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 Bohrer

von Schwaben, Burchard II.

männlich 884 - 926  (42 Jahre)


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  • Name von Schwaben, Burchard 
    Suffix II. 
    Geburt 883/884 
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 917-926  Schwaben,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Herzog von Schwaben 
    Tod 28 Apr 926  Novara [28100],Novara,Piemont,Italien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I885  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 3 Nov 2015 

    Familie im Sülichgau, Regilinde,   geb. um 888   gest. nach 959, Ufenau (Insel) Freienbach [8807],Schwyz,Schweiz Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter > 72 Jahre) 
    Eheschließung 904  [1
    Familien-Kennung F362  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 2 Nov 2015 

  • Ereignis-Karte
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  • Notizen 
    • Burchard II. Herzog von Schwaben (917-926)
      883/84-28.4.926 gefallen Novara
      Ältester Sohn des Markgrafen Burchard I. von Rätien und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Liudolf dux

      Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 940

      Burchard I., Herzog von Schwaben
      + 28. oder 29. April 926

      War als Angehöriger der HUNFRIDINGER, die seit der 1. Hälfte des 9. Jh. Markgrafen von Rätien und Grafen im Thurgau und in Gebieten Innerschwabens waren und zu den führenden Familien im Südwesten des O-Fränkischen Reiches zählten, maßgeblich an den Auseinandersetzungen um die Bildung des Herzogtums Schwaben am Anfang des 10. Jh. beteiligt. Bereits sein gleichnamiger Vater galt als princeps Alamannorum, traf aber 911 bei dem Versuch, sich als Herzog weiterreichende Anerkennung zu verschaffen, auf den Widerstand Bischof Salomos III. von Konstanz und Pfalzgraf Erchangers, der Sachwalter des Königtums in Schwaben, und kam ebenso wie sein Bruder Adalbert ums Leben; Burchard I. mußte damals in die Verbannung gehen.
      In der Folgezeit rebellierten zuerst Erchanger, dann der 914 aus dem Exil zurückgekehrte Burchard I. gegen König KONRAD I.; 915 siegten sie gemeinsam bei Wahlwies über königstreue Landsleute, und Erchanger wurde als Herzog ausgerufen. Nachdem dieser 917 auf königlichen Befehl hingerichtet worden war, setzte Burchard I. die Empörung gegen KONRAD I. fort und beanspruchte für sich das Herzogtum. 919 wehrte Burchard I. durch seinen Sieg bei Winterthur die Gebietsansprüche König Rudolfs II. von Hoch-Burgund ab und erkannte im gleichen Jahr die Oberhoheit des neugewählten deutschen König HEINRICHS I. an. 922 bekräftigte Burchard I. den Frieden mit Burgund durch die Verheiratung seiner Tochter Bertha mit König Rudolf. Als Burchard I. dessen oberitalienische Politik unterstützte, wurde er 926 vor Novara erschlagen.
      Über Burchards I. Stellung in Schwaben und in Reichweite seiner Herrschaft sind wir nur knapp unterrichtet: In Stellvertretung HEINRICHS I. hat Burchard I. Rechte gegenüber den Reichskirchen wahrgenommen, wie seine Eingriffe in die Verhältnisse von St. Gallen und der Reichenau zeigen; auf einem Hoftag in Zürich 926 urkundete er für die dortige Fraumünsterabtei. Seine Herrschaft versuchte Burchard I. über den rätisch-thurgauischen Kernraum hinaus auch in O-Schwaben (Einfluß bei der Erhebung seines Verwandten Udalrich zum Bischof von Augsburg) und im Breisgau (Gründung des Hausklosters St. Margarethen in Waldkirch zusammen mit seiner Frau Reginlind) geltend zu machen. Dank seiner erfolgreichen Politik und trotz fortdauernder Widerstände gegen ihn von seiten seiner Landsleute gelang es Burchard I., das schwäbische Herzogtum nach den Wirren der Entstehungszeit auf Dauer zu sichern.

      Literatur:
      NDB III, 28 [Lit.] - H. Stingl, Die Entstehung der dt. Stammesherzogtümer (Unters. zur dt. Staats- und Rechtsgesch. NF 19), 1974 - Th. L. Zotz, Der Breisgau und das alem. Hzm. (VuF Sonderbd 15), 1974 - H.-W. Götz, "Dux" und "ducatus", 1977 - H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978.

      Althoff Gerd: Seite 377, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

      H 11 Me: 28.4. Burcardus dux + 926 Burchard I., Herzog von Schwaben

      (Es.) Der Eintrag in Merseburg ist heute durch die Beschädigung des Pergaments nicht mehr ganz zu verifizieren, er gehört jedoch wohl der Ergänzungsschicht an. Burkhard war der Großvater mütterlicherseits der Kaiserin Adelheid.
      Diese Verwandtschaft ist wohl der Grund für seine Eintragung in Merseburg; siehe dazu ausführlich oben Seite 163f.
      Allgemein vgl. Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 393f.; NDB 3, Seite 28; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim (Register, Seite 249); Mauerer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register, Seite 352).

      Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 442-443, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

      BURKHARD II. VON SCHWABEN

      Necr. B 28.4. "Purchardus dux", Herzog von Schwaben 917-926, + 28./29.4.926

      ?Necr. B 11.5. "Purchardus dux".

      Weitere Necrologbelege: Merseburg, Necr., zum 28.4.: "Burcard dux" (fol. 2r; Seite 11 b 63)

      Literatur:
      Hellmann, Der deutsche Südwesten Seite 197ff.; Büttner, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik, passim; Biograph. Wörterbuch 1 Sp. 393f; NDB 3 Seite 28; Zotz, Der Breisgau, passim; Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim; Althoff, Adels- und Königsfamilien Seite 512f.; Schmid, Zur amicita Seite 139 und Ders., Die Urkunde Seite 7ff.; Hlawitschka, Beiträge zur Genealogie Seite 207ff. Zum Todestag: Waitz, Jahrbücher Seite 84 Anm. 3; BO 12e; Meyer-Marthaler, Rätien Seite 93 Anm. 232; Maurer, ebd. Seite 176 Anm. 329.

      Burkhard, aus dem Geschlecht der HUNFRIDINGER, war mit Reginlind verheiratet; ihre Tochter Berta war die Gemahlin König Rudolfs II. von Hoch-Burgund; der spätere schwäbische Herzog Burkhard III. wird heute allgemein als Sohn Burkhards und Reginlinds angesehen. Obwohl nach Meyer-Marthaler Seite 92 Anm. 231 die Quellen über Burkhards Herrschaft nicht sehr zahlreich sind, läßt sich sein Verhältnis zur Reichenau doch erahnen. So scheint er das um 900 dem Kloster als Eigentum zugefallene Kloster Zurzach der Reichenau entfremdet zu haben; vgl. oben Seite 433f., Beyerle, Von der Gründung Seite 112/19, Reinle, Die heilige Verena von Zurzach Seite 14 und Seite 49; zur Bedeutung Zurzaschs für den Herzog vgl. Maurer Seite 169f. Außerdem griff er auch in die Besetzung des Reichenauer Abtstuhles ein: Im Jahre 922 setzte er offensichtlich den ihm nicht genehmen Abt Heribert (916-922726) ab, trieb ihn mit einigen Mönchen aus dem Kloster und ernannte den Reichenauer Propst Liuthard zum neuen Abt; vgl. Herimanni Aug. Chron. Seite 112 ad a. 922, Beyerle, Von der Gründung Seite 112/19f., Herkommer, Untersuchungen Seite 50f., Seite 92f. und oben Seite 301; zu Burkhards generellem Verhältnis zur alemannischen Kirche siehe Maurer Seite 161ff. und die dort Anm. 212a genannte Literatur. Trotz dieser schlechten Erfahrungen der Reichenau mit dem Herzog wurde dieser und seine Familie in das Gebetsgedenken der Inselmönche aufgenommen, wie nicht nur die Necrologeinträge, sondern auch Gedenkbucheinträge belegen, vgl. beispielsweise das Reichenauer Verbrüderungsbuch p. 41A/B 3-4; zu diesem Eintrag vgl. unten Seite 448f., zu weiteren Gedenkbucheinträgen Goetz, Dux Seite 440. Möglicherweise erfuhr Burkhard nach seinem Begräbnis ein gesteigertes Totengedächtis, wie aufzuzeigen sein wird. Sein Todestag wird außer in den Reichenauer und Merseburger Necrologien auch in einer St. Galler Gedenkvereinbarung mit dem 29.4. angegeben; vgl. Historiae de fratribus conscriptis Seite 13 (I), zu diesen Verträgen allgemein die bei Maurer Seite 175 Anm. 324 genannte Literatur. Hingegen läßt sich dem Eintrag zum 11.5. kein Herzog dieses Namens zuordnen, so bereits Schmid, Die älteste Geschichte 1 Seite 44, Seite 321f Anm. 188 und Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 570 Anm. 1. Läßt man den 911 umgekommenen Markgrafen Burkhard I. von Rätien unberücksichtigt, der auch in den Reichenauer Totenbüchern nicht vorkommt, so sind in Alemannien nur zwei mittelalterliche Herzöge dieses Namens bekannt. Es fällt hingegen auf, daß das jüngere Reichenauer Necrolog vier "duces" des Namens Burkhard aufführt, von denen sich jedoch nur zwei eindeutig zuweisen lassen: Herzog Burkhard II. zum 28.4. und Herzog Burkhard III. zum 11.11. Der Necrologbeleg zum 23.11. kann derzeit nicht zugeordnet werden, wie unten Seite 444f. zu zeigen sein wird. Auffällig am Eintrag zum 11.5. ist, daß er von der gleichen Schreiberhand B stammt wie derjenige Herzog Burkhards II. zum 28.4., was bereits Baumann in seiner MGH-Edition Seite 275 Note h festgestellt hat. Dies läßt den Schluß zu, daß dieser Burkhard etwa zur gleichen Zeit wie Burkhard II. (+ 926), auf jeden Fall aber vor 954/58, dem Zeitpunkt der Redaktionsarbeit von Hand B, gestorben sein muß. Für diesen Sachverhalt gibt es nur drei vernünftige Erklärungsmöglichkeiten: Entweder hat der gleiche Schreiber versehentlich Burkhard II. zu einem falschen Datum eingeschrieben oder der gleiche Schreiber hat bewußt Burkhard zum 11.5. eingetragen, indem er sich zwar auf Burkhard II., nicht jedoch auf dessen Todestag, zu dem er ihn ja kurz vorher notiert hatte, sondern etwa auf den Tag seines Begräbnisses o.ä. bezog. Es ist zwar nicht bekannt, was mit Burkhards II. Leichnam nach seinem Tod in der Schlacht von Novara am 28./29.4.926 geschah, doch könnte er ohne weiteres aus Italien nach Alemannien zurückgeführt und hier am 11.5. beigesetzt worden sein. Ähnlich wurde ja bekanntlich auch mit dem Leichnam Herzog Liudolfs von Schwaben (+ 6.9.957 bei Pombia) verfahren, der nach seiner Überführung aus Italien feierlich von seinem Halbbruder, dem Erzbischof Wilhelm von Mainz, in der Mainzer St. Albanskirche bestattet wurde, vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große Seite 289f. Schließlich könnte mit Purchard auch dessen Vater Markgraf Burkhard I. von Rätien gemeint sein, der 911 bei seinem Versuch, in Alemannien die Herzogswürde zu erlangen, getötet wurde. Zwar wird diesem Grafen, der in einigen Quellen auch als "dux" bezeichnet wird (vgl. Borgolte, Grafen Seite 85ff), allgemein der Beleg eines Herzogs Burkhard zum 23.11. im Reichenauer Necrolog zugeordnet, doch kann nachgewiesen werden, daß diese Zuweisung falsch ist, siehe unten Seite 445. Der letzte Vorschlag ist jedoch recht unwahrscheinlich, weil der schwäbische Landtag, auf dem Burkhard getötet wurde, nach Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 569f im Herbst stattgefunden haben soll, vgl. auch Zeller, Salomo III. Wohl deswegen wurde bisher fälschlicherweise der Reichenauer Necrologbeleg zum 23.11. herangezogen; eher käme der 5.11. als Todestag in Frage. Aus all diesen Gründen scheint der zweite Interperetationsvorschlag, der 11.5. sei der Begräbnistag Burkhards II. gewesen, die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben.
      Burchard und seine Frau Regilinde konnten 911 zu ihren Verwandten nach Italien fliehen, kehrten 913 zurück und kämpften gegen die Ungarn in der Schlacht am Inn. Er setzte sich 915 auf dem Hohentwiel fest und König KONRAD I. belagerte ihn hier vergeblich. Dem aus dem Exil zurückkehrenden Pfalzgrafen Erchanger, der über den größeren Anhang verfügte, mußte er als Herzog weichen. Im Herbst 915 schlugen Burchard, Erchanger und Berchthold gemeinsam bei Wahlwies im Hegau König KONRAD I. und die Anhänger des Bischofs Salomo III. von Konstanz. Erchanger wurde förmlich zum Herzog ausgerufen. Nach der Hinrichtung der AHALOLFINGER erhob sich Burchard und wurde ohne Zustimmung des Königs im ganzen Lande als Herzog anerkannt. Nach dem Tode des Bischofs Salomo von Konstanz 919 vergrößerte er die herzogliche Macht entscheidend. Auch die schwäbische Kirche mußte sich seiner harten Gewalt beugen. 919 huldigte er seinem Cousin HEINRICH I. und behielt die volle Verfügungsgewalt über Herzogtum und Kirche. So im Rücken gekräftigt, besiegte er im gleichen Jahr Rudolf II. von Hoch-Burgund bei Winterthur, mit dem er sich anschließend aussöhnte. Zu diesem Zeitpunkt muß Burchard schon an der Spitze mehrerer Grafen gestanden haben, denn auf seine eigenen Machtmittel gestützt, hätten er diesen Sieg nicht erringen können. Vielleicht trug der neue Angriff König Rudolfs mit dazu bei, dass sich wegen dieser Gefahr wenigstens ein Teil der schwäbischen Großen Burchard unterstellte. Wir müssen aber davon ausgehen, dass Burchard nicht von allen Grafen als Herzog anerkannt wurde. Zumindest seit diesem Zeitpunkt dürfte Burchard die dauernde Oberherrschaft ausgeübt haben, denn HEINRICH I. mußte mit einem starken Heer gegen ihn ziehen, um von ihm als König anerkannt zu werden. Er behauptete Thur- und Zürichgau gegen Burgund, vereinigte Churrätien mit Schwaben, das so seine endgültige Erstreckung erreichte. Doch gelang es Burchard, seinen Einfluß auch auf das Oberrheingebiet dadurch auszudehnen, dass er im Elztal das Kloster Waldkirch gründete. 917 und 926 verheerten die Ungarn das Land, die unter anderem die Klöster Buchau und Sankt Gallen plünderten. Wie Arnulf von Bayern führte auch Burchard eine selbständige Außenpolitik. Als sein Schwiegersohn Rudolf II., der auch in Italien von einer Partei zum König gewählt worden war, hier in Schwierigkeiten geriet, zog ihm Burchard nicht ganz selbstlos zu Hilfe und fand vor den Mauern von Novara ein gewaltsames Ende.

      Stälin Paul Friedrich: Seite 174-177, "Geschichte Württembergs"

      Kaum hatte Burchard I. (917-926) das schwäbische Herzogtum neu gegründet, als König KONRAD I. im Jahr 918 starb und darauf im Frühjahr 919 zu Fritzlar Herzog Heinrich von Sachsen insbesondere durch die Franken und die Sachsen zum Könige gewählt wurde. Ob überhaupt und inwieweit von seiten des schwäbischen Stammes bei der Wahl mitgewirkt und ob in Schwaben, wie nach einer Nachricht vermutet wird, eine innere Parteiung durch dieselbe veranlaßt worden, ist nicht mit Gewißheit zu ergründen; so viel steht jedoch fest, dass Burchard jedenfalls seinen Anteil an ihr nahm. Auch war er anfangs nicht gewillt, dem neuen Reichsoberhaupt sich zu unterwerfen, und sein Trotz wurde noch bestärkt durch einen Sieg, den er über König Rudolf II. von Hoch-Burgund im Jahr 919 bei Winterthur erfocht. Allein HEINRICH schickte sich, wohl noch im 1. Jahr seiner Regierung, zum Kampf gegen ihn an. In kluger Erwägung der beiderseitigen Streitkräfte unterwarf sich Burchardmit seinem ganzen Volk ohne Schwertstreich und scheint so den König vom Einrücken in Schwaben abgehalten zu haben. Mußte ihm doch selbst die Aussöhnung mit dem Könige für die Befestigung seiner Herrschaft von Wert sein. Er erkannte HEINRICH als König an und blieb dafür in ungestörtem Besitze seines Herzogtums, wie es scheint in einer etwas loseren Verbindung zum Reiche. HEINRICH behielt sich wohl insbesondere die Besetzung der Bistümer im Lande vor, in welcher Hinsicht er zum Beispiel auf Burchards Betreiben im Jahr 923 dessen Verwandten Ulrich, den späteren Heiligen, zum Bischof von Augsburg erwählte, und nahm das Königsgut, soweit er dasselbe nicht anderweitig verlieh, für sich. Burchard dagegen, der auch fortan in Urkunden sich den prunkenden Titel "von Gottes Gnaden Herzog der Alamannen" beilegt und von dem Volke und Lande, das Gott seiner Gewalt unterworfen habe, spricht, schlichtete auf Landtagen die Streitigkeiten des Volkes wie ein freier Fürst und führte auf eigene Faust mit seine Mannen Krieg.
      Mit seinem früheren Hauptgegner, dem König Rudolf von Hoch-Burgund, söhnte sich Burchard so gründlich aus, dass letzterer sich sogar mit seiner Tochter Bertha vermählte, eine Verbindung, welche übrigens des Herzogs frühes Ende herbeiführen sollte. Mit zahlreicher Mannschaft zog er im Jahr 926 seinem Schwiegersohn zur Bekämpfung von dessen Gegner, dem Grafen Hugo von Provence, in die Lombardei zu Hilfe. Hier wurde er nach einem Plane des Erzbischofs Lambert von Mailand und anderer italienischer Großen beim Aufbruch von Novara nach Ivrea durch italienische Scharen meuchlerisch überfallen. In die Stadt zurückflüchtend, stürzte er mit seinem Pferde in den Stadtgraben, worauf seine Verfolger ihn allda mit Lanzenstichen töteten (den 28. oder 29. April des Jahres) und sein Gefolge niederhieben, König Rudolf aber sich nach Burgund zurückzog.
      Herzog Burchard wird als mächtiger, angesehener Fürst geschildert; die Geistlichkeit jedoch, welche zu seiner Zeit nicht mehr so reichlich bedacht wurde wie zur KAROLINGER-Zeit, fand sich durch ihn vielfach in ihren Rechten geschmälert und warf ihm Kirchenraub und Verteilung der weggenommenen Güter unter seine Krieger vor. Zur Nachfolge im Herzogtum fähige Söhne scheint er nicht hinterlassen zu haben; insbesondere beruht sein angeblicher Sohn Adalrich, der Wohltäter des Klosters Einsiedeln und Klausner auf der Insel Ufnau bei Zürich, nur auf sagenhafter Überlieferung, während der drittnächste Nachfolger im Herzogtum, Burchard II., in der Regel und nicht ohne Wahrscheinlichkeit, als sein zur Zeit seines Todes noch unmündiger Sohn oder wenigstens als sein Verwandter betrachtet wird.

      Beumann, Helmut: Seite 30,34-37,40, "Die Ottonen"

      Noch im gleichen Jahr wurde der HUNFRIDINGER Burchard II., dem das Bluturteil des Königs des Weg geebnet hatte, von seinen Standesgenossen zum Schwaben-Herzog erhoben, während Arnulf nach Bayern zurückehrte.
      Von den in Fritzlar fehlenden süddeutschen Herzögen war Burchard II. von Schwaben gerade durch Abwehrkämpfe gegen Rudolf II. von Burgund gebunden, während sich Arnulf seinerseits, nach Liudprand von Cremona "von Bayern und Ostfranken" zum König erheben ließ. Bei der Aufgabe, sein Königtum in S-Deutschland durchzusetzen, hat HEINRICH in Schwaben, am Punkt des geringsten Widerstandes, angesetzt. In seiner Herzogswürde allein auf die Gefolgschaft von "Mitlandleuten" gestützt, bedurfte Burchard II., von außen obendrein durch Rudolf von Burgund bedrängt, des Rückhalts am Reichs- und Reichskirchengut und damit am König. Schon eine gelinde Machtdemonstration bewog ihn zur Huldigung. Die Kirchenhoheit scheint ihm HEINRICH formell nicht zugestanden zu haben, wohl aber freie Hand, im Namen des Königs nach seinem Willen zu entscheiden. So urkundete Burchard 924 für die Klosterfrauen von Zürich zwar "mit Lizenz des Königs", zugleich aber, wie bereits Arnulf von Bayern gleich einem Vizekönig, als "von Gottes Gnaden Herzog der Alemannen".
      Bevor HEINRICH zu einem zweiten, erfolgreichen Zug gegen Arnulf von Bayern aufbrach, schloß er mit Karl dem Einfältigen einen Waffenstillstand und sah im November 920 Herzog Burchard II. bei seinem Hoftag zu Seelheim (ostw. Marburg). Den Schwaben verbanden mit dem König die burgundische und die durch das westfränkische Vordringen gegen den Oberrhein geschaffene elsässische Frage.
      Bevor Rudolf der Einladung nach Italien folgte, sicherte er sich den Rücken durch ein Ehebündnis mit Burchard von Schwaben, der ihn 919 bei Winterthur besiegt hatte, und heiratete dessen Tochter Berta.
      Ein weiteres Thema des Wormser Tages bildete die schwäbische Herzogswürde. Burchard II. war an der Seite seines burgundischen Schwiegersohnes Rudolf II., dessen Königsherrschaft in Italien zu wanken begonnen hatte, über die Alpen gezogen und am 29. April bei Novara gefallen.

      Brühl Carlrichard: Seite 145, "Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen."

      Einen weiteren großen Erfolg errang HEINRICH I., als er die Nachfolge Burchards von Schwaben nach seinem Willen regeln konnte. Dieser hatte sich 922 mit seinem "Erbfeind" Rudolf II. von Burgund ausgesöhnt und diesem seine Tochter Berta zur Frau gegeben, was Rudolfs Italienpolitik erst ermöglichte. Burchard stürzte sich in die Auseinandersetzung, um seinen Schwiegersohn Rudolf zu unterstützen, und kam vor Novara am 29. April 926 ums Leben. Als Rudolf die Todesnachricht erhielt, räumte er kampflos das Feld. Für HEINRICH I. bot sich so - Burchard war ohne Leibeserben geblieben - die einzigartige Chance, in Schwaben einen Herzog seiner Wahl einzusetzen. Dies gelang ihm in der Tat auf dem Reichstag zu Worms im November 926. Die Zustimmung Arnulfs von Baiern konnte offenbar durch Konzessionen im bairisch-alamannischen Grenzraum erkauft werden. Rudolf II. erhob wohl im Namen seiner Frau Berta Ansprüche auf Teile des Allodialbesitzes Burchards und erschien persönlich in Worms. Man nimmt wohl mit Recht an, daß die berühmte Heilige Lanze, die zuvor in Rudolfs Besitz war, an HEINRICH I. übergeben wurde, womit Rudolf die Oberhoheit HEINRICHS formell anerkannte.

      Waitz, Georg: Seite 84, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I."
      926
      In diesem Jahr zog Herzog Burchard von Alamannien seinem Schwiegersohn, dem Burgunder-König Rudolf, zu Hilfe nach Italien, wo dieser die ihm übertragene Herrschaft gegen den Grafen Hugo von der Provence zu verteidigen hatte, der von einer anderen Partei als König aufgestellt war. Eine zahlreiche Mannschaft begleitete den Herzog und Pläne einer Machterweiterung auch für ihn sollen sich darn geknüpft haben. Aber er fand einen gewaltsamen Tod, durch Hinterlist, wie erzählt wird, des Mailänder Erzbischofs, in der Nähe von Novara, den 28. oder 29. April.

      Hlawitschka Eduard: Seite 65-67, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

      Daraus wiederum hat schon Clavadetscher gefolgert: "Wenn wir bedenken, daß der HUNFRIDINGER Adalbert III. ein cognatus (das heißt ein über die mütterliche Seite Verwandter) Wolfins war und (wie schon einmal sein Vater Adalbert II.) von dessen Vater Gozbert das Rückkaufsrecht eingeräumt erhielt, so dürfte er der Erbe oder einer der nächsten Erben Gozberts und Wolfins gewesen sein. Er (= Adalbert III.) starb, soweit bekannt, ohne direkten Erben, so daß sein Erbe und seine Ansprüche an seinen Neffen Burkhard II. fielen, also an keinen Geringeren als den 917 zum Herzog in Alemannien aufgestiegenen Sohn des 911 gescheiterten (gleichnamigen) Prätendent Burchard I." [O.P. Clavadetscher, a.a.O. Seite 162 - Für den Fall der Vertragsauflösung erst nach 911 kam sofort Burchard II. in Frage. Was Clavadetscher außer acht gelassen hat, aber eventuell doch beachtenswert sein könnte, ist das Faktum, daß Herzog Burchard II. auch einen Bruder Udalrich hatte. Vgl. Annales Alamannici ad 911, MG SS I Seite 55.]. Burchard II. war also der Erbe nicht nur seines Vaters
      Burchard I. und seines mit diesem zusammen 911 ums Leben gekommenen Onkels Adalbert III., sondern über die Erbansprüche des letzteren auch noch der Erbe Wolfins geworden. Alles andere liegt nun offen vor uns. Wir können anhand der genealogischen Tafel ohne weiteres den Weg, den die Besitzungen der Rheinauer Gründerfamilie weiter nahmen, verfolgen. Burchard II. brachte sie in seine Ehe mit Reginlind ein. Beider Erbe war ihr Sohn, der 973 verstorbene Herzog Burchard III. [Zum Nachweis der lange Zeit unbekannten Filiation (vgl etwa E. Dümmler, Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Kaiser Otto der Große, Leipzig 1876, Seite 242) vgl. H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, Freiburg i.Br. 1964; Seite 161, nach dem Jahrzeitbuch des Liber Heremi: 19. VIII. D. Regelinda cum filio suo Burcardo duce dederunt Steveia, Kaltbrunnen et Lindowa. Bestätigung des Schenkungsgutes in MG D O II, 24. Vgl. auch die Einsiedler Traditionsnotiz Burkardus iunior dux Alamannorum et mater sua domina Regelinda dedderunt Stevegia; Esselingen, Lindowa et huobam in Mänidorf; ebd. Seite 161 Anm. 70.], der beim Tode Burchards II. 926 vor Novara in Oberitalien offenbar noch minderjährig gewesen war und durch die Heirat Reginlinds mit dem KONRADINER Hermann I. (926-949) den Anspruch auf die Herzogswürde an letzteren verloren hatte.

      904 oo 1. Regilinde im Sülichgau, Tochter des Grafen Eberhard und der Gisela
      um 888- nach 959

      Kinder:
      - Burchard III. um 906-11.11.973
      - Gisela Äbtissin von Waldkirch um 905-
      923/25 oo Hermann Graf im Pfullichgau - nach 954
      - Hicha um 905- nach 950
      919/20 oo Werner V. Graf von Herrenberg um 899- um 935
      - Bertha um 907-2.1.961
      921/22 1. oo Rudolf II. König von Burgund -11.7.936
      - Adalrich der Heilige Mönch in Einsiedeln - nach 973

      Literatur:
      Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,163,377 H 11 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 30,34-37,40,51,76,113 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 27,81,85,99,111,268 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 77,205,206 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 145 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 121-509 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 81 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 84,88 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,65-67,71,105 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 42,63,65,72,76,79,82,98,103,142,156,242 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 132,136 - Meyer-Marthaler, Elisabeth: Rätien im frühen Mittelalter. Eine verfassungsgeschichtliche Studie, Verlag Leemann Zürich 1948 - Pätzold, Stefan: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln 1997 Seite 9 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 186,301,412,424,434,437-439,442-444,448, 483,517 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 267,271,284 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,84,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 108,114-117,133 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 126,129,144-148,170,249 - Stingl, Herefried: Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer am Anfang des 10. Jahrhunderts, Scientia Verlag Aalen 1974 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 34,46,51,132,167 -
      [1]
    • Neue Deutsche Biographie - Burchard I.

      Herzog von Schwaben, erschlagen 28./29.4.926 vor Novara.

      Nachdem das Streben der Brüder Erchanger und Berthold nach der schwäbischen Herzogswürde mit ihrer Hinrichtung geendigt hatte (917), versuchte der 911 des Landes verwiesene und 914 zurückgekehrte B. nun seinerseits von Churrätien und dem Thurgau aus, das schwäbische Herzogtum zu erlangen, nachdem er noch 915 Erchanger als Herzog hatte anerkennen müssen und gemeinsam mit ihm König Konrad I. und Bischof Salomon III. von Konstanz bei Wahlwies geschlagen hatte. In der Schlacht von Winterthur (919) verteidigte er erfolgreich das südliche Stammesgebiet und die wichtigen Alpenpässe gegen die Angriffe König Rudolfs II. von Hochburgund. Infolge dieser Bedrohung durch Rudolf mußte B. schon 919 Heinrich I., den er nicht gewählt hatte, als deutschen König anerkennen, erhielt dafür aber weitgehende Rechte in seinem Herzogtum, auch über die Kirche. So setzte er beispielsweise die Wahl Bischof Ulrichs von Augsburg beim König durch und zog genau wie Herzog Arnulf von Bayern Kirchengut für seine Bedürfnisse ein, die Äbte der Reichenau und von Sankt Gallen, die sich ihm nicht fügen wollten, schickte er in die Verbannung. Wie weit es ihm gelungen ist, sich seit 917 in ganz Schwaben durchzusetzen, ist nicht ersichtlich, auf jeden Fall faßte er im Breisgau festen Fuß, wie die Gründung des Stiftes Waldkirch 926 zeigt. Von Eingriffen des Königs in schwäbische Angelegenheiten zwischen 917 und 926 wissen wir nichts. B.s Stellung diesem gegenüber war so selbständig, daß er von sich aus zur Unterstützung Rudolfs in Oberitalien eingreifen konnte. - Durch B.s Erfolg gegenüber Rudolf von Burgund und sein Verhalten gegenüber König Heinrich I. hat sich auch in Schwaben das Stammesherzogtum wieder derartig gefestigt, daß es nach seinem Tode nicht mehr zu beseitigen war. Dadurch, daß er als Markgraf von Rätien Herzog von Schwaben wurde, wurde Rätien Schwaben angegliedert.

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  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Rieckenberg, Hans Jürgen, "Burchard I." in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 28 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd121574490.html.