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 Bohrer

von Lothringen, Zwentibold

von Lothringen, Zwentibold

männlich 871 - 900  (29 Jahre)

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  • Name von Lothringen, Zwentibold 
    Geburt 870/871  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 895-900  Lothringen,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    König von Lothringen 
    Tod 13 Aug 900  [1
    • gefallen an der unteren Maas
    Beerdigung Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Kloster Susteren
    Personen-Kennung I284  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 18 Dez 2015 

    Vater von Kärnten, Arnulf,   geb. um 850   gest. 899, Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 49 Jahre) 
    Familien-Kennung F424  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie von Sachsen, Oda,   geb. 875/880   gest. nach 952 (Alter > 73 Jahre) 
    Eheschließung 897  [1
    • 27.3./13.6.897
    Kinder 
     1. Cäcilia
     2. Benedikta
    Familien-Kennung F120  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 17 Dez 2015 

  • Ereignis-Karte
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  • Fotos
    Zwentibold König von Lotharingien
    Zwentibold König von Lotharingien
    Ausschnitt aus der Stammtafel der Karolinger

  • Notizen 
    • Zwentibold
      König von Lotharingen (895-900)
      870/71-13.8.900 gefallen an der unteren Maas Begraben: Kloster Susteren
      Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN aus dem Hause der KAROLINGER von der Konkubine Ellinrat

      Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 726

      Zwentibold, König von Lotharingien 895-900
      * ca. 871, + 13. August 900 gefallen im Maasgau Begraben: Kloster Susteren

      Illegitimer Sohn Kaiser ARNULFS und einer unbekannten Konkubine

      oo Oda (LIUDOLFINGERIN), Tochter Ottos des Erlauchten

      Der in der karolingischen Familie einmalige Name stammt vom Taufpaten Svatopluk, Fürst des Großmährischen Reiches. Vom Vater wurde Zwentibold (mit seinem ebenfalls illegitimen Halbbruder Ratold) zunächst für die Nachfolge im Reich vorgesehen (Mai 889 Hoftag in Forchheim) und mit militärischen Kommandos in Oberitalien (893) und Burgund (894) betraut. Nachdem ARNULF 893 ein legitimer Sohn, Ludwig IV., geboren worden war, setzte er gegen anfängliche adlige Widerstände (894) auf einem Wormser Hoftag im Mai 895 die Königswahl seines Erstgeborenen Zwentibold in Lotharingien durch; Hoffnungen auf die Einbeziehung Burgunds (Annales Fuldenses 895: König "in Burgundia et omni Hlotharico regno") erfüllten sich nicht. Zwentibolds selbständige Herrschaft, getragen von einer eigenen Hofkapelle unter Erzbischof Hermann I. von Köln und einer neugebildeten Kanzlei unter Erzbischof Radbod von Trier, suchte in Aufnahme der Traditionen des 869 untergegangenen lotharingischen Mittelreichs (Annales Vedastini 895: "regnum quondam Hlotharii") die Integration des dortigen Grafenadels in ein karolingisches Königtum zu befestigen. Anfängliche Erfolge 895/96 wichen dem Verlust politischer Konsensfähigkeit. Zwentibolds Scheitern hatte mehrere Ursachen:
      Seit ARNULFS schwerer Erkrankung (896/97) fehlte der Rückhalt des Vaters; wechselvolle Verwicklungen in den Auseinandersetzungen zwischen Odo und Karl III. 'dem Einfältigen' um die westfränkische Königsherrschaft (Feldzug Zwentibolds ins W-Fränkische Reich 895; wiederholte Flucht Karls nach Lotharingien 895 und 896; dort Treffen mit ARNULFS Gegnern um Kaiser LAMBERT in Remiremont) gingen seit 897 mit zunehmenden Spannungen mit Erzbischof Radbod von Trier und führenden Grafen Lotharingiens einher (898 Abfall Graf Reginars zum westfränkischen König Karl III. und erfolgloser Vorstoß Karls nach Aachen und Nimwegen. Nach ARNULFS Tod (8. Dezember 899) riefen führende Adlige seinen legitimen Nachfolger im O-Fränkischen Reich, Ludwig das Kind, nach Lotharingien (Huldigungen im März 900 in Diedenhofen). Von all seinen Bischöfen und Grafen verlassen, fand Zwentibold im Sommer 900 gegen die Grafen Gerhard, Matfrid und Stephan den Schlachtentod. Die Memoria an den letzten autonomen Herrscher Lotharingiens brachte seine kultische Verehrung als Königsheiligen hervor.

      Quellen:
      MGH SS Karol. dt. 4 - Böhmer-Mühlbacher, RI 1, 1908 [Nachdr. 1966]

      Literatur:
      Dümmler III - Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, DA 14, 1958, 16-148 - H. Beumann, Kg. Z.s Kurswechsel im Jahre 898, RhVjbll 31, 1966/67, 17-41 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968, 114ff. - Ders., Stirps regia, 1988 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 190-194.

      Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

      VI. 16c. ZWENTIBOLD, König von Lothringen 895 V, bis 900
      * ca. 870, + 900 13. VIII.
      Gemahlin:
      Oda, Tochter eines Grafen Otto

      Anmerkungen: Seite 118
      VI. 16. Zwentibold
      Mühlbach 1955 c,d; cf.Parisot, Roy de Lo 515f., 1983 c.
      Gemahlin: Oda, 897 nach 27. III., ib. 1968 c; sie war nach Regino 897, S. S. 1, 607, Tochter eines Grafen Otto (daß damit Herzog Otto von Sachsen gemeint sein soll, erscheint mir höchst unwahrscheinlich) und heiratete nach 900 den Grafen Gerhard, Regino 900, S. S. 1, 609. [VI 22]

      Ergänzung (Werner):
      Gemahlin: 879 Oda, Tochter Herzog Ottos von Sachsen, + 2. VII. nach 952

      Werner Karl Ferdinand: Seite 458, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

      VI. 22.

      Zu Zwentibold jetzt grundlegend MG Die Urkunden d. dt.Karolinger 4, Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes, bearb. v. Th. Schieffer, Berlin 1963, dort 3-15 Einleitung zu Zwentibold; vgl. ferner Schieffer, Deutsches Archiv 14 (1958), 23.
      Das Jahr der Eheschließung mit Oda, von Brandenburg in der Annahme B VI, 16 richtig gegeben, ist in der Tafel aus 897 zu "879" verdruckt. Brandenburg nennt die Gattin "Ota, Tochter eines Grafen Otto". Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß es sich um die Tochter Herzog Ottos von Sachsen und damit um die Schwester König HEINRICHS I. handelt (vgl. Schieffer 4). Ebenso sicher ist auf sie zu beziehen der Eintrag im Hildesheimer Nekrolog VI Non. Iul Oda regina soror nostra, den schon Dümmler 3,455, Anm. 2 zitiert. Oda starb also am 2. Juli, und zwar nach 952, denn im D 159 OTTOS I von 952XII 30 wird sie erwähnt als nostra amitia mulier. Deo nobisque devota nomine Uota, die ihm Besitz in Deventer, der zweifelllos auf Zwentibold zurückging, übereignete (zit. schon bei Dümmler, a.a.O., die Identifizierung zuerst durch Ottenthal). Ob man aus der gegenüber dem eben erwähnten Original nur kopialen Überlieferung des D 216 von 960 VIII 28 schließen darf, daß Oda auch damals noch lebte, scheint mir zweifelhaft. Sie wird zwar nicht ausdrücklich als verstorben genannt, aber von dem Besitz in Deventer heißt es quae nobis Uda nostra nepta (so hier allgemein für Verwandte) legitime hereditando permisit, es ist also möglich, daß OTTO, dem der Hof zu Deventer 952 von seiner noch lebenden Tante übereignet worden war (wie üblich unter Vorbehalt des Nießbrauchs) und des ihn alsbald an St. Moritz in Magdeburg weitergeschenkt hatte, ihn jetzt, nach dem Tode der Oda (hereditando) unmittelbar in die Hand bekam und darum die Schenkung erneut vollzog. Das Datum von Odas Hochzeit mit Zwentibold läßt sich nach Dümmlers Angaben a.a.O. auf zwischen Ostern (III 27) und VI 13 des Jahres 897 begrenzen. Die Ehe wurde vielleicht auf der Wormser Reichsversammlung im Mai 897 geschlossen, vgl. DD Zwentibolds, Schieffer 4 und 42. - Oda hat noch im Todesjahr Zwentibolds den lothringischen Grafen Gerhard, Bruder Matfreds, einen der Feinde ihres erschlagenen Gatten, geheiratet, vgl. Renn 33.

      Schwennicke Detlev: Tafel 5, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

      ZWENTIBOLD
      * 870/71, + 13. VIII 900
      V 895 König von LOTHRINGEN

      oo 27. III/13.VI 897 ODA VON SACHSEN + 2. VII nach 952
      Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten (LIUDOLFINGER)

      (oo II 900 Gerhard Graf (MATFRIDE) gefallen 22. VI 910)

      Schnith Karl Rudolf: Seite 89, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

      DIE NACHKOMMEN KAISER ARNULFS VON KÄRNTEN

      1. ZWENTIBOLD (von der 1. Konkubine)
      * 870/71
      + 13.8.900 in der unteren oder mittleren Maasgegend (in einem Gefecht) Grabstätte: Kloster Süsteren

      Den seltenen Namen erhielt er von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold)

      oo 27.3./13.6.897 ODA, Tochter Ottos von Sachsen (+ 2.7. nach 952)

      Kinder:
      Benedicta und Caecilia, Äbtissin von Süsteren (?)

      Mai 889: als Thronfolger vorgesehen
      Mai 895: König von Lotharingien

      Zwentibold erhielt den seltenen Namen von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold). Nach der Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt er dessen Lehen und Ämter. Er wurde 895 nach dem gescheiterten Versuch des Vorjahres von seinem Vater als Unter-König in Lothringen eingesetzt und ihm gelang es nicht, die einheimischen Großen, die seit Jahren nach eigenem Ermessen schalteten, für sich zu gewinnen. Schon Ende 896 kam es zwischen dem König und einigen einflußreichen Grafen zu einem Konflikt und er entzog vier der mächtigsten Grafen seines Reiches ihre Lehen und Ämter. Dies waren Stephan, einst ein Gefährte des KAROLINGER-Bastards Hugo, die Brüder Gerhard und Matfrid, in dem Bliesgau und Mosellande begütert, die sich zugleich mit jenem zwei Jahre früher, eine schimpfliche Bestrafung wegen Landfriedensbruches zugezogen hatten, und endlich Odaker, vielleicht Graf vom Ardennengau. Alle Besitzungen, die sie als Lehen besaßen, wurden ihnen abgesprochen und der König zog mit einem Heer nach Trier, wahrscheinlich um jeden etwaigen Widerstand der abgesetzten Grafen sogleich niederzuschlagen. Dieses vorschnelle und gewaltsame Verfahren mißbilligte sein Vater und er bewog den heftigen und jähzornigen Sohn, die drei Grafen Stephan, Matfrid und Gerhard unter Zurückgabe ihrer Lehen zu Gnaden wieder aufzunehmen. Verhängnisvoller war es für Zwentibold, dass er sich zwei Jahre später auch mit Reginar, dem mächtigsten lothringischen Großen überwarf. Den in Lothringen eingefallen KönigKarl den Einfältigen konnte er 898 abwehren, da die Vasallen aus Unlust auf einen Kampf verzichteten. Er traf sich im Jahre 899 im Kloster St. Goar am Rhein mit verschiedenen deutschen Großen und unternahm anschließend einem zweiten Feldzug gegen die Empörer und versuchte Durfos mit aller Macht zu erobern, was aber erneut mißlang. In seinem Unmut über dieses seinem Ansehen so nachteilige Mißlingen befahl er den Bischöfen, über die Empörer den Bann zu verhängen, was diese ablehnten, so dass jeder in seine Heimat zurückkehrte. Wenn Zwentibold auch im November desselben Jahres nach einem freilich vergeblichen Zug gegen die Normannen antrat, die sich an der Oise festgesetzt hatten und bald darauf mit Karl dem Einfältigen einen förmlichen Frieden schloß, so war doch seit der letzten Belagerung von Durfos seine Stellung völlig haltlos und sein Sturz unvermeidlich geworden. Der Wendepunkt von Zwentibolds Geschick lag aber darin, dass, nachdem er sich aus den mächtigsten der weltlichen Großen erbitterte Feinde geschaffen hatte, er sich zuletzt auch mit den Bischöfen überwarf und somit jede Stütze im Land verlor. Nach dem Tode Kaiser ARNULFS huldigten die lothringischen Großen dessen Sohn Ludwig als Oberherrn. Zwentibold, der seiner Herrschaft nicht entsagen wollte, fiel kurz darauf in einer Schlacht gegen die aufständischen Lothringer.



