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 Bohrer

Welf V.

männlich 1072 - 1120  (48 Jahre)


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  • Name , Welf 
    Suffix V. 
    Spitzname der Dicke  
    Geburt 1072  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 1101-1120  Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Bayern 
    Tod 24 Sep 1120  Kaufering [86916],Landsberg am Lech,Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Beerdigung Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Kloster Weingarten
    Personen-Kennung I892  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 6 Nov 2015 

    Familie von Tuszien, Mathilde,   geb. 1046   gest. 24 Jul 1115, Bondanazzo di Reggiolo [42046],Reggio Emilia,Emilia-Romagna,Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 69 Jahre) 
    Eheschließung 1089 
    Fotos
    Heirat Welf V. und Mathilde von Tuszien
    Heirat Welf V. und Mathilde von Tuszien
    Miniatur, Italien, 2. Hälfte 14. Jahrhundert, Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana
    Familien-Kennung F367  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 8 Nov 2015 

  • Ereignis-Karte
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  • Notizen 
    • Welf V. der Dicke als W. II. Herzog von Bayern (1101-1120)
      1072-24.9.1120 Kaufering, Begraben: Kloster Weingarten
      Ältester Sohn des Herzogs Welf IV. (I.) von Bayern aus dem Hause der WELFEN aus seiner 3. Ehe mit der Judith von Flandern, Tochter von Graf Balduin IV.

      Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2145

      Welf V., als Herzog von Bayern Welf II.
      * 1072, + 24. November 1120 Kaufering am Lech Begraben: Kloster Weingarten
      Sohn Herzog Welfs IV. und seiner 3. Gemahlin Judith von Flandern

      oo 1089 Mathilde Markgräfin von Tuszien

      Die durch den Vater und den Papst vermittelte Heirat sollte die Fürstenopposition stärken, zielte aber auch auf verstärkte WELFEN-Herrschaft in Italien. Die Burgen Mathildes wurden bald von Kaiser HEINRICH IV. und den Anhängern des Gegen-Papstes besetzt. Da Mathilde ihre Güter insgeheim schon vor ihrer (Schein-)Ehe dem Papst übereignet hatte, trennte sich Welf V. von ihr, zog 1095 über die Alpen und näherte sich gemeinsam mit seinem Vater dem Kaiser. Wohl unter der Zusicherung der Nachfolge im Herzogtum Bayern kamen 1098 Einigung und Frieden mit dem Kaiser zustande. Als Herzog (1101-1120) blieb Welf V. stets auf der Seite der SALIER-Kaiser. 1107 wirkte er als königlicher Gesandter bei Verhandlungen mit dem Papst, 1108 nahm er am Feldzug gegen Ungarn teil, 1110 am Romzug HEINRICHS V.
      Der einst so ehrgeizige Welf V. erkämpfte auffallenderweise nicht mehr seine italienischen Ansprüche. Welf V. vermählte sich auch nicht mehr nach dem Tode Mathildes 1115, er hatte daher keine erbberechtigten Söhne. Über seine bayerische Herzogstätigkeit ist kaum etwas bekannt, wohl aber über seine Vermittlungsbemühungen zwischen Kaiser und Papst.

      Literatur:
      R. Goes, Die Hausmacht der Welfen in S-Dtl. [Diss. masch. Tübingen, 1960] - Spindler I, 1981, 331ff. [K. Reindel] - W. Goez, Gestalten des HochMA, 1983, 194ff.

      Bosl's Bayerische Biographie: Seite 833

      WELF V., bayerischer Herzog
      * 1072, + 24.9.1120 Burg Kaufering bei Landsberg/Lech, Begraben: Kloster Weingarten
      Vater:
      Herzog Welf IV. (+ 1101)
      Mutter:
      Judith von Flandern (+ 1094)

      oo 1089 Mathilde von Tuszien (+ 1115)

      Nach erfolglosen Kämpfen um den Besitz seiner um 40 Jahre älteren Gattin 1095 in Bayern, Annäherung an Kaiser.
      1101 Herzog in Bayern.
      1111 Romfahrt mit HEINRICH V.
      Beim Tod der Markgräfin Mathilde von Tuszien zog der Kaiser das Erbe ein, der WELFE ging leer aus, doch konnte ihm sein Bruder Heinrich IX. der Schwarze, im Herzogsamt nachfolgen. Somit blieb Bayern welfisch.

      Literatur:
      ADB 41; BWB 3; Historia Welforum, 1938; W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 3-4,1876-1877.

      Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 9, "Die Nachkommen Karls des Großen"

      X. 62 b. WELF V., Herzog von Bayern 1101
      * ca. 1073, + 1120 24. IX.

      Gemahlin:
      1089 Mathilde, Tochter von Markgraf Bonifacius von Canossa
      verstoßen 1095

      Anmerkungen: Seite 135
      X. 62. Welf V.
      siehe Meyer von Knonau 5, 154.

      Schwennicke Detlev: Tafel 18, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

      WELF V.
      * (1073), + Burg Kaufering 24. IX 1120 Begraben: Weingarten
      1101 Herzog von BAYERN
      oo um 1089/getrennt Sommer 1095
      MATHILDE HERRIN VON CANOSSA * (1046), + Bondeno de Roncovi 24. VII 1115, Begraben: S. Benedetto di Poliorno
      Tochter von Bonifacius Herr von Canossa, Markgraf und Graf von Reggio Modena und Brescia, Markgraf von Tuscien und Herzog von Spoleto

      Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 450, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter."

      WELF V. VON BAYERN

      Necr. B 24.9. "Welfo d[ux]", Herzog von Bayern 1101-1120, + 24.9.1120

      Weitere Necrologbelege: Weingarten, Necr. 1, zum 24.9.: "Welf pinguis dux, hic sepultus..." (Seite 228); Weingarten, Necr. 2, zum 24.9.: "Welf dux" (Seite 236); Wessobrunn, Necr., zum 24.9.: "Welfhart dux" (Seite 49); Ottenbeuren, Necr. 1, zum 24.9.:"Welf dux" (fol. 13r, Seite 113); Hofen, Necr., zum 24.9.: "Welf dux" (Seite 176); Raitenbuch, Necr., zum 24.9.: "Welffhardus dux" (Seite 114)

      Literatur:
      ADB 41 Seite 670f.; Meyer von Knonau, Jahrbücher 4-7, passim; Biographisches Wörterbuch 3 Spalte 3063; Faussner, Königliches Designationsrecht Seite 42ff.; Störmer, Bayern und der bayerische Herzog im 11. Jarhundert. Zum Todestag: Meyer von Knonau, ebd. 7 Seite 154f. mit Anm. 15.

      Welf V., Sohn Herzog Welfs IV. von Bayern, seinerseits Neffe Herzog WELFS III. VON KÄRNTEN, war mit der Markgräfin Mathilde von Tuscien vermählt. Sein Bruder war Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayern. Über Welfs Beziehungen zur Reichenau ist nichts Näheres bekannt. Erst sein Bruder und Nachfolger im bayerischen Herzogsamt, Heinrich der Schwarze, kann 1123 als erster welfischer Vogt der Reichenau belegt werden; vgl. FUB 5 Seite 51 Nr. 85 sowie Heidinger, Landgrafschaften Seite 145f., Heilmann, Die Klostervogtei Seite 24f., Krieger, Topographisches Wörterbuch 2 Seite 555f. und Beyerle Grundherrschaft Seite 490. Bei dem letzten von ihm belegten Vogt handelt es sich um Arnold von Goldbach, der in einer Schaffhauser Urkunde vom 27.2.1100 als "aduocatus Augiensis de Golthbach" auftritt; vgl. Quellenwerk 3,1 Seite 58 Nr. 34, zu Arnold von Goldbach Jähnichen, Verwandtschaft Seite 60ff., Seite 83, Kläui, Adelsherrschaften Seite 18f., Seite 67 mit Anmerkung 5, Wollasch, St. Georgen Seite 26, Seite 90. Obwohl Arnold nur in diesem Diplom als Reichenauer Vogt bezeichnet wird, kann davon ausgegangen werden, daß er noch nach 1100 Vogt des Klosters war; ein Arnold von Goldbach wird jedenfalls 1108 und 1112 in Schaffhauser Urkunden erwähnt; vgl. Quellenwerk 3,1 Seite 75 Nr. 46 und Seite 83 Nr. 50. Von einer Identität gingen auch Beyerle, Von der Gründung Seite 211 Anm. 99t und Kläui, Adelsherrschaften Seite 18 aus. Somit wäre es in zeitlicher Hinsicht durchaus möglich, daß nicht erst Heinrich der Schwarze im Jahre 1123 die Reichenauer Vogtei inne hatte, sondern bereits nach 1112 sein Vorgänger Herzog Welf V. Darauf könnte zumindest auch sein sonst nicht erklärbarer Eintrag im Reichenauer Necrolog hinweisen. Bereits Goes, Hausmacht Seite 33 hatte vermutet, daß die Vogtei schon vor Heinrich dem Schwarzen an die WELFEN gekommen sei, während Büttner, Staufer und Welfen Seite 26 es sogar für möglich hielt, daß sich der Reichenauer Abt UDALRICH II. VON DAPFEN im Jahre 1113, als er am Königshof weilte, für die Übertragung der Vogtei an Welf V. eingesetzt habe. Ja, gewisse Indizien machen es wahrscheinlich, daß der Einfluß der WELFEN auf das Kloster bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts bestanden haben muß. Zum Beispiel könnte ihr Verwandtschaftsverhältnis zu den Reichenauer Vögten Hezelo und Arnold von Goldbach dazu beigetragen haben; vgl. Kläui, Die Adelsherrschaften Seite 67, Wollasch, St. Georgen Seite 24f, Seite 90 und Bradler, Studien Seite 82. Daß jedoch Welf IV. schon kurz vor 1100 die Reichenauer Vogtei innegehabt hatte, wie Setzler, Kloster Zwiefalten Seite 17 Anm. 35 behauptet, ist nicht zu belegen. Gall Öhem berichtet, Udalrich II. von Dapfen sei 1088 nach Abt EKKEHARDS II. Tod mit Unterstützung "hertzog Welphen" zum Abt gewählt worden, "one künigliches erloben", vgl. Die Chronik des Gallus Öhem Seite 102 und Meyer von Knonau 4 Seite 256. Nicht zuletzt beruhten die Beziehungen der WELFEN zur Reichenau auf der gesamtpolitischen Situation in Schwaben, da nicht nur das Inselkloster unter Abt Ekkehard II., sondern auch die welfischen Herzöge Welf IV. und anfänglich sein Sohn Welf V. zu den Hauptstützen des Papsttums im Investiturstreit gehörten; vgl. etwa die Aufstellung bei Hils, Die Grafen von Nellenburg Seite 102ff., Seite 112ff. und Wollasch, St. Georgen Seite 78.

      Auf Vermittlung des Papstes heiratete 1089 der 17-jährige Welf V. der Dicke die 43-jährige Mathilde von Tuszien, der mit ihr in Italien rebellierte und durch Sperrung der Alpenpässe die Rückkehr HEINRICHS IV. nach Deutschland verhinderte. Er wurde 1099 Regent und folgte 1101 dem Vater als Herzog von Bayern. 1095 wurde die widernatürliche Ehe geschieden, da Mathilde ihre Besitzungen bereits dem Vatikan vermacht hatte und die Impotenz Welfs Nachkommen für das Haus CANOSSA verhinderte. Im Herzogtum sorgte er energisch für Ordnung und Landfrieden und stand besonders gegen die LIUTPOLDINGER in Bayern und die Erzbischöfe von Salzburg und setzte zeitweise den Bischof von Brixen gefangen. Er ging 1104 zu Kaiser HEINRICH V. über und zog mit ihm 1110/11 zur Kaiserkrönung nach Italien.

      Jordan Karl: Seite 6, "Heinrich der Löwe"

      In Bayern trat Welf V. die Nachfolge des Vaters an, während Heinrich der Schwarze die Rechte des Hauses in Italien wahrnahm. Die herzogliche Regierung Welfs in Bayern (1101-1120) ist durch das gute Einvernehmen zwischen ihm und dem Königshaus, insbesondere mit HEINRICH V., dem letzten SALIER, bestimmt. Immer wieder, so beim ersten Romzug HEINRICHS V. 1110/11, sehen wir ihn in der Nähe des Königs.

      Pferschy-Maleczek Bettina: Seite 154,168-170, "Mathilde von Tuszien" in: Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern.

      MATHILDE VON TUSZIEN
      * zwischen 25.7.1045 und 24.7.1046 vielleicht in Mantua
      + 24.7.1115 in Bondeno di Roncore (heute Bondanazzo)
      Grabstätte: zunächst San Benedetto in Polirone bei Mantua, seit 1635 im Petersdom Rom
      Eltern: Markgraf Bonifaz von Tuszien (+ 1052) und Beatrix von Lothringen (+ 1076), Tochter Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen

      2. oo 1088 oder 1089 in Italien/oIo 1095
      WELF V., Herzog von Bayern, + 24.9.1120 in Kaufering am Lech
      Eltern: Herzog Welf IV. (+ 1101) und Judith, Tochter des Grafen Balduin IV. von Flandern

      Wohl schon 1088 kam es aber dann zu der zweiten Ehe Mathildes, die ihr von Urban II. nahegelegt wurde - eine der ersten Handlungen seiner Regierung. Der Bündnispartner war der etwa sechzehnjährige Herzog Welf V., der Sohn Welfs IV., eines Gegners des Kaisers.
      Die Allianz versprach Vorteile für alle Beteiligten: Für Mathilde eine unmittelbare militärische Unterstützung, für die WELFEN eine Stärkung im Kampf gegen den Kaiser und zugleich die Erlangung des reichen, freilich erst zu erobernden mathildischen Besitzes für ihre Familie, für den Papst die Vereinigung zweier erbitterter Gegner des Kaisers. Als die Ehe geschlossen wurde, war Mathilde 42, und noch kein neuerer Historiker hat es versäumt, auf den großen Altersunterschied der beiden Ehepartner hinzuweisen, der ihnen anstößig und für Mathilde demütigend erscheint. Wir wissen nicht, ob der Umstand, daß hier die Frau der ältere Partner war, besonderes Aufsehen erregte. Was hingegen sehr wohl bekannt wurde und Spott erregte, ist die Tatsache, daß die Ehe nie vollzogen wurde. Man sucht die Schuld dafür in einer körperlichen Unfähigkeit des Mannes zur ehelichen Gemeinschaft und überschüttete ihn mit Hohn; tatsächlich ist Welf V. kinderlos gestorben. Es ist nicht undenkbar, daß dadurch sogar eine anfängliche Hoffnung auf Nachkommenschaft enttäuscht wurde. Möglicherweise ist hier ein Grund für den späteren Wunsch der Ehepartner zu suchen, die Verbindung nicht mehr fortzuführen.
      Vom politischen Standpunkt aus gesehen war die Ehe erfolgreich. 1090 zog HEINRICH IV. nach Italien, um seinen Papst Clemens III. endgültig in Rom einzusetzen. 1091 fiel Mantua von Mathilde ab, und sie und Welf mußten nach schweren Niederlagen in ihre apenninischen Burgen zurückziehen. Der Kaiser konnte das Gebiet von Modena unter schweren Verwüstungen erobern und belagerte im Sommer 1092 die Burg Monteveglio. Die Lage war für Mathilde und Welf so verzweifelt, daß sie sich mit ihren Vasallen und ihnen anhängigen Geistlichen im September in Carpineti versammelten und darüber berieten, ein Friedensangebot des Kaisers anzunehmen.
      Im Auf und Ab der tagespolitischen Ereignisse brachte es eine Erleichterung für HEINRICH, als im Sommer 1095 die Ehe zwischen Welf und Mathilde zerbrach und Welf nach Bayern zurückkehrte. Herzog Welf IV. war persönlich nach Italien gereist und hatte sich sehr bemüht, aber die Verbindung war nicht zu retten. Da versuchte er wenigstens die Herrschaft ind er Markgrafschaft Toskana für seinen Sohn zu erhalten; Welf V. hatte sich während seiner Ehe durchaus auch als Markgraf bezeichnet.

      1089 oo 2. Mathilde von Tuszien, Tochter des Markgrafen Bonifaz I., x 1046-24.7.1115

      Literatur:
      Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/JahnJoachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 13,77,79-85,94,107,111,156,158,197,199 -
      Böhmenchronik des Cosmas von Prag mit zwei Fortsetzungen - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 833 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 4 Seite 9 - Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 20 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 518,543/ Band II Seite 20/Band III Seite 508 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 15,30 - Fumagalli Vito: Mathilde von Canossa. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 1998 Seite 95-96 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer, Primus Verlag Darmstadt 1998 Seite 233-254 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite79,245,247,249-253,256,259,262, 269 - Hechberger Werner: Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft Böhlau Verlag-Köln-Weimar Wien 1996 Seite 118,128,186,208,223,273 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen - Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 18,92,120 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 5, 150 - Klauser, Heinrich: Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser, Kiesel Verlag Salzburg 1982 Seite 231 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band 4-7 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 441,449,450,518 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30,144,145,149,150-158,172,213 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 154,168-170 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 223,236 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag - Schwarzmaier, Hansmartin: Dominus totius domus comitisse Mathildis. Die Welfen und Italien im 12. Jahrhundert. in: Karl Rudolf Schnith, Roland Pauler (Hg.), Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, Kallmünz 1993 Seite 283-307 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 18 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 331-334 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 30 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 206,215 - [1]
    • Welfs Ehe

      Schneidmüller Bernd: Seite 144,145,149, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."


      Unter Nutzung seiner Bindungen zum oberitalienischen Adel wie zur Kurie brachte Welf IV. 1089 eine spektakuläre Ehe seines ältesten, damals wohl 17-jährigen Sohnes Welf V. mit der 43-jährigen Mathilde von Tuszien zustande. Auch Mathilde wurde von HEINRICH IV. ihrer Güter und Ämter verlustig erklärt und rückte damit in den Kreis der antisalischen Partei ein. Aus dieser Lage erklärt sich ihre zweite Eheschließung mit dem sehr viel jüngeren Welf V., die nach dem Bericht Bernolds von St. Blasien aus politischen Erwägungen, kaum aus der Hoffnung auf welfische Nachkommenschaft, zustande kam: "In Italien verheiratete sich die sehr edle Herzogin (nobilissima dux) Mathilde, Tochter des Markgrafen Bonifaz, Witwe Herzog Gottfrieds, mit Herzog Welf, dem Sohn Herzog Welfs. Das geschah weniger aus Unenthaltsamkeit denn aus Gehorsam gegenüber dem römischen Papst, damit man um so tüchtiger der heiligen römischen Kirche gegen die Exkommunizierten beistehen könne. Diese wollten sofort ihren Gemahl angreifen. Weil sie ihm aber nicht widerstehen konnten, erbaten sie von ihm durch Fürsprache seiner Gattin einen Waffenstillstand bis Ostern. Der sogenannte König HEINRICH bekümmerte sich über diese Ehe sehr. Als er mit seinem Heer wieder nach Sachsen zog, wurde er zur unehrenhaften Rückkehr gezwungen."
      Mangelnde Fleischeslust, päpstliche Planung, antisalische Stoßrichtung - der Ehezweck tritt hier klar zutage. Ob sich die WELFEN Hoffnungen auf das riesige mathildische Erbe machten, läßt sich nicht eindeutig klären. Jedenfalls bildete das ungleiche Paar für einige Jahre ein kirchentreues Bollwerk in Oberitalien.
      Trotz aller kirchenpolitischer Bedeutung zerbrach die Ehe, als Welf V. seiner Frau in spektakulärer Weise davonlief. Über die vergeblichen Bemühungen des Vaters um Gesichtswahrung und Erbansprüche findet Bernold klare Worte: "Welf, der Sohn Herzog Welfs von Bayern, zog sich vollständig von der Ehe mit Frau Mathilde zurück und versicherte, sie sei von ihm gänzlich geblieben. Das hätte sie gerne dauerhaft verschwiegen, wenn er es nicht zuvor unbedacht verbreitet hätte. Ungeheuer erzürnt kam darum sein Vater nach Langobardien und bemühte sich vergeblich lange und oft um eine Aussöhnung. Selbst jenem HEINRICH zog er gegen Frau Mathilde zur Hilfe hinzu, auf daß er sie zwinge, ihre Güter seinem Sohn zu geben, auch wenn sie ihn noch nicht im ehelichen Verkehr erkannt habe. Darum wurde lange, aber vergeblich gerungen."

      E-Mail von Professor Armin Wolf

      Sie schneiden ein interessantes Problem an, aber ich fürchte, daß ich Ihnen keine hinreichende Antwort geben kann. Warum Welf V. nicht wieder heiratete, weiß ich nicht. Von Mathilde war er auch nicht geschieden, sondern nur getrennt, aber nach ihrem Tode 1115 hätte er natürlich wieder heiraten können. Welf IV. war von Ethelinde von Northeim aber wohl nicht nur getrennt, sondern auch geschieden. Das war kirchenrechtlich möglich, zum Beispiel bei naher Verwandtschaft, von der man dann sagen konnte, dass man sie bei der Eheschließung nicht gekannt habe.
      Eine Verwandtschaft zwischen Welf IV. und Ethelinde im vierten kanonischen Grad dürfte vorgelegen haben, wenn man meiner Auffassung folgt, daß die NORTHEIMER ein Zweig der LUXEMBURGER waren (siehe Rheinische Vierteljahrsblätter 65, 2001 S. 400-406); dann wären beide Ehepartner wegen gemeinsamer Abstammung von Siegfried I. von Luxemburg und Hedwig 4:4 (oder 4:5, falls Benno I. Ottos von Northeim Großvater und nicht sein Vater war) verwandt gewesen, was bei strenger Beurteilung eine Scheidung erlaubt hätte (Welfs IV. mütterliche Großmutter war Imiza von Luxemburg). Das Lexikon des Mittelalters schreibt merkwürdigerweise nur, daß Welf IV. Ethelinde verstoßen habe, Schwennicke in den Europäischen Stammtafeln schreibt jedoch, daß sie 1070 geschieden wurden. Da er wieder heiratete, nehme ich an, daß eine Scheidung vorlag. Wahrscheinlich weiß man darüber mehr, aber leider ich nicht. Da müßten Sie in die (z. B. im Lexikon des Mittelalter genannte) Spezialliteratur hineinschauen.

      Thiele Andreas:

      Welf V. war impotent.

      Historia Welforum: Seite 48

      Zur Gemahlin nahm er Mathilde, eine Frau von männlichem Geiste. Später aber verstieß er sie, ich weiß nicht aus welchem Scheidungsgrund.

      Fumagalli Vito: Seite 95-97, "Mathilde von Canossa."

      Die Feststellung, daß Mathildes irdisches Leben einsam war, bildet keinen Widerspruch zum spirituellen Ehebund, zu dem sie genötigt war, und zu ihrer freiwillig übernommenen Rolle als aktiver und verläßlicher "Braut Christi". Bereits wenige Jahre nach der Hochzeit wandte sich ihr zweiter Ehemann, etwa 1093, von ihr ab. Die Ehe war gescheitert, wozu Welf von Bayern wohl seinen Teil beitrug. Als siebzehnjähriger Jüngling hatte er die dreiundvierzig Jahre alte Mathilde geheiratet. "Der Fruchtbare", wie er im Alter von 15 Jahren genannt wurde, starb, ohne Nachkommen gezeugt zu haben, in seiner deutschen Heimat.
      Die Ehe war auf Betreiben Urbans II. zustandegekommen, der eine Verbindung zwischen dem WELFEN-Hause, seinen Vorkämpfern in S-Deutschland, und seiner treusten Verbündeten in Italien herstellen und HEINRICH damit den Weg durch Oberitalien und S-Deutschland erschweren wollte. Der Papst hat viele Briefe an Herzog Welf III. von Bayern und an Mathilde richten müssen, um die politische Ehe zwischen den ungleichen Partnern herzustellen [Richtigstellung: Der Vater des Bräutigams war Welf IV. oder als Herzog von Bayern Welf I. Welf III. war bereits 1055 gestorben und der Großonkel des Bräutigams.].
      Tatsächlich wurde der junge Welf es bald müde, an der Seite der mächtigen, sehr viel älteren Frau nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Er verlangte Verfügungsgewalt über ihren Besitz. Sie hatte ihm zwar versprochen, ihm einen Teil ihres Vermögens zu hinterlassen, erneuerte dann aber doch ihr altes Gelübde, all ihre Güter der Kirche zu überschreiben. Daraufhin trennte er sich von ihr, kehrte nach Deutschland zurück und löste damit den Abfall des WELFEN-Hauses von der päpstlichen Seite aus.
      Natürlich handelte es sich um politische Ehen, die Mathilde eingegangen war, doch waren es auch, und zwar vor allem,. unerträgliche Verbindungen gewesen: die erste mit einem Buckeligen, die zweite mit einem heranwachsenden Dickwanst, der wahrscheinlich unter Impotenz, mit Sicherheit aber an Unfruchtbarkeit litt. Der berühmte Chronist des europäischen Mittelalters Villani vermerkt noch im 14. Jahrhundert einen Nachhall der starken Zweifel, die man damals an der Manneskraft Welfs hegte. Seine Worte sind zwar mit einer guten Dosis Vulgarität getränkt, aber recht vielsagend und entbehren sicher nicht eines ursprünglichen Wahrheitskerns. Villani schreibt: "Welf konnte seiner Gemahlin und auch keines anderen Weibs Geschlecht erkennen, da es ihm durch angeborene Empfindungslosigkeit oder andere Hindernisse sein ganzes Leben lang verwehrt war; da er aber seine Schmach vor der Gemahlin verbergen wollte, sagte er, dies sei ihm durch Zauberei geschehen, weil man ihn um sein glückliches Geschick beneidete." Villani erzählt weiter, daß Mathilde sich eines Tages ausgezogen und den Ehemann auf die Probe gestellt habe, dieser jedoch gescheitert sei. Daraufhin habe sie ihn fortgejagt.

      Golinello, Paolo: Seite 247,249-253, "Mathilde und der Gang nach Canossa"

      Mathilde sah sich hingegen mit einem neuen Italienzug HEINRICHS IV. konfrontiert. Vielleicht auf den Rat Urbans II. hin versuchte sie der drohenden Gefahr durch eine in politischer wie privater Hinsicht äußerst heikle Entscheidung zu begegnen: Sie faßte den Entschluß, eine neue Ehe einzugehen. Jetzt hatte der Papst die enge Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl und den CANOSSA aufgelöst, so dass Mathilde einen neuen Bundesgenossen finden mußte. Ihre Wahl fiel auf ein Mitglied der WELFEN, die zu den größten Gegnern HEINRICHS IV. im Reich zählten. Es läßt sich nicht eindeutig feststellen, von wem die Initiative ausgegangen war, ob vom Vater des Bräutigams oder von Mathilde selbst oder auch von Urban II., wie Bernold von Konstanz in seinem Chronicon schreibt:

      "In Italien vermählte sich die edle Herzogin Mathilde, Tochter des Markgrafen Bonifaz und Witwe Herzog Gottfrieds, mit Herzog Welf, dem Sohn Herzog Welfs, und dies geschah nicht aus Zügellosigkeit, sondern aus Gehorsam gegenüber dem römischen Papst, um mit größerer Schlagkraft der heiligen Römischen Kirche gegen die Exkommunizierten zu Hilfe kommen zu können. Diese fielen in der Tat sofort über ihren Gemahl her, konnten ihn aber nicht die Stirn bieten und erwirkten durch die Fürsprache seiner Gemahlin einen Waffenstillstand bis Ostern. HEINRICH, der sich König nennen ließ, war über diesen Ehebund sehr verärgert. Er, der zum Sachsenfeldzug aufgebrochen war, mußte schimpflich den Rückzug antreten. Petrus Igneus, der Bischof von Albano, der zu den eifrigsten Verfechtern der Sache des heiligen Petrus gehört, ist zum Herrn heimgegangen." [3 Bernold, Chronicon, a.a.O., Seite 449.]

      Urban II. ist also auszuschließen. Wahrscheinlich waren aber weder der junge Welf V. noch Mathilde selbst die Urheber eines so kühnen und ehrgeizigen Projekts. Diese Idee mußte von Welf IV., dem Vater des Bräutigams kommen, der beherrschenden Persönlichkeit der WELFEN-Dynastie. Es war zweifellos eine Ehe, die aus dem Rahmen fiel: 1089 war der junge Welf erst kürzlich großjährig geworden und sollte nun, mit vermutlich 16 Jahren, den Ehemann einer reifen Frau von 42 oder 43 Jahren spielen, einer Frau, die für ihre Willensstärke und Entschlossenheit bekannt war und die bereits ein Leben voller Ereignisse hinter sich hatte.
      Was dachten aber die Zeitgenossen über Mathilde? Gregor VII. oder der Verfasser der Vita des Anselm von Lucca nannten sie "Tochter des heiligen Petrus" und "Magd des Herrn", ihre Gegner sagten ihr jedoch moralisch unerlaubte Beziehungen zu Gregor VII. und Anselm nach, klagten darüber, dass die Kirche von einer Frau regiert werde, und beschuldigten Mathilde, ihren ersten Mann auf fürchterliche Weise ermordet zu haben; ja sie gingen sogar soweit, sie wie Benzo von Alba "Fotzenloch" (os vaginae) zu nennen [4 Benzo von Alba, Ad Heinricum imperatorem libri VII, I,22, a.a.O. Seite 608.]. Diese Polemik, die vor nichts zurückscheut, war im Invetiturstreit unter Gegnern üblich.
      Ein unparteiischer Autor, Cosmas von Prag, der Verfasser des Chronicon Boemorum, schreibt über Mathilde:

      Es war Nacht geworden, das frischvermählte Paar zieht sich in das Brautgemach zurück und legt sich auf das Lager: Herzog Welf ohne Venus und die jungfräuliche Mathilde. Als nun geschah, was in solchen Fällen und in solchen Situationen vorkommen kann, sagt Herzog Welf: 'Frau, was wolltest du eigentlich? Warum hast du mich hergeholt? Um dich über mich lustig zu machen und mich der üblen Nachrede der Leute und der Lächerlichkeit preiszugeben? Du bringst eher Schande über dich selbst, wenn du mich beschämen willst. Sicher ist im Bett oder in deinen Kleidern irgendein Zaubermittel versteckt, das du selbst in Auftrag gegeben hast oder das eine deiner Dienerinnen verfertigt hat.' Da der Herzog in der ersten und auch in der zweiten Nacht diese Vorwürfe erhob, führte sie selbst, ohne Begleitung von Dienerinnen, den Herzog in das Brautgemach. Sie stellt zwei Stützen in die Mitte und legt eine Tischplatte darauf. Dann zeigt sie sich ihm nackt, wie sie aus dem Mutterschoß gekommen war, und sagt: 'Sieh her, was sonst verborgen ist, liegt nun alles vor deinen Augen, und es gibt keine Stelle, wo ein Zaubermittel versteckt sein könnte.' Aber er stand da und ließ die Ohren hängen, wie ein störrischer Esel oder ein Metzger, der sich im Schlachthaus mit geschärftem Messer über eine abgehäutete fette Kuh beugt, um sie in zwei Hälften zu zerteilen. Die Frau saß lange auf der Tischplatte und bewegte sich hin und her wie eine Gans, die mit dem Bürzel wackelnd eine Nestkuhle macht. Aber alles war vergeblich. Wütend sprang sie schließlich auf, splitternackt wie sie war, packte mit der Linken den Kopf dieses Versagers, spuckte in die Rechte, versetzte ihm eine schallende Ohrfeige und jagte ihm mit diesen Worten davon:

      'Weg mit dir, du Ungeheuer,
      beschmutze unser Reich nicht mehr.
      Feiger bist du als ein Wurm
      scheußlicher als faulinger Tang.
      Kommst du morgen noch vor mein Angesicht,
      ereilt dich der Tod als Strafgericht.'

      Völlig aus der Fassung gebracht, flüchtete Herzog Welf zu seinen Leuten und behielt seine Verwirrung für immer bei. Das soll als kurzer Bericht genügen, und ich wollte, ich hätte es gar nicht erzählt. [5 Cosmas von Prag, Chronicon Boemorum, II, 32, ed. R. Koepke, in M.G.H., Scriptores, IX, Hannoverae 1851, Seite 88-89.]

      Der Text des Cosmas von Prag dokumentiert aber, dass man über Mathilde und ihre zweite Ehe auch auf dieser Ebene sprach. Außerdem führt er Motive an, die nicht weit entfernt von der Realität sind, wie den Wunsch Mathildes, das Geschlecht der CANOSSA nicht versiegen zu lassen, und die Impotenz ihres jungen Ehemannes, der in der Tat kinderlos starb, wie die Genealogia Welforum bezeugt: "Welf [IV.] ging mit Erzbischof Tiemon nach Jerusalem und starb auf der Reise. Durch sein Betreiben vermählte Herzog Welf [V.], nachdem er großjährig geworden war, mit Mathilde, Gräfin der Langobardia, und starb kinderlos." Diese Quelle gibt weder einen Hinweis auf die Trennung der beiden noch Gründe dafür an, während Cosmas sich ausführlich und überdies ungenau darüber ausläßt. Es wäre allzu vereinfachend, wollte man die Trennung, die erst 1095, nach einigen Ehejahren, erfolgte, auf sexuelle Probleme oder auf die Kinderlosigkeit zurückführen. Auch die Schilderung der Hochzeit von Mathilde und Welf trägt eindeutig topische Züge. Zwar handelte es sich bei Mathildes zweiter Ehe nicht gerade um eine heimliche Trauung, aber die Zahl der Anwesenden muß sich, in Anbetracht der Umstände und Zeitläufe, doch in Grenzen gehalten haben, und man trieb wohl keinen großen Aufwand. Die Reaktion HEINRICHS IV. ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten.

      Cosmas von Prag: "Chronicon Boemorum"

      Kapitel 32.

      Weil ich aber Mathildens gedacht habe will ich, nur kurz, um den Leser nicht zu ermüden, eine merkwürdige That dieser Frau anführen. Dieselbe, siegreich in vielen Schlachten, führte nach dem Tode ihres Vaters ein eheloses Leben und regierte allein das allzu umfangreiche Longobardien. Es schien aber den Fürsten und Grafen des Landes, sowie den Bischöfen zweckmäßig, ihr zu einer Vermählung zu raten, damit nicht bei dem Mangel eines Erben die königliche Würde zugleich mit dem Stamme erlösche. Sie ging auf ihren Rath ein und schickte dem schwäbischen Herzog Welph folgenden Brief; der in wenigen Worten Vieles enthielt: "Nicht aus weiblichem Leichtsinn oder aus Unbesonnenheit, sondern zum Besten meines ganzen Reiches, schicke ich dir diesen Brief, nach dessen Empfang du mich und das ganze Longobardenreich hinnehmen mögest. Ich werde dir viele Städte, Burgen und berühmte Pfalzen geben, dazu eine unermeßliche Menge Gold und Silber; überdies wirst du einen glänzenden Namen haben, wenn du dich mir beliebt zu machen verstehst. Beschuldige mich aber nicht der Unverschämtheit, weil ich zuerst das Wort an dich richte; ist es ja doch, wie dem männlichen, so auch dem weiblichen Geschlechte erlaubt, nach einer gesetzmäßigen Ehe zu erlangen, und kömmt es nicht darauf an, ob der Mann oder das Weib den ersten Schritt in der Liebe macht, wenn nur ein unlösbares Ehebündnis dadurch erzielt wird, was nur durch beiderseitige Einwilligung geschehen kann. Lebe wohl." Wollte aber Jemand wissen, was Herzog Welph hierauf geantwortet, unter welchen Bedingnissen er eingewilligt, wie viele tausend Bewaffnete Frau Mahtilde an die Grenze geschickt, um den Herzog einzuholen, oder wie ehrenvoll sie ihn empfangen und mit welcher Pracht sie das Hochzeitsmahl zurüsten ließ, so würde die Sonne untergehen bevor er Alles gelesen hätte. Es weiche König Assuerus mit all' seiner Herrlichkeit, der seinen Kriegsleuten ein hundertundzwanzig Tage währendes Gastmahl gab; nicht mehr bewundere man die Königin von Saba, den Tisch und die königlichen Speißen Salomons, denn ein Hundertel hier war mehr als dort das Ganze. Was weiter? Die Nacht war angebrochen, sie betreten das Schlafgemach und lassen sich neben einander auf dem Lager nieder, Herzog Welph ohne Begierde mit der Jungfrau Mahtilda. Daselbst spricht Herzog Welph nach den bei solchem Anlaß gewöhnlichen Vorgängen unter Anderm: "O Herrin, was wolltest du doch und warum hast du mich kommen lassen, um mich zu einem Gegenstand des Gelächters zu machen und dem Hohn und Kopfschütteln des Volkes auszusetzen?

      Mehr beschämst du dich selbst, wenn mich zu beschämen du suchest.

      Fürwahr, entweder ist auf deinen eigenen Befehl oder durch deine Mägde irgend ein böser Zauber in deinen Kleidern oder im Bette versteckt. Glaube mir, wenn ich kalt von Natur wäre, so wäre ich niemals, wie du gewünscht hast, herbeigekommen.

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .