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 Bohrer

von Aquitanien, Karl

männlich um 830 - 863  (33 Jahre)


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  • Name von Aquitanien, Karl 
    Geburt um 830  [1
    Geschlecht männlich 
    Titel/Amt/Status 856-863  Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [2
    Erzbischof von Mainz  
    Tod 4 Jun 863  [1, 2
    Beerdigung Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    • Sankt Alban
    Personen-Kennung I1013  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 15 Dez 2015 

    Vater von Aquitanien, Pippin I.,   geb. um 797   gest. 13 Dez 838 (Alter 41 Jahre) 
    Mutter von Madrie, Ingeltrud 
    Familien-Kennung F167  Familienblatt  |  Familientafel

  • Ereignis-Karte
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  • Notizen 
    • Karl Erzbischof von Mainz (856-863)
      - 863
      2. Sohn des Franken-Königs Pippin I. von Aquitanien und der Ringart von Madrie

      Werner Karl Ferdinand: Seite 450, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

      IV. Generation 15

      Zu Erzbischof Karl von Mainz siehe jetzt Th. Schieffer, Karl von Aquitanien, in: Universitas, Festschrift A. Stohr, Bd. 2, 1960,42ff.
      Anschließend an Pippin II. und Karl bringt Brandenburg zwei Töchter Pippins I. unbekannten Namens, Gattinnen der Grafen Gerhard und Rather. Wir sehen in ihnen Schwestern, und nicht Töchter Pippins I. (siehe oben III, 12 und 13), behandeln das Problem jedoch hier, wo der Brandenburg-Benutzer diese beiden KAROLINGERINNEN erwartet. Auszugehen ist von einer Nachricht der V. Hlud., c. 61, in der unter den Großen Aquitaniens, die sich nach Pippins I. Tod (838 XII 13) nicht auf die Seite Pippins II. schlugen, sondern zu Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN und damit zu seinem Sohne KARL hielten, genannt werden ... Gerardus ...comes et gener quondam Pippini, necnon Ratherius similiter comes Pippini gener ... (MG SS 2,645). Zunächst können die Lebensdaten beider Grafen über Brandenburg, Anmerkung zu IV, 13-14, hinaus ergänzt werden. Beide fielen 841 VI 25 in der Schlacht bei Fontenoy, vgl. Lot-Halphen 35, Anm. 4, wo aus der (früher irrig erst ins 12. Jahrhundert datierten, in Wahrheit bis auf wenige Interpolationen dem Verfasser selbst zugehörigen) Fassung C des Ademar von Chabannes (diese Stelle fehlt in der Ausgabe von Chavanon, Paris 1897, wo sie Seite 133 stehen mußte; Chavanon gab die vermeintlich späte Fassung C nur auszugsweise im Textapparat wieder) zitiert wird: ... Et in supradicto praelio (Fontaneti) occisis Ratherio et Gerardo, qui uterque erat gener (Pipini) ... Der gleiche Text (ed. Chavanon 132, dort Fasung C in Anmerkung) hat uns die Einsetzung Ramnulfs, des Sohnes von Graf Gerhard, zum Grafen von Poitiers 839 überliefert: Et Ramnulfum, filium Girardi comitis Arvernis, nepotem Willelmi fratris Girardi, comititem Pictavis praefecit ... (sc. Hlud. imp.). Zu Gerhard kann man auch noch auf einen Brief des Abtes Lupus von Ferrieres vom 11. August 840 hinweisen (ed. L. Levillain, Loup de F., Correspondance 1, 1927, 98, nr. 17): Zu dieser Zeit, knapp ein Jahr vor seinem Tod, befehligt Gerhard, princeps quondam et carus Pipini regis ("der einst, am Hofe Pippins I., Freund und erster Ratgeber des Königs war") eine in Limoges stationierte Truppeneinheit, mit der KARL Aquitanien kontrollieren wollte. Rather war, wie schon Brandenburg vermutete, Graf von Limoges, vgl. R. de Lasteyrie, Etude sur les comtes et vicomtes de Limoges, Paris 1874,17-19.
      Brandenburg hat sich, wie viele andere, die chronologische Unwahrscheinlichkeit der Deutung, Gerhard und Rather hätten Töchter Pippins I. zur Frau gehabt, nicht klar gemacht. Eine Tochter Pippins I., der 822 heiratete, konnte frühestens 823 geboren sein und frühestens etwa 838 einen Sohn Gerhards zur Welt bringen. Zu dieser Zeit (839, siehe oben) wurde aber Gerhards Sohn Ramnulf gerade Graf von Poitiers. Der gleiche Ramnulf, in den Quellen gefeiert als erfahrener und tüchtiger Heerführer im Kampf gegen die Normannen, durch dessen Tod (zusammen mit Robert dem Tapferen) bei Brissarthe 866 die Reichsverteidigung schwer getroffen war, wäre zur Zeit seines Todes, nach der von Brandenburg gegebenen Deutung, höchstens 28 Jahre alt gewesen! Auzias 130 und eingehnder Rev. Hist. 173, 1934, 97f. hat gener Pippini richtig als "Schwager" und nicht als "Schwiegersohn" gedeutet (vgl. jetzt auch J.F. Niermeyer, Mediae Latinitatis Lexicon Minus, fasc. 5, Leiden 1960, 465, s.v. gener: Normaldeutung Schwager, Gatte der Schwester; daneben Bruder der Frau und Schwiegervater. Belege für die Normaldeutung gibt er aus Arbeo von Freising, Widukind und Thietmar). Mit dieser Deutung entfällt jede chronologische Schwierigkeit. LUDWIG DER FROMME, bis 814 als König in Aquitanien amtierend, hat ebenso, wie er seine Tochter Alpais dem in Aquitanien tätigen Grafen Bego zur Frau gab, noch zwei weitere Töchter an aquitanische Große, Rather von Limoges und Gerhard von Auvergne (Clermont), gegeben. Dieser Auffassung hat sich schon J. Dhondt, Etudes sur la naissance des princioautes territoriales e France, IX-X siecle, Brügge 1948, 194, angeschlossen.
      Karl wurde von seinem Onkel Ludwig dem Deutschen zum Erzbischof von Mainz ernannt.


      Literatur:
      Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 130 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 128,288,321,368,390-392,410,521, 860 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 146,153 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 57,63 - [2]
    • Neue Deutsche Biographie - Karl von Aquitanien

      Erzbischof von Mainz, * circa 830, † 4.6.863, ⚰ Mainz, Sankt Alban

      Entgegen der Nachfolgeregelung von 817 (Ordinatio imperii) kämpfte Ludwigs des Frommen zweite Gemahlin Judith darum, auch ihrem Sohn Karl dem Kahlen einen Anteil an der Reichsherrschaft zu sichern. Ihrem Bemühen um die Herstellung persönlicher Bindungen innerhalb der Kaiserfamilie ist es fraglos zuzuschreiben, daß Karl zum Taufpaten des zweiten Sohnes Pippins von Aquitanien bestimmt wurde. Nach dem Tode Pippins aber schob der Kaiser das Nachfolgerecht seines Enkels Pippin II. beiseite und sprach Aquitanien mit weiteren gallischen Ländern seinem Sohn Karl dem Kahlen zu. Dabei blieb es auch 843 im Vertrag von Verdun.

      In Aquitanien aber behauptete sich Pippin II. über mehrere Jahre hin gegen Karl den Kahlen, zumal dieser sich 846 mit Lothar I. überwarf. Wohl um diese Zeit, also 846/47, begab sich K. – der damit erstmals in Erscheinung tritt – an den Hof Lothars, aber statt zugunsten Pippins einzugreifen, söhnte sich der Kaiser 849 mit Karl dem Kahlen aus, der daraufhin aus verstärkter Position den Kampf um Aquitanien wiederaufnehmen konnte. K. verließ den Hof Lothars, um zu seinem Bruder zurückzukehren, geriet jedoch in die Gefangenschaft Karls des Kahlen Im Juni 849 mußte er vor einer westfränkischen Reichsversammlung in Chartres seinen Eintritt in den Klerikerstand erklären, erhielt Weihen und Tonsur – womit er politisch ausgeschaltet war – und wurde nach Corbie in Klosterhaft gegeben. Auch Pippin II. unterlag schließlich, wurde 852 gefangengenommen und nach Soissons ins Kloster Sankt Médard verbracht. – Aquitanien war indes keineswegs befriedet, doch wandten sich die mißgestimmten Großen nicht wieder an Lothar, sondern an den ostfränkischen König Ludwig den Deutschen. Dessen Sohn Ludwig der Jüngere drang Anfang 854 mit Heeresmacht bis Limoges vor und brachte Karls des Kahlen Herrschaft in Gefahr. In diesem Augenblick entkam Pippin II. aus Soissons und kehrte nach Aquitanien zurück; die alten Anhänger liefen ihm wieder zu. Die Vermutung liegt nahe, daß dies mit dem – verzweifelten – Einverständnis Karls des K. geschah, dem es durch diese Kräfteverschiebung möglich wurde, Ludwig zum Abzug zu zwingen. Noch 854 gelang es aber auch K., der inzwischen zum Diakon geweiht worden war, aus Corbie zu fliehen. Er begab sich, vielleicht unmittelbar nach der Flucht, zu Ludwig dem Deutschen, der statt Lothar I. der entschiedene Widersacher Karls des K. geworden war. Während Pippin Anfang 856 in Aquitanien von neuem an Boden gewann und weithin wieder Anerkennung als König fand, wurde sein Bruder K. nach dem Willen des ostfränkischen Königs am 12.3.856 als Nachfolger des Hrabanus Maurus zum Erzbischof von Mainz erhoben.

      In den erzählenden und urkundlichen Quellen findet sich zwar kein Anzeichen dafür, daß K., des Königs Neffe, politischen Einfluß am ostfränkischen Hofe ausgeübt hätte, doch muß als sicher unterstellt werden, daß er Ludwig, an den sich 856 und 858 abermals aquitanisch- westfränkische Große wandten, im Entschluß zum Kampf gegen Karl den Kahlen nach Kräften bestärkte. Der Feldzug von 858/59 wurde jedoch ein Fehlschlag; der Friede von Koblenz setzte 860 der Westpolitik Ludwigs des Deutschen ein Ende. Pippin II. blieb seinem Schicksal überlassen; er geriet schließlich 864 wieder in Gefangenschaft und kam in strenge Haft nach Senlis. Die aquitanische Karolingerlinie war endgültig unterlegen.

      Über K. als Erzbischof liegen nur spärliche und zufällige Nachrichten vor, aus denen sich kein klares Bild ergibt. Er hielt um den 1.10.857 in Mainz eine Synode, die wohl als Provinzialkonzil zu verstehen ist; er überführte im Jahr 858 Heiligenreliquien nach Erfurt; er empfing vom Papst Nikolaus I. zwei Schreiben, die sich kasuistisch mit innerkirchlichen Fragen des Rechtes, der Zucht, der Buße befassen und 868 in die Kanones einer Wormser Synode eingegangen sind. Diese Zeugnisse erwecken durchaus den Eindruck, daß K. auf eine gewissenhafte Erfüllung seiner geistlichen Amtspflichten bedacht war. Sie ändern freilich nichts daran, daß dieser Karolingerprinz als Mainzer Erzbischof nur von der politischen Geschichte her zu verstehen ist, als eine teils aktive, teils passive Gestalt des noch gesamtfränkisch verflochtenen Zeitalters vor der Trennung von Deutschland und Frankreich.

      Literatur
      Th. Schieffer, K. v. A., Der Weg e. karoling. Prinzen auf d. Stuhl d. hl. Bonifatius, in: Universitas, Festschr. f. Bischof A. Stohr, II, 1960, S. 42-54 (Literatur). Die dort - in Übereinstimmung mit d. bisherigen Forschung - als unecht bezeichneten Schreiben Nikolaus’ I. (JE. + 2709. + 2710); MG Epp. VI 670 ff.) sind einer bevorstehenden Untersuchung von Wilfried Hartmann zufolge als authenthisch anzusehen. Epitaph in MGH Poetae IV 1037 n. 1 (späte Abschrift(en)). [1]


  • Quellen 
    1. [S21] Neue Deutsche Biographie Onlinefassung, Schieffer, Theodor, "Karl von Aquitanien" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 238 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd137950950.html.

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .