Genealogische Datenbank
 Bohrer

Rikdag I.

männlich um 810 - nach 873  (> 64 Jahre)


Angaben zur Person    |    Notizen    |    Quellen    |    Alles    |    PDF

  • Name , Rikdag 
    Suffix I. 
    Geburt um 800/810  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status Graf 
    Tod nach 873  [1
    Personen-Kennung I453  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 12 Jan 2016 

    Vater Rikbert I. 
    Familien-Kennung F183  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Imhild   gest. nach 873 
    Kinder 
     1. Friedrich I.
     2. Adelgar
     3. Rikburg
    Familien-Kennung F182  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 13 Jan 2016 

  • Notizen 
    • Rikdag I. Graf 833 und 873
      um 800/10- nach 873
      Nach Lexikon des Mittelalters, Anhang, Sohn des Grafen Rikbert I.
      Seine Brüder waren nach R. Wenskus Bunico (+ 863) und Helmdag.

      Wenskus Reinhard: Seite 301-305, "Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel."

      Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des karolingischen Sachsen war Graf Ricdag [2701 Vgl. zum folgenden: Sabine Krüger (wie Anm. 5) Seite 52f.,18f.,72ff.]. Im Streit LUDWIGS DES FROMMEN mit seinen Söhnen gehörte er zu den Sachsen, die ihm die Treue hielten. Er wurde dafür vom Kaiser 833 mit umfangreichem Königsgut an mehreren Orten des Hellweges beschenkt [2702
      R. Wilmans (wie Anm. 927) I 12; B.-M.² 891.], von dem ein Teil später zur Ausstattung des Stifts Meschede gedient hat [2703 Vgl. dazu A. K. Hömberg (wie Anm. 924) Seite 112ff. Die andere Hälfte gelangte nach Hömberg in die Hände der HAOLDE, die darauf das Kloster Geseke stifteten. Diese These Hömbergs könnte durch einen Korveyer Tradition gestützt werden. Um 861 tradierte ein Reddag in Erwitte, also in jenem Osthelweggebiet, in dem Ricdag eine große Schenkung vom Kaiser erhielt, bei der Oblation seines Sohnes einen mansus cum familia. Wenn auch Ricdag öfters Rhidag und ähnlich geschrieben wird, werden wir wohl nicht annehmen können, daß sich hinter Reddag ein Ricdag verbirgt. Einmal ist der Name auch sonst bezeugt (Lac. I 2, 793 Sig. Raedaggi) und andererseits finden wir in den Oblationslisten Korveys für diese Zeit tatsächlich einen Reddagus (Cat. Corb. 856/77). Es scheint also, daß der Sohn den Namen des Vaters getragen hat. Schließlich ist Ricdag, der 833 im besten Mannesalter stand, um 861 schon zu betagt gewesen, um noch einen Knaben als Sohn an Korvey übergeben zu können. Überdies ist 889 ein Ratech als Vogt des münsterschen Domkapitels bezeugt (Westf. UB I 40), der mit dem Vater identisch sein könnte. Was beide zur Ricdag-Sippe stellt, ist die überraschende Zeugenreihe von vier Personen, die mit Hermannus beginnt und mit Haoldus endet, also mit den mutmaßlichen Erben Ricdags. Vielleicht war Reddag ein Sohn Ricdags und die beiden die Schwiegersöhne Reddags. Daß wir mit dieser Vermutung nicht weit von der Wahrheit entfernt sein können, zeigt jene schon behandelte Tradition (vgl. bei Anm. 2094) von Wuluricus, Hermannus und Siburg, die unter anderem einem Heridag zugute kommt, dessen Name mit der Ricdag-Sippe eng verbunden ist (vgl. bei Anm. 2726 und bei Anm. 2768 ff.). Siburg und ihre Mutter Meresuit tradierten andererseits auch in Osdageshusen (vgl. bei Anm. 2109 und 2726), dessen Name einen Personennamen enthält, der ebenfalls in diese Gruppe gehört (vgl. bei Anm. 2714f., 2732, 2750/7).]. Das im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts errichtete Stift verehrte eine Emhildis als Gründerin, die als de prosapia regum Francorum bzw. als filia regis Franciae gilt [2704 Vgl. E. E. Stengel, in: Fuld. UB I Seite 395f.]. E. E. Stengel hält sie wie schon J. S. Seiberts für identisch mit der berühmten Emhild von Milz, die um 800 dem Kloster Fulda große Schenkungen in Franken machte [2705 Fuld. UB I 264, 274*.+. J. S. Seibert, Wer hat das Frauenkloster zu Meschede gestiftet, in: Westfäl. Zs. 23 (1863) Seite 330ff, 24 (1864) Seite 197ff. W. Metz (wie Anm. 1606) Seite 268f. Weiteres dazu unten bei Anm. 3843ff. Vgl. auch K. Bosl (wie Anm. 508) Seite 93; A. Klinsporn, Beobachtungen zur Frage der bayerisch-fränkischen Beziehungen im 8. Jahrhundert (Phil. Diss. Freiburg i. Br. 1965) Seite 52ff.]. Emhild von Milz wird in einer Fälschung Eberhards von Fulda ebenfalls unter Berufung auf ein - nicht feststellbares - Annalenwerk als Blutsverwandte KARLS DES GROSSEN bezeichnet [2706 E. E. Stengel (wie ANm. 2704) Seite 375f.]. Daß die Identifizierung Stengels nicht zutrifft, hat Hömberg aus chronologischen Gründen zweifelsfrei erwiesen [2707 A. K. Hömberg (wie Anm. 924) Seite 111 Anm. 312. Weitere Indizien im Waldrada-Exkurs bei Anm. 48f., die zeigen, daß Emhilde tatsächlich aus karolingischer Umgebung stammte.]. Dennoch dürfte, wie auch Hömmberg annimmt, eine Verwandtschaft vorliegen, ohne daß genaueres darüber gesagt werden kann.
      Nun heißt die Frau des Grafen Ricdag ebenfalls Imhilde (= Emhildis), wie wir aus der Überlieferung des von diesem Paar gegründeten Stifts Lamspringe (6,5 km nördl. Alt-Gandersheim) erfahren [2708 MGH DLdD 150 (873). Vgl. dazu H. Goetting (wie Anm. 602) Seite 29ff.]. Dessen erste Äbtissin wurde Ricdags Tochter Ricburg. Ob die Frau Ricdags mit der Stifterin von Meschede identisch ist, bleibt eine Frage. Hömberg [2709 A. K. Hömberg (wie Anm. 924) Seite 114.] möchte eher eine Tochter oder Nichte Ricdags in ihr sehen, und W. Zimmermann [2710 W. Zimmermann, Das Münster zu Essen (Die Kunstdenkmäler der Rheinlande Beiheft 3, 1956) Seite 42 mit Anm. 64.] macht sie zur Gemahlin eines Hermann, der 850-860 im Lochtropgau um Meschede erwähnt wird und der der Ahnherr der Grafen von Werl sein soll, deren Hauskloster Meschede dann wurde.
      Weitere Verwandte Ricdags lernen wir aus einigen Korveyer Traditionen kennen. In Billerbeck (4,5 km sw. Gandersheim) an der Leine, in Rhüden (nw. Seesen) und zwei Orten bei Hildesheim schenken um 844 Bunico und Ricdag gemeinsam ihren Besitz und den eines Hildiger, der wohl ein vorverstorbener Verwandter war [2711 Trad. Corb. A § 127a,b,c/B § 251a,b,c.], wobei ein Hager als erster Zeuge genannt wird. S. Krüger hält Bunico für einen Bruder Ricdags [2712 S.Krüger (wie Anm. 5) Seite 72.]. Ihr Besitz rund um dem liudolfingischen von Gandersheim ist bemerkenswert. An einigen Orten finden wir beide Familien sogar als Besitznachbarn. In Bensen bei Einbeck tradierte etwa 856 Ricdag einen mansus, wobei Rodger als erster Zeuge fungiert und zwei "Wülfinge", Eisulf und Odulf ebenfalls testieren [2713 Trad. Corb. A § 176b/B § 401b.]. Am gleichen Ort schenkt um 865 Leodolfus comes gleichfalls einen mansus, was Ricdag als erster bezeugt [2714 Trad. Corb. A § 224/B § 449. Über Aluini/Albwin vgl. oben bei Anm. 682a. Der in der Vita Meinwerci c. 58 an gleichem Ort genannte Isger gehört ebenfalls dem Namen nach zu den Verwandten der Ricdag-Sippe. Vgl. unten bei Anm. 2792.].
      Weitere Zeugen sind Herred, Buni (= Bunico, wie sich aus parallelen Zeugenreihen zeigen läßt), Aluuini (Albwin) und Osdag. Die enge Verbindung beider Familien zu dieser Zeit wird eindringlich durch zwei weitere Traditionen dokumentiert. Um 862 finden wir Bunico als Schenker in Unterrieden an der Werra mit folgender Zeugenreihe: Ludolfus comes, Adalgerus, Rycdag, Osdag, Wicger [2715 Trad. Corb. A § 208/B § 433.] Umgekehrt testieren bei der gleichzeitigen Schenkung des Ludolphus comes für seinen Sohn Tancmarus in Dalheim und Oddenhausen: Adalgerus, Bunico, Osdag, Ricgdag [2716 Trad. Corb. A § 210/B § 435. Vgl. dazu bei Anm, 657 und Exkurs II bei Anm. 50.], alles Namen, die zum Verwandtenkreis Ricdags zählen.
      Diese Zeugnisse deuten auch auf enge persönliche Beziehungen Ricdags zu den LIUDOLFINGERN. Es ist jedoch schwer, die Art dieser Beziehungen zu erfassen. Sie drücken sich schon deutlich in der starken Beteiligung des Vetters von Liudolf, Bischof Altfrid von Hildesheim (851-874) bei der Ricdag-Stiftung Lamspringe aus, das ja stets Hildesheimer Eigenkirche blieb. Es ist für die Beziehung von Altfrid zum Herzog Liudolf nicht notwendig, mit Goetting eine solche über die fränkische Billing-Tochter Oda, die Frau Liudolfs, anzunehmen, da Altfrid und Liudolf wohl Agnaten waren, doch mag eine Verbindung der Ricdag-Familie zu den LIUDOLFINGERN auch über die BILLINGE laufen, denn ein Angehöriger dieses Kreises, Bernhard, war mit einer anderen Emhild vermählt [2725 Vgl. oben bei Anm. 1782-1784.], die möglicherweise die Mutter der Ricdag-Gemahlin war.
      Wenngleich sich auch noch mehrere weitere Hinweise auf eine Versippung der Ricdag-Familie mit den LIUDOLFINGERN beibringen lassen, so ist es doch schwer zu erklären, wie durch eine Heirat der liudolfingische Gandersheimer Komplex aus der Besitzlandschaft herausgeschnitten werden, konnte, die von Leuten der Ricdag-Sippe beherrscht wurde.

      Krüger, Sabine: Seite 18,52,72, "Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert"

      Ähnliche Fälle scheint es auch in Sachsen gegeben zu haben. In dem interpolierten Diplom Ludwigs des Deutschen für Lampsringe 873 begegnet als dessen Gründer ein Graf Ricdag [4 Über die Herkunft dieser Bildungssilbe aus dem keltischen vgl. Ed. Schröder, Komposition der Personennamen, p. 35.] und dessen Tochter Ricburg. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem Ricdag, der Trad. Corb. § 299, Besitz in vicem Bernrici defuncti tradiert. Ricdag hatte einen Bruder Bunico, mit dem er gemeinsam Besitz tradiert (§ 351), de ista parte Loine quidquid Hildiger habuit. Der Vater dieses Hildiger aber heißt wiederum Richist (§ 313). In demselben Raum finden sich noch zwei mächtige Männer, deren Namen sich wohl nicht zufällig mmit Ric- zusammensetzen,. Es ist der Graf Ricbert mit Besitz im Derlingau (§ 239) und Ricger, dessen erhebliche Traditionen sich von Herste bei Driburg bis Schwanebeck, Kr. Oschersleben, erstreckten.
      Lassen wir zunächst die nur in den Trad. Corb. genannten ersten acht Grafen unbeachtet und wenden uns den beiden in Königsurkunden erwähnten, Ricdag und Banzleib, zu. Sie sind beide interessant genug. Ricdag ist der erste Sachse, der nachweisbar eine Schenkung aus Königsgut in Sachsen empfangen hat, zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt und an bemerkenswerter Stelle. 833 war das Jahr der Empörung der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN gegen ihren Vater, und der Kaiser hatte allen Anlaß, sich die Freundschaft des mächtigen sächsischen Grafen, der vermutlich mit den Grafen Theodger, Marcbodo und vielleicht auch Liudolf versippt war [3 Siehe unten, p. 76f.]., zu sichern. War doch der sächsische Adel wie zur zeit KARLS DES GROSSEN in eine frankenfreundliche und frankenfeindliche Partei gespalten. Denn an dem Aufstande Ludwigs des Deutschen vom Vorjahre [4 Ann. Bertin. 832, MG. SS. in us. schol., ed. Waitz, p. 4.] hatten sich, nach Simsons ansprechender Vermutung, auch auf seiner Seite sächsische Grafen beteiligt.
      Aber nicht nur die beschenkte Person ist bemerkenswert, sondern auch die Lage der verschenkten Güter in Schmerleke, Ampen und Alten-Geseke. Wir wissen nicht genau, wo Ricdags Komitat lag. Jedenfalls verfügte er über beträchtlichen Grundbesitz um Lamspringe, seine Klostergründung, in Bensen, Kaierde, Wuringershusun, Unterrieden bei Witzenhausen. Er zeugt auch in Schmechten (§ 279) und Haaren, A. Büren und Büren selbst (§ 461). Er könnte also auch in der Nähe der geschenkten Orte Besitz gehabt haben. Viel wichtiger aber ist, daß das verschenkte Königsgut am Hellweg, der alten Anmarschstraße KARL DES GROSSEN, lag. Offenbar wollte der Kaiser diesen strategisch wichtigen Punkte in sicheren Händen wissen.

      Quellen zur Genealogie der Ecbertiner

      I) I. Ricdag-Sippe
      a) Ricdag comes fidelis noster (DLdFr. BM² 891; Wilm. I, nr. 12, p. 36, 833); Besitz in Billerbeck,
      Kreis Gandersheim, Liuckiungen (unbekannt); Liuttingeshem (wüst bei Hildesheim) (Trad. Corb. §
      351); Rüden (ibidem); Bensen (§ 401); Zeuge in Schmechten, Kr. Brakel (§ 297); Haaren, bei
      Meppen (§ 280); Wuringereshusun (§ 301); Kaierde (§§ 305, 314); Eggerhem (unbekannt) (§ 309);
      Wüst. Eidenhausen bei Wünnenberg (§ 339); Unterrieden bei Büren (§ 461). Stifter von
      Lamspringe (DLdDt. 150; p. 211)
      Vermählt mit Imhilde, Tochter Ricburg, Äbtissin von Lamspringe.

      Störmer, Wilhelm: Seite 140, "Entwicklungstendenzen in der ostfränkischen Klosterlandschaft der Karolingerzeit, in Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

      Soweit erkennbar, wurden fast alle Übertragungen den Vorschriften des Mainzer Konzils von 813 entsprechend durch Schreiben der jeweiligen Herrscher gefördert, die teilweise erhalten sind; die tatsächlichen Empfänger der Reliquien waren in Rüm Abt Markward, in Sachsen die adeligen Klostergründer, Graf Liudolf von Sachsen und seine Frau Oda, Graf Ricdag sowie Waltbert, ein Nachfahre Widukunds.




      oo Imhild (KAROLINGER-Verwandte)
      -
      Kinder:

      - Adelgar Graf im Liesgau
      - Friedrich I. Graf im Harzgau
      - Rikburg Äbtissin von Lamspringe 873




      Literatur:
      Annalen von St. Bertin ad a. 832 - Eckhardt Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 164-190 - Krüger, Sabine: Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1950 Veröffentlichung der Historischen Kommission für Hannover Seite 18,52,72 - Lexikon des Mittelalters Band IX Stammtafel im Anhang - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar 1995 Stammtafel im Anhang - Störmer, Wilhelm: Entwicklungstendenzen in der ostfränkischen Klosterlandschaft der Karolingerzeit, in Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 140 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 Seite 301-305 - [1]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .