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 Bohrer

von Franken, Karl

männlich 772 - 811  (39 Jahre)


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  • Name von Franken, Karl  
    Spitzname der Jüngere 
    Geburt 772  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 806-811  Fränkisches Reich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Frankenkönig 
    Tod 4 Dez 811  [1
    Personen-Kennung I476  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 13 Dez 2015 

    Vater von Franken, Karl der Große I.,   geb. 2 Apr 747   gest. 28 Jan 814, Aachen [52056],Nordrhein-Westfalen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 66 Jahre) 
    Mutter Hildegard,   geb. 758   gest. 30 Apr 783, Diedenhofen (Thionville) [57100],Moselle,Lothringen,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 25 Jahre) 
    Familien-Kennung F190  Familienblatt  |  Familientafel

  • Ereignis-Karte
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  • Notizen 
    • Karl der Jüngere Frankenkönig (806-811)
      772-4.12.811
      Ältester Sohn des Kaisers KARL I. DER GROSSE aus seiner 2. Ehe mit der Hildegard, Tochter von Graf Gerold

      Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966

      Karl der Jüngere, fränkischer König
      + 4. Dezember 811
      Sohn KARLS DES GROSSEN und der Hildegard

      Nach der Ausschaltung seines ältesten Sohnes Pippin des Buckligen 781/92 standen KARL DEM GROSSEN für seine Nachfolgeregelung Karl, Pippin und LUDWIG (DER FROMME zur Verfügung. Die Rolle des Ältesten, Karls, bleibt zunächst undeutlich, sieht maman von einer Statthalterschaft siet 790 in Maine einmal ab; seine Brüder wirkten bereits seit 781 als gekrönte und gesalbte Unterkönige in Italien und Aquitanien. Erst im Zusammenhang mit KARLS DES GROSSEN Kaisererhebung sind Krönung und Salbung Karls zum König bezeugt. Der Vorrang Karls, der zwischen 784 und 808 mehrfach mit militärischen Aufgaben vor allem an der Ostgrenze bedacht worden war, erwies sich erst in der Divisio regnorum von 806. Ohne Entscheidung über das Kaisertum wurde Karl hier der fränkische Kernbereich zwischen Loire und Elbe zugewiesen. Der frühe Tod Pippins (810) und Karls ließen LUDWIG DEN FROMMEN die Nachfolge im Kaisertum und Reich antreten.

      Literatur:
      HEG I, 581-583 - NDB XI, 174f. - C. Brühl, Frk. Krönungsbrauch und das Problem der 'Festkrönungen', HZ 194, 1962, 307-312 - P. Classen, Karl d. Gr. und die Thronfolge im Frankenreich (Fschr. H. Heimpel III., 1972), 109-134 -

      Werner Karl Ferdinand: Seite 443, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000

      (1.-8. Generation)"
      II. Generation 2
      Zum Königtum Karls Eiten 46ff. Zur Krönung Brühl (HZ 194,1962) 308, 312. Zur Nachfolge im Kaisertum BM² 467a.

      Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 430, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

      KARL DER JÜNGERE + 4.12.811
      Necr. A. 5.12. "Karolus", Sohn KARLS DES GROSSEN

      Literatur:
      Classen, Karl der Große Seite 109ff., Seite 126f.; Werner, Nachkommen Seite 443 Nr. 2 und Tafel Nr. II/2; NDB 11 Seite 174f.; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 315 K 21; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 966f. Zum Todestag: BM² 467a; Abel-Simson, Jahrbücher 2 Seite 474 Anm. 2 (beide ohne Nennung des Reichenauer Necrologs).

      König Karl war der zweitälteste Sohn KARLS DES GROSSEN. Nachdem er 788 das Königtum in Neustrien erhalten hatte, wurde er 806 in der Divisio regnorum als Nachfolger im Kaisertum vorgesehen. Seine Mutter war die aus Alemannien stammende Hildegard, die Schwester des auf der Reichenau begrabenen Grafen Gerold (II.). Obwohl als Karls Todestag der 4.12. überliefert und der Eintrag im Reichenauer Necrolog ohne Titel ist, kann an der Identität Karls mit dem kaiserlichen Sohn auf Grund des seltenen Namens und des nur geringfügig abweichenden Todestages kein Zweifel bestehen. Als einziges Necrolog scheint das Reichenauer Totenbuch seinen Tod aufzuführen. Daneben wird er auch unter den verstorbenen Angehörigen der Königsfamilie in den Gedenkbüchern Reichanaus (p. 114 A4) und St. Gallen (Libri confrat. col. 22,4) genannt; zu den Einträgen vgl. Beyerle, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch Seite 1114f und Schmid, Zur historischen Bestimmung Seite 504f.

      Karl wurde anläßlich der Kaiserkrönung seines Vaters durch Papst Leo zum König gekrönt und gesalbt. Er unterwarf 806 die Sorben zwischen Elbe und Saale. Nach dem Plan der Reichsteilung von 806 sollte er mit Neustrien und Austrien das ganze altfränkische Kernland und zudem noch Sachsen, Thüringen, Friesland sowie Teile Bayerns, Alemanniens und Burgunds bekommen.
      Er starb als Haupterbe seines Vaters unvermählt.

      Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

      Als 805 Papst Leo III. ins Frankenreich kam, sandte ihn sein Vater entsprechend dem Zeremoniell von 753/54 in die Alpen entgegen. Der jüngere Karl, seit 800 gekrönter König, trat vollends in den Vordergrund, als der Vater 806 nach Art der Vorfahren daranging, sein Haus zu bestellen. Gemäß dem Konzept, das schon 781 bei der Ausstattung Pippins und LUDWIGS, der anderen Söhne Hildegards, erkennbar geworden war, ließ der Kaiser auf einer Versammlung in Diedenhofen von den Großen als Nachfolgeordnung (mit der modernen Bezeichnung Divisio regnorum) beschwören, dass nach seinem Tode Pippin außer dem bisherigen Unterkönigreich Italien auch Bayern und das südliche Alemannien, LUDWIG neben Aquitanien auch Septimanien, die Provence und Teile Burgunds beherrschen sollten, während ihrem Bruder Karl der gesamte fränkische Kernraum zwischen Loire und Rhein samt dem Neuland bis zur Elbe und Donau zufallen würde. Mochten die Bereiche auch in etwa gleich groß bemessen sein, so fieel doch schwer ins Gewicht, dass Karl abweichend von älterer Teilungspraxis zum alleinigen Inhaber des karolingischen Familienbesitzes sowie des Großteils der Königsgüter, Pfalzen und Reichsklöster ausersehen wurde. Er war damit der Haupterbe und als eigentlicher Nachfolger des großen KARL zu erwarten, obgleich eine Verfügung über das Kaisertum unterblieb, das ja im Unterschied zur fränkischen Königsmacht seinem Wesen nach unteilbar war.
      Karl der Jüngere, der bereits in den 790-er Jahren mit dem Vater nach Sachsen gezogen war, fand sein Betätigungsfeld an der östlichen Reichsgrenze gegen die Slawen, wo er 805 in Böhmen und 806 bei den Sorben an der mittleren Elbe einschüchternde Vorstöße unternahm.

      Konecny Silvia: Seite 71, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

      Bei den Verbindungen der Söhne KARLS DES GROSSEN fällt vor allem auf, daß der gleichnamige älteste Sohn des Herrschers keine Ehe einging und keine Nachkommen hinterließ. Karl der Jüngere galt als Haupterbe KARLS DES GROSSEN. Zeitweise war vielleicht auch an eine Reichsteilung zwischen ihm und Pippin dem Buckligen gedacht, die der traditionellen Zweiteilung des fränkischen Reiches entsprechen sollte. Eine späte Ehe der oder des Haupterben, durch die eine allzugroße Nachkommenschaft verhindert wurde, stellte eine Möglichkeit dar, Erbfolgekonflikte in der nächsten Generation zu vermeiden.
      Ein einziges Heiratsprojekt Karls des Jüngeren widersprach nur scheinbar einem solchen Konzept. Im Jahre 790, etwa zur gleichen Zeit, da er den Dukat Maine zugeteilt erhielt, warb Karl der Jüngere um die Tochter des Königs Offa von Mercia. Das Projekt scheiterte daran, daß Offa eine Doppelheirat wünschte und für seinen Sohn Egfrid KARLS Tochter Bertha forderte. KARL hielt Offas Ansinnen offenbar für eine Anmaßung.

      Herm, Gerhard: Seite 248-249,268,311,313, "Karl der Große"

      Der älteste der drei Brüder war Karl, geboren 772, ein Mann, der dem Vater nachzuschlagen schien und deshalb auch von ihm bevorzugt wurde - es brachte nicht immer Vorteile mit sich. Karl bekam keine abgelegene Provinz, in der er einigermaßen selbständig schalten und walten konnte. Er mußte bei Hofe bleiben, um sich in die Angelegenheiten des Reiches einzuarbeiten. Aus diesem Grund ist von ihm in den Chroniken ebenfalls nur beiläufig die Rede. Er führte ein paar Sachsenzüge an und kämpfte einmal gegen böhmische Slawen, doch waren nicht einmal das herausragende Unternehmungen. Wenn es oben im Norden wirklich gefährlich wurde, schwang sich immer noch der Vater selbst in den sattel. Und des Sohnes bemerkenswertestes politisches Vorhaben durchkreuzte er, ohne dabei Rücksicht auf dessen Gefühle zu nehmen. Karl, der Sohn, hatte gebeten, die Tochter des Königs Offa von Mercia, dem mittleren der drei bedeutenden englischen Reiche heiraten zu dürfen. Auch nach der Kontaktaufnahme seines Sohnes mit Offa hielt er beide lange Zeit hin, um endlich, als der Brite ihm auch noch den Vorschlag machte, das anvisierte Bündnis durch eine Doppelhochzeit abzusichern (eine gleichzeitige Vermählung von Karl junior mit seiner Tochter und einer Tochter KARLS mit seinem Sohn), fürchterlich zu explodieren. Er lehnte den Vorschlag des Angelsachsen nicht nur rundweg ab, er drohte ihm sogar die von ihm kontrollierten Festlandshäfen für englische Güter zu sperren.
      Karl, der Jüngere, erfuhr den Grund der Ablehnung vermutlich nie. Gehorsam fuhr er fort, für seinen Vater Dienst zu tun, und starb 811 als kinderloser Junggeselle. Sein Unglück wie auch das der anderen KARLS-Söhne bestand darin, daß ihnen ihr Erzeuger die Luft wegnahm, die sie gebraucht hätten, um frei zu atmen und in Freiheit zu eigenständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen.
      Mit großem Gefolge betritt KARL am 25. Dezember zur festgelegten Stunde die Peterskirche. Das versammelte Volk empfängt ihn mit ehrfurchtsvollem Schweigen. Der Papst schickt sich an, die Messe zu zelebrieren. Die beiden Franken-Herrscher, Vater und ältester Sohn, treten zum Altar und legen ihre Kronreife auf den Opfertisch. Dann knien sie zum Gebet nieder. Abgesprochen ist, daß KARL nach der Feier sein eigenes Diadem wieder an sich nehmen und dem Sohn das andere auf die Stirn drücken wird. Danach soll dieser von Leo gesalbt werden. Statt dessen geschieht jedoch, was der Papst geplant und vorbereitet hat. Das Schlußevangelium ist verklungen, KARL und sein Sohn liegen noch auf den Knien, da tritt Leo an den Altar, ergreift die fränkische Königskrone, hält sie empor und setzt sie dem Vater aufs Haupt. Er sinkt vor ihm zu Boden und betet ihn an. Im selben Augenblick klingen in der Gemeinde vereinzelte Rufe auf, die sich rasch zu einem Sprechchor verdichten: "KARL dem Augustus, dem von Gott gekrönten großen und friedebringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg."
      Ob Karl der Jüngere die Kraft und Fähigkeit gehabt hätte, das Zepter des älteren KARL zu übernehmen und festzuhalten, weiß niemand, er hat sich nie so nachdrücklich ins Licht gedrängt, daß man ihn beurteilen könnte. Der Vater, das ist einigermaßen sicher, hatte sich schon so gut wie entschlossen gehabt, seinen ältesten legitimen Sohn als kaiserlichen Erben einzusetzen, da wurde der junge Karl plötzlich krank und starb am 4. Dezember 811, man vermutet, an Hirnhautentzündung. Er war gerade 39 Jahre alt geworden.

      Literatur:
      Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 198,225 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 500,513,517,522,524 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 57 - Epperlein Siegfried: Karl der Große. VEB DeuDeutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974, Seite 90,92,138 - Fleckenstein. Josef: Karl der Große. Muster-Schmidt Verlag Göttingen 1990 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987, Seite 248,268,311,31313 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 11,16,55,82,107,130,234,236,251, 253 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 71,78 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 3,8 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 292 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 420,426,430,510,516 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 142,167,174 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 79-81,90,103,106-109,112 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 36,41,95 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 423,455 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 121,127,166,168,254,257,260,262 - [1]
    • Neue Deutsche Biographie - Karl der Jüngere

      fränkischer König, * 772/73, † 4.12.811.

      Es kann mit hinreichender Bestimmtheit erschlossen werden, daß K. in den politischen Konzeptionen und Entscheidungen seines Vaters einen besonderen Rang einnahm, aber die ausdrücklichen Nachrichten bleiben knapp und undeutlich. Als K.s jüngere Brüder 781 vom Papst Hadrian I. zu Königen gesalbt und gekrönt wurden, erhielt Karlmann den großväterlichen Namen Pippin, den bereits der ältere Halbbruder führte. Dies kann nur bedeuten, daß Pippin der Bucklige, Karls des Großen ältester Sohn – sei es als Illegitimus, sei es als physisch regierungsunfähig – seitdem nicht mehr zu den vollberechtigten Erben zählte, obgleich er weiterhin am Hofe blieb und den Ehrenrang des Königssohnes erst einbüßte, als er 792 im Gefolge einer Hofverschwörung in das Kloster Prüm verwiesen wurde, wo er 811 starb. Aus alledem ergibt sich, daß K. aller Wahrscheinlichkeit nach schon 781, ohne jeden Zweifel aber seit 792 als ältester legitimer Königssohn galt, doch wurde er vorerst nicht zum König erhoben. Wenn 781 Pippin für Italien, Ludwig für Aquitanien als Unterkönige bestellt wurden, so ist dies als eine Sonderregelung für die erst unlängst angegliederten Nebenreiche zu verstehen. Dagegen darf unterstellt werden, daß K. zum Nachfolger im eigentlichen Frankenreich ausersehen war. Welche territoriale Ausstattung ihm zufallen würde, stand vorerst dahin, denn an eine Erbteilung unter seinen noch im Kindesalter stehenden Söhnen dachte Karl der Große offensichtlich noch nicht. Da der fränkischen Rechtstradition auch ein Mitkönigtum unbekannt war, fehlte jeder Anlaß für eine besondere Rechtshandlung Karls des Großen und für eine formelle Rangerhöhung K.s. Nur unsicher zu deuten ist die Nachricht, daß K. 789/90 auf Geheiß des Vaters einen ducatus oder ein regnum (ein Grenzkommando? einen Herrschaftsbereich?) im westlichen Neustrien um Le Mans übernommen habe, wovon dann aber nichts mehr verlautet. Es ist denkbar, daß hier ein gewisser Zusammenhang mit Karls des Großen etwa um diese Zeit verfolgtem Plan bestand, K. mit einer Tochter des angelsächsischen Hegemonialkönigs Offa von Mercia († 796) zu vermählen; das Vorhaben zerschlug sich jedoch, da Offa zur Entrüstung des Frankenkönigs dessen Tochter Berta für seinen Sohn verlangte.

      Statt solcher politischer Projekte wird zu 784, 794, 796 und 799 erwähnt, daß K. zusammen mit dem Vater, zum Teil aber schon mit mehr oder minder selbständigen Aufträgen, an den Sachsenkämpfen teilnahm. Am Weihnachtstage 800 wurde K. dann seinerseits in Sankt Peter von Leo III. zum König gesalbt und gekrönt. Dieses Ereignis wurde jedoch schon im Bewußtsein der Zeitgenossen so sehr von der gleichzeitigen Kaiserkrönung des Vaters überschattet, daß es uns nur beiläufig – in der fränkischen Annalistik gar nicht – bezeugt ist. Auch weiterhin hören wir von K. vornehmlich im Zusammenhang mit militärischen Aktionen, die er im Auftrage des Vaters ausführte und die sich fast ausschließlich auf das spätere Ostfranken-Deutschland erstreckten. Als er 801 seinem Bruder Ludwig beim Kampf um Barcelona zu Hilfe kommen sollte, erfuhr er in Lyon, daß die Stadt bereits genommen war. Ende 804 erfüllte er die gleiche protokollarische Aufgabe wie ein halbes Jahrhundert zuvor sein Vater, indem er dem Papst Leo III. zur Begrüßung nach Saint-Maurice entgegenreiste. Im Jahre darauf führte er einen Heereszug gegen Böhmen an.

      Die wichtigste auf K. bezügliche Nachricht findet sich in der von Karl dem Großen verfügten Nachfolgeordnung und Erbteilung, der Divisio vom 6.2.806: sie wich nicht ausdrücklich, wohl aber faktisch vom überkommenen Prinzip einer Ordnung zu gleichen Teilen ab, indem sie zwar die Anteile Pippins und Ludwigs erweiterte, die gesamte eigentliche Francia mit ausgedehnten Nebenländern dagegen ungeteilt K. vorbehielt, dem also ein unverkennbarer politischer Vorrang zufallen sollte. Damit werden Tendenzen sichtbar, die von der nächsten Generation zum Programm der Reichseinheit gesteigert wurden. Wohl wegen der noch unausgetragenen Auseinandersetzung mit Byzanz sah Karl der Große zu diesem Zeitpunkt von einer Verfügung über die Kaiserwürde ab, aber daß er eine Fortsetzung des Kaisertums wollte, ist sicher, und daß K. als Nachfolger im Kaisertum ausersehen war, ist sehr wahrscheinlich und wenigstens andeutungsweise bezeugt. Von einer Mitregierung K.s und neuen Aufgaben ist freilich nach wie vor nichts erkennbar; er zog 806 gegen die Sorben, 808 gegen Slawen jenseits der Elbe zu Felde. – Durch den Tod Pippins (810) und K.s wurden dann alle Nachfolge- und Teilungsbestimmungen hinfällig, Reich und Kaisertum gingen ungeteilt an Ludwig den Frommen über. Der Ausfall K.s ist also sehr folgenreich für die Geschichte des frühen 9. Jahrhunderts geworden, die dem Auseinandertreten Ost- und Westfrankens vorausging, er hat aber auch das Interesse der Chronisten von seiner Person abgelenkt.

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Schieder, Theodor, "Karl der Jüngere" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 174 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd137950845.html.