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 Bohrer

Gerswind

weiblich 782 - um 829  (47 Jahre)


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  • Name , Gerswind 
    Geburt 782  [1
    Geschlecht weiblich 
    Tod um 829  [1
    Personen-Kennung I494  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 10 Dez 2015 

    Familie von Franken, Karl der Große I.,   geb. 2 Apr 747   gest. 28 Jan 814, Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 66 Jahre) 
    Kinder 
     1. von Franken, Adalthrud   gest. nach 800
    Familien-Kennung F199  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 16 Nov 2007 

  • Notizen 
    • Gerswind Konkubine KARLS DES GROSSEN
      782- um 829

      Treffer Gerd: Seite 40-41, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

      Gerswind - Die Beutefrau
      * 782, + um 829

      Sechste Gemahlin KARLS DES GROSSEN (* 747, König 768-814; Kaiser 800) Heirat: 808

      Gerswind ist drei Jahre alt, als ihr Vater, der Sachsen-König Widukind, sich KARL ergeben und taufen lassen muß, nachdem er einen heroischen Kampf geliefert hat, um sein Volk vor der fränkisch-christlichen Kolonisierung zu bewahren. Nach dem Capitulare Saxonicum muß er Geiseln stellen, darunter seine kleine Tochter (es sei denn sie wäre - erst - 804 gefangen genommen worden, nach einem letzten Aufbäumen ihres Vaters gegen die vereinte Macht von KARL und Kirche). Jedenfalls ist das Mädcchen Gerswind Geisel in Aachen, für den Fall einer neuerlichen Rebellion. Nach Widukinds Tod - 807 - gewinnt die inzwischen 25-jährige KARLS besonderes Interesse: er will seine Autorität über die Sachsen verstärken und die Ansprüche von Widukinds Sohn schwächen. So heiratet er dessen Schwester. Gerswind ist 26 Jahre alt - KARL 35 Jahre älter.
      Gerswind wird zur Gefährtin des alternden Kaisers und fügt seiner beachtlichen Nachkommenschaft eine weitere Tochter, Adeltrude, an. Bekannt sind nunmehr - ungeachtet etwaiger weiterer Kinder von außerehelichen Beischläferinen - 18 Kinder KARLS. Gerswind weiß, daß sie politisch keine Rolle (mehr) spielen kann. Sie ist die "Beutefrau", die - vielleicht unter einer Reihe von Konkubinen ausgewählt - nur dazu da ist, die letzten Jahre eines großen Monarchen zu versüßen.
      Schon 805 hat KARL über sein Erbe entschieden: Er hat das traditionelle fränkische Recht respektiert: die Söhne teilen zu gleichen Teilen, kein Vorrang für den Ältesten. Die Töchter sind ausgeschlossen, damit auch Gerswinds einziges Kind von KARL. Am 28. Januar 814 stirbt KARL in Aachen. Gerswind steht ihm im Tode bei, nimmt am gleichen Tag an der Bestattung teil, die dich in aller Einfachheit vollzieht.
      Die Witwe überläßt LUDWIG (DEM FROMMEN), dem Sohn ihrer Vorgängerin Hildegard, das politische Terrain. Sie weiß, auf die Dynastie der KAROLINGER hat sei keinen Einfluß. Sie weiß auch, daß ihre andere Vorgängerin Desiderata wie sie nur ein Heiratsobjekt gewesen war. Sie weiß ferner, daß KARL schon vor ihrer Verbindung sein politisches Vermächtnis geregelt hatte. Aber von Kindheit auf am Hofe erzogen, war ihr der Titel einer "Königin" durchaus erstrebenswert erschienen. Vielleicht liebte sie den alten KARL ja wirklich. Vielleicht wollte sie durch einen Sohn, der ihr verwehrt blieb, ihre Sachsen teilhaben lassen an der Herrschaft der jungen KAROLINGER. Ihre Träume, ihre Gefühle, ihre Sehnsüchte, ihre Ambitionen sind nicht überliefert.
      KARL ist tot. So verabschiedet sich Gerswind diskret aus der Geschichte. Sie wird noch 15 Jahre leben. Die Chronisten fanden es nicht wert, über ihr weiteres Leben zu berichten. Vermutlich stirbt sie mit 41 Jahren im Jahre 829.
      Was bleibt: Sie allein trägt unter den Ehefrauen KARLS DES GROSSEN den Tite einer "Kaiserin".

      Konecny Silvia: Seite 70, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

      Nach Liutgards Tod im Jahre 800 bevorzugte KARL endgültig den Konkubinat. Die drei Konkubinen aus der Zeit seines Alters waren von unbedeutender, vielleicht auch unfreier Herkunft. Gersvind war sächsischer Abstammung, also eine Angehörige jenes Voles, das KARL noch nicht lange unterworfen hatte. Vielleicht sollte die Verbindung mit ihr die friedliche Beziehung zu diesem Volk zusätzlich sichern. Sofern diese Absicht bestand, war Gersvind vielleicht nur aus fränkischer Sicht für eine Vollehe zu unbedeutend.

      Literatur:
      Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C. H. Beck München 1994, Seite 59 - Epperlein Siegfried: Karl der Große. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974, Seite 138 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 289 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 50 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 81 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite70 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 22,42 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 39,45 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 253,257 - [1]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .