich III. ließ sie sich in die Verbrüderung des Klosters Sankt Gallen aufnehmen, und von Notkers Psalmenübersetzung ließ sie eine Abschrift anfertigen. Der Erziehung Heinrichs III. schenkte sie offenbar ganz besondere Aufmerksamkeit. Obwohl wir also annehmen dürfen, daß sie auf die geistige und religiöse Entwicklung ihres Sohnes bestimmend einzuwirken vermochte, geriet sie mit diesem bald nach seinem Regierungsantritt aus unbekannten Gründen in einen Konflikt, der vermutlich gegen Ende 1041 beigelegt wurde, ohne daß damit ihr einstiger Einfluß wiederhergestellt worden wäre.

      Literatur
      ADB IX; Jbb. d. dt. Gesch., Konrad II.; dass., Heinr. III.; Regg. Imperii III, 1, 1951; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin G., in: Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 80, 4, 1928; N. Bischoff, Über d. Chronol. d. Kaiserin G. u. üb. d. Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo v. Mainz, in: MIÖG 58, 1950; H. J. Rieckenberg, Das Geburtsdatum d. Kaiserin G., in: DA 9, 1952; Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, Stud. z. „consors regni“ Formel, 1954.

      [4]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    3. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    4. [S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Appelt, Heinrich, "Gisela" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 413-414 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118717693.html.