      27.3./13.6.897 oo 1. Oda von Sachsen, Tochter des Herzogs Otto, 875/80-2.7.nach 952
      (900 2. oo Gerhard (MATFRIEDE) Graf von Metz 870-22.6.910)


      Kinder:

      - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
      - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.


      Literatur:
      Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Annalen von Fulda - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 16,21,23,29,34,37,57,64,84 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 19-21,23-25,35,54 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 215,218 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 81,88,95,104,106,107,109-114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 243,330,359, 372,387,407-410,433,454,464-471,478,498-501,503 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 20,27,30 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 288 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 30,265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59-61,64,70,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 6-211 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 94-571 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 49 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 43,50,74 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Seite 10-13 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite Seite 434,442-444,452 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 434-637 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv 39), Bonn 1941 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 269,292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 157,190,192-194,201 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 64,86,89,95,106,111,113 - Schulze, Hans: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,121,127,136 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 5 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 7- Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 375/Band III, Seite 486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 284-286 - [1]
    • Allgemeine Deutsche Biographie - Zwentibold, König von Lothringen

      Zwentibold, König von Lothringen 895—900. — Z., der älteste Sohn Arnolf's, des späteren Königs, damaligen Herzogs von Kärnten, wurde ihm von einer Kebsfrau geboren, deren Name unbekannt ist, und empfing seinen eigenen ungewöhnlichen Namen, auch Zwentepulch geschrieben, von dem Herzog Suatopluk von Mähren, der bei seiner Taufe Gevatter stand. Hieraus ergibt sich, daß er 870/71 geboren wurde, weil nur damals kurze Zeit Freundschaft der ostfränkischen Karolinger mit Suatopluk bestand.

      Als Arnolf trotz seiner eigenen unehelichen Herkunft im November 887 durch eine unblutige Umwälzung auf den Thron seines Oheims Karl's III. gelangt war, ließ er bereits im Mai 889 auf dem Reichstage zu Forchheim seinen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Nachfolge eidlich zusichern, jedoch geschah dies nur unter dem Vorbehalt, wenn er von seiner Gemahlin Ota keinen ehelichen Sohn mehr gewänne. Sobald ihm im Herbst 893 Ludwig (das Kind) geboren wurde, verschwand daher für die Bastarde diese Aussicht. Nachdem inzwischen der mächtige lothringische Graf Megingaud am 28. August 892 ermordet worden war, übertrug Arnolf dessen Lehen z. Th. auf seinen Sohn Z. Im J. 893 schickte er diesen mit alemannischen Streitkräften nach Italien zur Unterstützung für den König Berengar I. gegen Wido und ließ ihn an einer erfolglosen Belagerung von Pavia theilnehmen, ebenso 894 mit nicht günstigerem Erfolge gleichfalls mit Alemannen gegen den König Rudolf von Hochburgund, der ihm in seinen Bergen unzugänglich blieb.

      Da die Thronfolge Zwentibold's durch die Geburt des kleinen Halbbruders vereitelt war, so bemühte sich der zärtliche Vater ihn durch ein besonderes Königreich sicher zu stellen und zu entschädigen, er ersah dazu Lothringen, welches am spätesten mit den übrigen deutschen Stämmen verbunden, am leichtesten wieder abgelöst werden zu können schien. Der erste Versuch, den er im Juni 894 zu Worms in dieser Richtung unternahm, scheiterte jedoch an dem Widerspruch der lothringischen Großen und erst ein Jahr später im Mai 895 ebenfalls zu Worms wurde diese Erhebung durchgesetzt. In Gegenwart des Königs Odo, den Arnolf für das westfränkische Reich anerkannte, ging unter allgemeiner Zustimmung die Einsetzung vor sich über Lothringen und Burgund in dem Umfange, in welchem (bis 869) Lothar II. darüber geboten hatte, zweifelhaft bleibt nur das Verhältniß Frieslands. Eine Krönung, wie sie sonst bei den ostfränkischen Karolingern nicht üblich war, besiegelte den feierlichen Act, der etwa zwischen den 25. und 30. Mai fällt. Der Erzbischof Ratbod von Trier bekleidete die Würde des Erzkanzlers. Von einer Oberhoheit des ostfränkischen Reiches über das lothringische ist keine Rede, Arnolf griff nur kraft väterlichen Ansehens öfter in die Angelegenheiten des Sohnes ein.

      Einen Versuch in selbständiger Politik machte dieser, von dem Triebe zur Vergrößerung seines Reiches geleitet, gleich darauf, indem er sich von Karl dem Einfältigen, dem andern von seinem Vater aufgegebenen französischen Thronbewerber durch Versprechungen gewinnen ließ und demselben alsbald mit einem großen Heere bei der Belagerung des festen Laon zu Hülfe kam. Indem er aber hier mehrere von Karl's Vasallen ganz auf seine Seite zog, den Grafen Balduin II. von Flandern, dessen Bruder, den Grafen Rodulf, und Reginar, wurde er diesem so verdächtig, daß man ihm sogar einen Anschlag auf Karl's Leben zutraute und so zog dieser es vor, lieber seinem Gegner Odo eine Theilung des Reiches anzubieten, als sich länger einem so zweifelhaften Bundesgenossen anzuvertrauen. Inzwischen hatte Z. nach Abschluß eines Waffenstillstandes mit dem Bischof Dido Laon schon verlassen; die Annäherung eines feindlichen Heeres Odo's scheuchte ihn vollends zurück. Etwas später im J. 896 nahm dennoch Karl, als sogar sein ältester Anhänger, der Erzbischof Fulko von Reims sich seinem Gegner zugewandt hatte, abermals seine Zuflucht zu Z., der wahrscheinlich aus diesem Anlaß die lothringischen Güter der Reimser Kirche überfiel und vertheilte.

      Im Spätherbst 896 überwarf sich Z. mit einigen der bis dahin mächtigsten Großen seines Reiches, mit den Grafen Stephan, Odakar, Gerhard und Matfrid, von denen die letzteren beiden Brüder waren. Ihrer aller Lehen wurden eingezogen. Man hat es hiemit in Zusammenhang gebracht, daß der Erzbischof Ratbod, der sich vorher der größten Gunst erfreut hatte, im Novbr. 896 seines Erzkanzleramtes enthoben wurde, welches zunächst bis 898 Erzbischof Heriman von Köln übernahm, doch bleibt dies eine unbegründete Vermuthung. Zu Anfang des Jahres 897 zog der junge König mit einem Heere nach Trier und vertheilte die eingezogenen Lehen an andre seiner Anhänger, für sich aber behielt er das Kloster Oeren und St. Peter in Metz. Gleich darauf freite er nach dem von ihm eingeholten Rathe seines Vaters um Oda, die Tochter des|Grafen Otto, wahrscheinlich des mächtigen Liudolfingers, die er nach Ostern heirathete.

      Schwerlich war sein Vater mit dem raschen Vorgehen Zwentibold's gegen jene Grafen einverstanden: unter seiner Vermittlung söhnte er sich vielmehr auf einer Reichsversammlung im Mai zu Worms mit Stephan, Gerhard, Matfrid und dessen Sohne wieder aus, und gab ihnen ihre Lehen zurück. Odakar aber blieb nach wie vor feindlich. Auf den ersten nur theilweise beigelegten Zwist Zwentibold's mit seinen Großen folgte bald ein zweiter und schlimmerer: im Februar 898 überwarf er sich mit dem Grafen Reginhar, von späteren Schriftstellern Langhals genannt, der bis dahin sein vertrautester und einziger Rathgeber gewesen war. Er zog nicht nur seine Lehen, zu denen die Abtei Echternach gehörte, sondern sogar auch seine Erbgüter ein und befahl, daß er innerhalb vierzehn Tagen sein Reich verlassen solle. Die nachfolgende Zurückgabe der Mastrichter Servatiusabtei (S. Servaes) an Trier steht hiemit im Zusammenhange, nachdem Reginhar dieselbe zwei Jahre zuvor zum Nießbrauch erpreßt hatte.

      Der Bruch mit einem so mächtigen, zugleich entschlossenen und verschlagenen, Manne wie Reginhar, der vermuthlich durch seine Mutter ein Enkel Lothar's I. war und sicherlich großen Anhang im Lande hatte, sollte sich bald genug an dem übel berathenen Könige rächen. Zunächst gelang es Z. nicht ihn unschädlich zu machen, als jener sich mit dem abgesetzten Grafen Odakar und andern Anhängern sowie mit seiner Familie in die Feste Durfos oder Durofostum (von zweifelhafter Lage) geworfen hatte, die durch die sie umgebenden Sümpfe der Maas unzugänglich war. Vergeblich wurde sie daher von dem Könige belagert. Aber die Empörer gewannen auch noch einen Bundesgenossen an dem jungen, seit dem Tode Odo's († am 1. Januar 898) im Westreiche allein herrschenden Könige Karl, der auf ihr Betreiben durch einen feindlichen Einfall im Sommer 898 den völlig überraschten Z. in die Flucht schlug und ohne Gegenwehr bis Achen und Nimwegen vordrang. Erst Bischof Franko von Lüttich, dem Dodilo von Cambrai folgte, gab ihm durch seinen Anschluß und seine Mannen einige Kraft des Widerstandes zurück und noch mehr der Adel aus der Gegend von Flörchingen (bei Diedenhofen), der sich um ihn schaarte. So rückte er Karl, der bis nach Prüm gekommen war, Anfang October muthig entgegen, ein Waffenstillstand aber oder ein vorläufiger Friede hemmte im Angesicht der Heere weitere Kämpfe und Karl kehrte ohne Erfolg in sein Reich zurück. Ein Zug gegen die Normannen, die wieder bis zur Maas schweiften, im Spätherbst, blieb fruchtlos.

      Durch Gesandte Arnolf's, der die Vermittlung übernahm, und Karl's wurde 899 zu St. Goar der Friede des letzteren endgültig abgeschlossen, doch sollte diese Zusammenkunft für den Lothringerkönig von verhängnißvoller Bedeutung werden, weil die Gesandten, Bischof Aschirich von Paris und Graf Odakar einerseits, Erzbischof Hatto von Mainz und die fränkischen Grafen Konrad und Gebehard andrerseits, hinter seinem Rücken Verabredungen trafen, die seinen späteren Sturz vorbereiteten. Es folgte eine nochmalige vergebliche Belagerung der Feste Durofostum: die Forderung Zwentibold's an die Bischöfe, seine Gegner mit dem Kirchenbanne zu belegen, wurde zurückgewiesen und veranlaßte ihn zu Drohungen und Schimpfreden: gegen den Erzbischof Ratbod soll er sich sogar thätlich durch einen Stockhieb auf den Kopf vergangen haben.

      Die Frucht war jedenfalls reif, durch die Entzweiung mit der früher anhänglichen Geistlichkeit wurde dem schwachen Königthum der letzte Halt entzogen, auch starb nach langem Siechthum Zwentibold's einzige Zuflucht in der Noth, der Kaiser Arnolf, am 8. December 899. So zeitigte das Jahr 900 einen allgemeinen Abfall, wobei vorzüglich die weltlichen Großen die Waffen gegen Z. ergriffen, indem sie ihm vorwarfen, daß er die Vornehmen unterdrückt und mit Weibern und Leuten niederer Herkunft die Reichsgeschäfte geführt habe. Nachdem inzwischen sein Halbbruder Ludwig am 4. Februar 900 zum König erhoben worden war, fiel diesem alles zu und huldigte ihm, als er, von den Lothringern herbeigerufen, im März zu Diedenhofen erschien und hernach auch Achen besuchte. Nach seinem Abzuge setzte Z. den hoffnungsvollen Kampf mit zusammengerafften Mannschaften unter Verwüstungen und Brandschatzungen noch eine Zeitlang fort, bis er in einem Treffen an der Maas am 13. August gegen die Grafen Stephan, Gerhard und Matfrid erschlagen wurde. Seine Ruhestätte fand er in dem zu Prüm gehörigen Nonnenkloster Süsteren, dem seine Töchter Cäcilia und Benedicta nach einander als Aebtissinnen vorstanden. Seine Wittwe Oda betrauerte ihn so wenig, daß sie sich noch in demselben Jahre mit dem Grafen Gerhard, seinem siegreichen Widersacher, vermählte.

      An Muth und Thatkraft hatte es dem jungen Könige vielleicht nicht gefehlt, aber Unbesonnenheit, Mangel an Selbstbeherrschung und leidenschaftliche Aufwallungen verdarben alles und beraubten ihn zuletzt jeder Stütze. So blieb es ihm versagt, seine eigene Herrschaft, geschweige denn eine Dynastie, zu begründen. Unruhe und Verwirrung sowie eine zunehmende Schwächung der königlichen Gewalt durch eine zügellose und gewaltthätige Aristokratie war das einzige Ergebniß dieser letzten Wiederherstellung eines selbständigen Königreichs Lothringen. Der zuverlässigste Geschichtschreiber, der uns über die Regierung Zwentibold's berichtet, Abt Regino von Prüm (seit 892), einer der hervorragendsten Geister dieser trüben Zeit, wurde selbst ein Opfer der inneren Wirren, welche sein Vaterland damals zerrissen. Die Grafen Gerhard und Matfrid verdrängten ihn 899 gewaltsam aus seinem Kloster, um dasselbe ihrem Bruder Richar zu übertragen.

      Literatur
      Die Geschichte Lothringens unter den Karolingern ist im Zusammenhange von mir behandelt im 3. Bande (2. Aufl.) meiner Geschichte des Ostfränkischen Reiches, Leipzig 1888, noch eingehender und in kritischem Geiste neuerdings von Robert Parisot: Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens (843—923), Paris 1899. Für die Urkunden und als Uebersicht der Quellen: Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern (= Böhmer, Regesta imperii I), Innsbruck 1889 (2. Aufl. bevorstehend), endlich Mor. Müller, Die Kanzlei Zwentibolds, Königs von Lothringen, Bonn 1892.

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S24] Allgemeine Deutsche Biographie, Dümmler, Ernst, "Zwentibold, König von Lothringen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 526-529 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118637525.html?anchor=adb.