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 Bohrer

von Walbeck, Werner

männlich 985 - 1014  (29 Jahre)


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  • Name von Walbeck, Werner 
    Geburt 980/985  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 1003-1009  Nordmark,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Markgraf der Nordmark 
    Tod 11 Nov 1014  Allerstedt [06642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Beerdigung Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Personen-Kennung I1112  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 31 Dez 2015 

    Vater von Walbeck, Lothar III.,   geb. um 940/945   gest. 25 Jan 1003, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 58 Jahre) 
    Mutter von Rothenburg, Godila,   geb. um 977   gest. 18 Jun 1015 (Alter 38 Jahre) 
    Familien-Kennung F455  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie von Meißen, Liutgard,   geb. 985/990   gest. 13 Nov 1012, Wolmirstedt [39326],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 22 Jahre) 
    Eheschließung 1003  [1
    Familien-Kennung F454  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 30 Dez 2015 

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsTitel/Amt/Status - Markgraf der Nordmark - 1003-1009 - Nordmark,Deutschland Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 11 Nov 1014 - Allerstedt [06642],Burgenlandkreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsBeerdigung - - Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland Link zu Google Earth
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  • Notizen 
    • Werner
      Markgraf der Nordmark (1003-1009)
      um 980/85-11.11.1014 Allstedt Begraben: Walbeck
      Ältester Sohn des Grafen Lothar III. von Walbeck und der Godila von Rothenburg, Tochter von Graf Werner I.

      Althoff Gerd: Seite 433, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

      G 160
      Lü: 11.11. Wirinhor com + 1014 Graf von Walbeck
      Me: 11.11. Wernizo com.

      Thietmar von Merseburg berichtet ausführlich über die Taten seines Neffen Werner. Dieser war zunächst mit Liudgard, der Tochter Ekkehards von Meißen verlobt, die dieser ihm dann jedoch verweigerte. Daraufhin entführte Werner sie aus Quedlinburg. Die Hochzeit fand jedoch erst nach dem Tode Ekkehards statt.
      In der Folgezeit stand Werner in Opposition zu HEINRICH II. Die in diesem Zusammenhang 1009 erfolgte Ermordung des WETTINERS Dedi durch Werner benutzte der König, ihm Markgrafschaft und Lehen abzusprechen.
      1013 wurde er der landesverräterischen Beziehungen zu Boleslaw Chrobry verdächtigt und verfiel der Acht (Thietmar VI, 90); siehe dazu oben Seite 115.
      Allgemein vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 77f.; Lüpke, Markgrafen, S. 17.
      Zum Todesdatum s. BG Nr. 1851d.

      Thiele Andreas: Tafel 219, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

      WERNER + 1014

      Obwohl Werner beim Tode seines Vaters noch unmündig war, folgte er als Markgraf, Graf im Derlingau und Vogt von Walbeck. Seiner Mutter gelang es, durch Zahlung von 200 Mark Silber Lehen und Markgrafschaft ihres Gatten ihrem Sohn zu erhalten. Werner verstand es nicht, das gute Verhältnis seines Vaters zu HEINRICH II. zu pflegen. Er entführte 998 die ihm versprochene Braut aus dem Kloster Quedlinburg, mußte sie aber auf Drängen des mächtigen Markgrafen Ekkehard I. von Meißen, dem Brautvater, wieder zurückgeben. Diese Zurücksetzung führte zur erbitterten Feindschaft des Vaters zu Ekkehard. Werner erschöpfte sich wie der Vater weitgehend in verheerenden und sinnlosen Fehden, wobei es um Besitz- und Nachfolgefragen in der Nordmark ging, und stand dabei besonders gegen die Schwäger in Meißen und den Markgrafen Dedi I. von Wettin-Merseburg. Im Jahre 1009 erschlug Werner den Grafen Dedi I. bei Mose (in der Nähe von Wolmirstedt), weil dieser seine Burg Wolmirstedt eingeäschert hatte. Wegen Friedensbruch wurde ihm auf dem Hoftag zu Pöhlde sowohl die Markgrafschaft als auch die dazu gehörenden Lehen abgesprochen. Im Jahre 1013 wurde Werner der Konspiration mit Boleslaw von Polen gegen den König verdächtigt. Als er der Aufforderung des Königs, vor ihm zu erscheinen, nicht nachkam, verfiel er der Acht, aus der er sich unter Einsatz von Geld und Allod löste. Obwohl er bereits seine Gattin Liutgard aus Quedlinburg entführt hatte, versuchte er 1014 auf dieselbe Weise Reinhilde von Beichlingen zu gewinnen. Er zog sich bei diesem abenteuerlichen Unternehmen eine Verwundung zu, der er kurz darauf erlag.

      oo 1003 LIUTGARD VON MEISSEN, Tochter des Markgrafen Ekkehard I., + 1012

      CHRONIK VOM PETERSBERG nebst der GENEALOGIE DER WETTINER: Seite 231

      Ebendiesen Dedi erschlug der Markgraf Werner [Werinzo] ; Dedis Sohn Dietrich aber erhielt <1009> als Königslehen die Grafschaft und die gesamten Lehen seines Vaters. Die Mark jedoch und alles übrige, womit Werner vom König belehnt worden war, wurde dem Grafen Bernhard , einem Onkel [avunculus] der Markgrafen Dietrich , zugesprochen.

      Ludat, Herbert: Seite 54; Anmerkungen 283,382, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

      Im voraufgegangenen Jahr 1009 war ein Wandel im Markgrafenamt der Nordmark eingetreten. Liuthars Sohn Wirinher, der nach dem Tode des Vaters 1003 sein Nachfolger geworden war, verlor nach seiner Fehde mit dem Grafen Dedi von Wettin dieses Amt, mit dem nunmehr Bernhard, der Sohn Dietrichs und der Bruder der aus Polen vertriebenen Oda, betraut wurde [Vgl. ThietmarVI, 50; dazu S. Lüpke, a.a.O., Seite 16 f.] und das daraufhin im Hause HALDENSLEBEN bis zum Aussterben dieses Geschlechts (1056) verblieb. Um so bemerkenswerter sind die vertrauten Beziehungen zu Boleslaw, über die Bernhards schärfster Gegner, der 1009 abgesetzte Markgraf Wirinher, verfügt hat; Thietmar hat über diese Machenschaften seines Vetters Wirinher und die heimlichen Botschaften, die dieser mit Boleslaw in den Jahren zwischen 1010 und 1013 ausgetauscht hat, berichtet [Vgl. Thietmar VI, 90. - Zur Feindschaft zwischen Bernhard und Wirinher vgl. bes. Thietmars Nachricht (VII, 8), wonach 1014 auch der Kaiser hierbei seine Hand im Spiel gehabt hat und für die Beseitigung Wirinhers dem Markgrafen Bernhard die Elbeinsel Parey versprochen zu haben scheint.]. Der Gedanke ist wohl kaum von der Hand zu weisen, daß hinter diesen Umtrieben mehr als nur die Unrast und Unzufriedenheit des entmachteten Markgrafen gesteckt hat, nämlich sehr handfeste politische Pläne, um mit Boleslaws Hilfe wieder in den Besitz der Nordmark zu kommen. Denn soviel scheint sicher, daß auch das Haus HALDENSLEBEN die Anwartschaft auf das piastische Erbe in Polen niemals preisgegeben hatte und seine Hoffnungen darauf nicht aufgegeben waren.
      [Zu Thietmars negativem Urteil über Markgraf Dietrich vgl. oben Seite 24 und Anm. 157 und 164; kritisch steht er auch Oda, der zweiten Gemahlin Mieszkos I., gegenüber (IV, 57); über seine Einstellung zu deren Schwester Mathilda vgl. den folgenden Text; die Existenz von Dietrichs Sohn Bernhard als Anwärter auf die Markgrafschaft verschweigt er, deutet nur ihre Verleihung 1009 kurz an (VI, 50). Aus der Rivalität um dieses Amt war bekanntlich der tiefe Haß zwischen den HALDENSLEBENERN und den WALBECKERN entstanden, der 1009 in der Ermordung Dedis (Ziazos), des Schwagers des Grafen Bernhard, durch Graf Wirinher von Walbeck seinen Höhepunkt fand (vgl. Thietmar VI, 49) und erst 1017 beigelegt wurde (VII, 8).]

      Pätzold Stefan: Seite 13,87,95, "Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221."

      Die Jahre vor Dedos Tod waren schließlich von schweren Auseinandersetzungen mit den WALBECKERN überschattet [Thietmari Chronicon IV 48, Seite 334, Zeile 3-7 und VI 49, Seite 336, Zeile 1-4. Zu den WALBECKERN vgl. R. Schölkopf, Seite 73-82 und S. Lüpke, Seite 13 ff.], deren Ursache jedoch nicht bekannt ist. Möglicherweise beanspruchte Dedo als Schwiegersohn des Markgrafen von der Nordmark nach dessen Tod das Amt für sich, das freilich der WALBECKER Lothar erhielt. Thietmar, ein Neffe Lothars, erwähnt in diesem Zusammenhang, daß sich Dedo an der Verwüstung der Burg Wolmirstedt beteiligte, die den WALBECKERN gehörte [Das Datum der Zerstörung der Burg Wolmirstedt ist umstritten; vgl. Lübke, Regesten 3, 361, der eine Vernichtung zu Lebzeiten Lothars und damit vor 1003 annimmt; S. Hirsch, Band 1, Seite 287 sieht sie hingegen im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1009.]. Auch mit Lothars Sohn Werner war der WETTINER verfeindet, gegen den er sogar vor dem Kaiser Klage erhob; allerdings berichtet Thietmar darüber nicht ausführlicher. Der Konflikt eskalierte jedenfalls, und Dedo wurde im Jahre 1009 von seinem Widersacher Werner in der Nähe von Mose am Zusammenfluß von Tanger und Elbe getötet [Die Ermordung Dedos I. durch Thietmars Verwandten, den Markgrafen Werner, der daraufhin sein Amt einbüßte, ist für den Merseburger Bischof der eigentliche Anlaß, so ausführlich über den WETTINER und seine Verwandten zu berichten.].
      So berichtet Bischof Thietmar zwar, daß Dedo I. im Sommer 1009 vor OTTO III. [Persönlicher Einwurf: Selbstverständlich fand die Verhandlung vor HEINRICH II. statt, denn OTTO III. war bereits 1002 gestorben.] Klage gegen Markgraf Werner von der Nordmark erhob, über die am Hofe in Magdeburg verhandelt werden sollte.
      Mit Ekkehard I. von Meißen waren die WETTINER durch die Ehe zwischen dessen Tochter Mathilde und Dedos Sohn Dietrich II. verbunden. Auch der EKKEHARDINGER war mit Werner von der Nordmark verfeindet [Werner hatte Liutgard, die Tochter Ekkehards, geraubt, vgl. Lübke, Regesten 3, 361 und S. Lüpke Seite 15.].

      Weinfurter, Stefan: Seite 50,64,215,218, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

      Aber Ekehard hatte auch Feinde. Einer von ihnen war Markgraf Liuthar. Dessen Sohn Werinhar sollte ursprünglich eine Tochter Ekkehards, Liutgard, zur Frau erhalten. Doch der Vater hielt sich nicht an die Zusage. Seither standen die beiden Familien in Fehde zueinander.
      Auch die südlich (im Bereich der Heveller) sich anschließende sächsische Nordmark war durch die Erhebung der Slaven stark beeinträchtigt worden. Ihre Leitung oblag den Herren von Walbeck: Markgraf Liuthar von 985 bis zu seinem Tode 1003, dann seinem Sohn Werinher, der 1014 starb.
      Auch Werinhar von Walbeck trat zum Polen-Herzog über, nachdem er 1009 als Markgraf von der Nordmark abgesetzt worden war.
      Wenig später, ebenfalls noch 1009, ergab sich für den König auch die Gelegenheit den Markgrafen Werinhar von der Nordmark abzusetzen. Auch hier nutzte HEINRICH II. Konflikte innerhalb des sächsischen Adelsfamilien.




      1003 oo Liutgard von Meißen, Tochter des Merkgrafen Ekkehard I., 980-13.11.1012 Wolmirstedt



      Literatur:
      Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,113,115, 187,235,433 G 160 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 43 - CHRONIK VOM PETERSBERG nebst der GENEALOGIE DER WETTINER, fliegenkopf verlag Halle 1996 Seite 231 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit, Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979 Seite 27 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 205,335 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 24,139 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367,391,441 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar 1995 Seite 54; Anmerkungen 165,283,321,382 - Lüpke, Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation Halle 1937 Seite 17 - Pätzold Stefan: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997, Seite 13,87, 95,114,274 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 - Schneidmüller, Bernd/ Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 113A,116A,126,129,136A - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 68,76 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 156,158,296,298,332,334,338,356, 358,360 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 50,64,215,218 - [1]
    • Allgemeine Deutsche Biographie - Werner, Markgraf

      Werner, Markgraf der Nordmark, † 1014, entstammte einem alten vornehmen Geschlechte Nordthüringens, dem der Grafen v. Walbeck, und war der Sohn des Markgrafen Lothar (s. A. D. B. XIX, 257); nach dem Vater seiner Mutter, der Lothringerin Godila, hatte er den Namen Werner erhalten. Schon früh traf Lothar seinetwegen eine Eheberedung mit dem Markgrafen Ekkehard von Meißen, der ihm für den genannten Sohn seine Tochter Liutgard in aller Form versprach. Später scheint letzterer, wol veranlaßt durch die hohe Gunst, in der er beim Kaiser stand, für die Tochter höhere Pläne gehegt zu haben; er|löste die Verlobung auf und zog sich dadurch den tödtlichen Haß der Walbecker zu. W. aber suchte mit Gewalt zu seinem Rechte zu kommen. Während Markgraf Ekkehard mit dem Kaiser in Italien und die Aebtissin Mathilde von Quedlinburg, der Liutgard zur Erziehung anvertraut war, auf einer Versammlung in Derenburg weilten, entführte er 998 mit Hülfe seiner Vettern Heinrich und Friedrich, aber wol ohne Wissen des Vaters, die ihm vorenthaltene Braut mit Gewalt aus den Mauern Quedlinburgs und brachte sie vor den nachsetzenden Verfolgern nach Walbeck in Sicherheit. Auf die Frage von Werner's Vater und einem Vasallen Ekkehard's erklärte Liutgard, daß sie bei ihrem Verlobten bleiben wollte. Die Fürsten aber setzten auf die Anfrage der Aebtissin einen Tag nach Magdeburg an, wo das Paar — sponsum cum contectali nennt sie Thietmar IV, 26 bezeichnend — seine Schuld bekennen oder verurtheilt werden sollte. Bußfertig und barfuß stellte sich W. hier ein, erbat und erhielt Verzeihung, indem er die Gemahlin zurückgab, die dann Mathilde, wol in guter Absicht für die Liebenden, wieder mit sich fort führte. Als dann Markgraf Ekkehard am 30. April 1002 gestorben war, kehrte Liutgard freiwillig zu ihrem Gatten zurück; im Januar 1003 scheint die Hochzeit gefeiert zu sein. Bald darauf, am 25. Januar 1003, starb Lothar auf einer Reise im Westen von Deutschland. Den Bemühungen seiner Wittwe Godila gelang es, daß König Heinrich II. die Lehen und die Verwaltung der Nordmark, wol schon während seines Aufenthalts in Sachsen um Ostern 1003, gegen Zahlung von 200 Mark Silber auf Lothar's Sohn W. übertrug. Ein Widersacher von diesem war Dedo von Meißen, der sich mit Dietburg, einer Tochter jenes Markgrafen Dietrich (Grafen v. Haldensleben?) verheirathete, von dem 983 die Nordmark in den Besitz von Werner's Vater Lothar übergegangen war. Schon im Juni 1009 hatte Dedo in Magdeburg den Kaiser gegen W. einzunehmen versucht. Doch waren die damals erhobenen Klagen nicht zur Entscheidung gekommen, da W. krank war und der Pfalzgraf Burchhard deshalb die Hegung des Gerichtes verschoben hatte. Da griff man in der Weise der Zeit zur Selbsthülfe. Auf Dedo's Anstiften wurde Wolmirstedt, ein Allod der Walbecker, niedergebrannt. Bald darauf lauerte W. bei dem Dorfe Mose unweit Wolmirstedt Dedo auf, überfiel und überwältigte ihn, obwol dieser ihm an Mannschaft weit überlegen war. Dedo selbst fand den Tod in dem Treffen, das wol am 13. November (9. Juli?) 1009 stattfand. Wegen dieser Gewaltthat wurde W. um Weihnachten desselben Jahres von dem Könige in Pöhlde der Nordmark entsetzt, die nun Bernhard, der Sohn jenes 983 abgesetzten Markgrafen Dietrich, erhielt. Mehrere Jahre darauf, am 13. November 1012, starb in Wolmirstedt Werner's Gemahlin Liutgard, die vor ihrem Tode noch den ihr nahestehenden Vetter ihres Gemahls, den Bischof Thietmar von Merseburg, hatte rufen lassen, der ihr die letzte Oelung ertheilte. Hatte die fromme Frau noch einen besänftigenden Einfluß auf den ungestümen Gemahl ausüben können, so kam ein solcher jetzt gänzlich in Fortfall. Wol schon früher hatte er, der Markgrafschaft beraubt, Verbindungen mit dem Polenkönige Boleslaw angeknüpft, die jetzt so offenkundig wurden, daß König Heinrich, während er im Februar 1013 in Magdeburg verweilte, ihn vor sich fordern ließ. Er scheute sich der Ladung zu folgen. Es ward daher die Acht über ihn gesprochen, und seine Güter wurden als die eines Rebellen beschlagnahmt. Doch glückte es ihm, durch Opfer an Gut und Geld die Gnade des Königs und das Heimathsrecht zurück zu erlangen. Aber auch danach kam er nicht zur Ruhe. Nochmals versuchte er mit Gewalt eine Frau sich zu erringen. Es war Reinhilde, Herrin von Beichlingen, die er — ob im Einverständniß mit ihr. oder durch Andere getäuscht, muß dahin gestellt bleiben — trotz ihrem dem Könige gegebenen Versprechen, ohne seine Zustimmung keinen Gatten zu wählen, mit gewaffneter Hand|entführte. Das Wagniß ist schon geglückt, als der Hülfruf eines Gefährten ihn in die Burg zurückzieht. Er wird umzingelt und verwundet, leistet aber so mannhaften Widerstand, daß niemand ihn mehr anzugreifen wagt; doch muß er sein Pferd im Stich lassen, um durch einen kühnen Sprung von der Mauer die Freiheit zu gewinnen. Durch einen nachfallenden Stein schwer verletzt, erreicht er noch die Seinigen, die ihn bis Wiehe in das Haus eines königlichen Amtmanns bringen. Dieser meldet dem König den Vorfall, der sogleich drei Edle abschickt, die ihn vor seinen Richterstuhl nach Merseburg schaffen sollen. Da der Kranke den weiten Weg nicht mehr zurücklegen kann, so läßt ihn einer der Drei, der ihm befreundete Graf Wilhelm von Weimar, in ein festes Haus nach Allerstädt unweit Memleben schaffen, um ihn so am Entrinnen zu hindern und besonders vor seinen Feinden zu schützen. Der Spruch der Fürsten machte die Entscheidung der Sache von der Stellungnahme Reinhilde's abhängig: sei die Entführung ohne ihren Willen geschehen, so habe W. sein Leben verwirkt, im anderen Falle aber sei es das Beste, daß er sie als Ehefrau heimführe. Ein Rechtstag war nach Alstedt schon angesetzt, doch es kam nicht mehr zum Austrage, da W. schon vorher, am 11. November 1014, seinen Wunden erlag. In allen Ehren wurde er zur Linken seiner Gattin in Walbeck beigesetzt, wo auch sein Großvater Lothar 986 die letzte Ruhe gefunden hatte. Jetzt ist dort von den Gräbern keine Spur mehr vorhanden. — Graf W. ist ein charakteristischer Vertreter der Tugenden und der Mängel des Ritterthums seiner Zeit. Ohne höhere Ziele, die seinem Wesen einen festen Halt, seinem Leben würdige Aufgaben gesteckt hätten, verschwendete er nutzlos in Fehden und Abenteuern seine Kräfte. Zur Gewaltthat geneigt und stets gern bereit mit dem Schwerte dreinzuschlagen, den Freunden aber in der Noth ein treuer Freund, besaß er die Eigenschaften, die man von einem Ritter der Zeit forderte in so hohem Grade, daß auch der Kaiser und selbst der Sohn jenes Dedo, den er erschlug, seinen frühen Tod aufrichtig beklagten. Nachkommen hat er nicht hinterlassen.

      Literatur
      Vgl. besonders die Chronik von Thietmar von Merseburg, dem Vetter Werner's. — Meibom's Walbeckische Chronik hg. von Abel (Helmstedt 1749). — v. Raumer's Regesta historiae Brandenburgensis. — Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich II., Bd. I u. II.

      [2]

  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S24] Allgemeine Deutsche Biographie, Zimmermann, Paul, "Werner, Markgraf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 30-32 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd136902081.html?anchor=adb.